Fast 26 Prozent stimmen für Front National / Macron hat in Straßburg eine Mehrheit

Es bleibt spannend im Elsass und in Straßburg: In den Departements hat Marine Le Pen die Nase nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl deutlich vorn – in der Europametropole liegt sie weit hinter Emmanuel Macron.

Elsass. In den Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin haben 25,69 Prozent der Wähler für Le Pen an der Spitze des rechtsextremen Front National gestimmt. Der konservative Republikaner François Fillon liegt mit 22,14 Prozent dahinter, für den europafreundlich und liberal gesinnten Emmanuel Macron votierten 21,27 Prozent. In Straßburg wurde entgegengesetzt gewählt: Macron erhielt 27,75 Prozent der Stimmen, gefolgt vom Sozialisten Jean-Luc Mélenchon mit 24,35 und Fillon mit 19,83 Prozent. Le Pen kam nur auf 12,16 Prozent.

Zwar hatte Straßburgs Oberbürgermeister Roland Ries vor der ersten Runde keine Wahlempfehlung ausgesprochen, angesichts seines sozialistischen Parteibuchs war seine Reaktion aber absehbar: "Ich freue mich, dass der Europäer Macron sich qualifiziert hat, und rufe mit Nachdruck jeden Bürger, der sich Fortschritt, Gerechtigkeit und Frieden verschreibt, dazu auf, Emmanuel Macron zu wählen", teilte er via Twitter mit.  Alain Fontanel, erster beigeordneter Bürgermeister, lud Macron ein, am Wochenende zum "Tramfest" nach Straßburg und Kehl zu kommen. "Das wäre eine Woche vor dem Duell mit Marine Le Pen ein starkes Symbol", schreibt er bei Facebook.

Auch Philippe Richert, Präsident der Region "Grand Est", wurde nach der Wahl deutlich: "Ich rufe dazu auf, im zweiten Wahlgang für Emmanuel Macron zu stimmen." Ebenso fordert der konservative Politiker Frédéric Bierry, Präsident des Generalrats des Bas-Rhin, "im Angesicht der Gefahr eines Wahlsiegs der extremen Rechten für Macron zu stimmen". Im "Grand Est" liegt Le Pen mit 27,8 Prozent vor Macron mit 20,7 Prozent. In Richerts Wohnort Wimmenau in den Vogesen erhielt Le Pen gar 39,23 Prozent der Stimmen, gefolgt von Fillon mit 20,16 und Macron mit 14,81 Prozent. "Keine Frage, die Ergebnisse sind ein harter Schlag und eine bittere Enttäuschung", so Richert.

Straßburg und Mulhouse sind im Elsass wie zwei Inseln, auf denen Le Pen keinen Platz hat. In Mulhouse waren 22,79 Prozent für Macron, 22,74 für Mélenchon und 19,70 Prozent für Le Pen.

In den 143 Straßburger Wahlbüros konnten aber offenbar nicht alle wählen, die wollten. Weil die Stadt die Listen für die obligatorischen Wählerkarten bereinigt hatte, gab es für Tausende keine Möglichkeit, zu den Urnen zu gehen. Hunderte wurden am Sonntag beim Landgericht vorstellig, um ihr Recht zu verlangen. Aus dem Rathaus heißt es, dass in den vergangenen zwei Jahren 16 042 Bürger aus den Wahllisten gestrichen worden seien. Sie hätten sich nach einem Umzug oder einer Änderung des Familienstands nicht umgemeldet, sodass ihre per Einschreiben zugeschickten Wahlscheine als unzustellbar zurückgekommen seien – was dann zu ihrer Streichung geführt habe.

So waren in Straßburg nur 136 807 Menschen zur Wahl zugelassen, von denen 78,44 Prozent an die Urnen gingen.