Deutsche und französische Vertreter haben zwei Projekte vorgestellt, mit denen Elsässer für den deutschen Arbeitsmarkt gewonnen werden sollen. Foto: Schauer Foto: Lahrer Zeitung

Programme: "Erfolg ohne Grenzen" und "Arbeitsmarkt auf 360 Grad" vorgestellt / Scheu überwinden

Die beiden Interreg-V-Projekte "Erfolg ohne Grenzen" und "Arbeitsmarkt auf 360 Grad" sind am Montag in Straßburg vorgestellt worden. Sie sollen dazu beitragen, den Arbeitsmarkt auf beiden Seiten des Oberrheins zusammenzuführen.

Straßburg. Ziel beider Projekte ist es, die Nachfrage nach Beschäftigung und beruflicher Ausbildung auf der französischen Rheinseite und das Arbeitsangebot auf der deutschen zusammenzubringen. Denn waren Ende Juni im Elsass 98 680 Menschen arbeitslos gemeldet, konnten in Baden-Württemberg rund 90 000 Stellen nicht besetzt werden. "Die andere Rheinseite mit ihren Arbeitsstellen ist für zu viele Elsässer eine Terra incognita, ein unbekanntes Land", betonte Patrick Roger, Präsident des "Maison de l‘Emploi" (Haus der Arbeit). Die amtliche Statistik zeige, dass es seit 1999 rund 20 Prozent weniger Grenzgänger gebe. Künftig sollen die Elsässer die andere Rheinseite wieder stärker als potenziellen Arbeitsmarkt wahrnehmen und nutzen.

Getragen werden die Programme von der Region "Grand Est" und vom staatliche Büro "Maison de l‘Emploi" in Straßburg. Entwickelt wurden sie mit Partnern aus dem öffentlichen und dem gesellschaftlichen Bereich – auch aus Baden-Württemberg. Der Maßnahmenkatalog reicht von Informationen zum Stellenangebot an sich über mehr individuelle Beratung bis hin zur aktiven Hilfe beim beruflichen Wechsel ins Nachbarland. Auch Schüler sollen motiviert werden, die Praktika, die vor dem Abitur anstehen, vermehrt in Baden-Württemberg zu absolvieren.

Für "Erfolg ohne Grenzen" ist bis Ende 2018 ein Budget von vier Millionen Euro vorgesehen. Die Hälfte soll Interreg V beisteuern, eine Initiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gibt als einer von acht Geldgebern 200 000 Euro dazu. Für "Arbeitsmarkt auf 360 Grad" stehen im Eurodistrikt Straßburg-Ortenau 400 000 Euro zur Verfügung – die Hälfte kommt vom EFRE. Straßburgs Oberbürgermeister Roland Ries sieht die Projekte ebenso wie Robert Herrmann, Präsident der Stadtgemeinschaft "Eurométropole", als gemeinsame Chance. "Wir haben 10,2 Prozent Arbeitslose, in der Ortenau gibt es rund 3000 offene Stellen", wissen beide.

Eine der Maßnahmen ist eine 31-seitige Werbebroschüre, in der für Arbeitsstellen in der Ortenau geworben wird. Sie wird in einer Auflage von 10 000 Stück verteilt und stellt unter anderem zehn Berufsgruppen vor. Gleich zu Beginn wird erklärt, dass die deutsche Sprache am Arbeitsplatz in sechs verschiedene Niveaus unterteilt werden könne. Arbeit gebe es auf der anderen Rheinseite auch für jemanden, der nur 400 Worte Deutsch könne. Die Scheu vor dem deutschen Arbeitsmarkt, da waren sich am Montag in Straßburg alle einig, müsse überwunden werden.