Durch den Verkehr auf den Zufahrtsstraßen wird auch die Innenstadt mit Feinstaub belastet. Foto: Schauer

Elsass-Metropole führt Umweltplakette ein / Einzelheiten sollen bis zum Herbst geklärt sein

Feinstaub ist auch in französischen Städte ein Problem. Auch in Straßburg sind längst erhöhte Werte festgestellt worden. Zum Herbst soll daher nun eine Umweltplakette eingeführt werden.

Straßburg. Es lag schon lange in der Luft – in Sachen Feinstaub und Stickstoffdioxid würde auch in Straßburg irgendwann mehr notwendig sein als nur allgemeine Warnungen vor überschrittenen Grenzwerten. Nun will man dort Nägel mit Köpfen machen. Ab September soll der Autoverkehr in den Zeiten mit zu hoher Luftverschmutzung eingeschränkt werden.

Es darf dann nur noch derjenige fahren, der eine Umweltplakette zu seinem Autooder Motorrad hat, wie Stadt und Stadtgemeinschaft jetzt bekannt gaben. Zuletzt habe man noch während der zehn Tage im Januar, in denen die zulässigen Höchstwerte überschritten wurden, darüber nachgedacht, für Fahrzeuge mit gerade und ungerade endenden Kennzeichen abwechselnd Fahrverbote zu erteilen, hieß es jetzt.

Nach einer EU-Richtlinie sind nicht mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft erlaubt. Diese Grenzwerte dürfen an nicht mehr als 35 Tagen im Jahr überschritten werden.

In Straßburg war dies jedoch an 45 Tagen für 2011, an 42 Tagen für 2012, an 51 Tagen für 2013, an 32 Tagen für 2014, an 31 Tagen für 2015 und an 19 Tagen für 2016 der Fall. Gemäß der Norm der EU leben in Straßburg insgesamt 1100 Personen in einem Bereich, in dem die Feinstaubbelastung über das Jahr gesehen zu hoch ist.

Ab September soll dies die französische Umweltplakette "Crit’air" regeln. Einzelheiten werden noch geregelt. Wer mit einer der Vignetten der "Euro 6 Norm" wann fahren darf, soll erst nach einer genauen Bilanz der Schadstoffbelastung festgelegt werden.

Die Neuregelungen sind geplant, obwohl man davon ausgeht, dass der Straßenverkehr nur zu etwa 20 Prozent an der Luftbelastung beteiligt ist. Die Masse der Luftverschmutzung wird der Industrie und dem Heizen mit Holz und Kohle zugeschrieben.

Umweltstudie wurde in Auftrag gegeben

"Die Frage ist nicht, wie wir bei Spitzenwerten handeln. Wie wir die Luftverschmutzung grundsätzlich klein halten, das ist unser Problem", beschrieb Oberbürgermeister Roland Ries den Handlungsbedarf. "Das Auto ist seit 25 Jahren mit jedem Jahr weniger in der Innenstadt. Unsere Maßnahmen bringen uns zwar bessere Luft. Aber in den Tagen, in denen im Großraum Straßburg der Grenzwert überschritten wird, sind wir im Zentrum auch dabei", stellte Ries in einer Ratssitzung fest. Die Autobahn mitten durch die Stadt sei ein Problem, das nicht ohne Weiteres abgestellt werden könne.

Daher sei nun eine Studie in Auftrag gegeben worden, die bis September unter anderem folgende Fragen beantworten soll: Was bringt es, die Geschwindigkeit um 20 Kilometer pro Stunde auf 70 zu senken? Was genau soll die Plakette erlauben? Wie soll man Tausende Fahrzeuge am Tag kontrollieren? Soll die Plakette das ganze Jahr über oder nur zu Zeiten mit Höchstwerten gelten? Wie lässt sich die Regelung sozialverträglich umsetzen? Roland Ries und Robert Herrmann, der Präsident der Stadtgemeinschaft, riefen aber schon jetzt dazu auf, sich die Plakette von "Crit’air" für 4,18 Euro zu besorgen. "Jeder ist als Bürger aufgerufen, zur gemeinsamen Anstrengung für gute Luft beizutragen", sagten beide.