Auch für die Fans von schnellen und großen Autos hat das "Carijou"-Team einiges zu bieten.Foto: Schauer Foto: Lahrer Zeitung

Im "Carijou" wird Spielzeug ausgebessert und weiterverkauft

Das Spielen haben sie nicht neu erfunden. Dass es aber mit Spielsachen von gestern auch heute und morgen mit viel Freude geht, darauf sind sie in Frankreich, präziser in Straßburg, als Erste gekommen: die Macher des Spielwarenladens "Carijou" (Wortkombination aus Caritas und "Jouets", Spielzeug). Denn: Bei der Caritas hatten die Helfer schon seit den 1990er-Jahren regelmäßig Puppen, Teddybären & Co. in der Hand. Es gab immer genug Gründe, Spielwaren in kleine Hände zu geben. Daraus ist mit einer Portion alternativem Unternehmergeist und viel Solidarität im Jahr 2000 dann einiges mehr geworden, als nur ein Laden mit Second-Hand-Produkten fürs Kinderzimmer.

Mit großen Augen und platt gedrückten Nasen stehen die Dreikäsehochs vor dem Schaufenster und versuchen über die Auslagen hinweg einen Blick auf die 130 Quadratmeter große Verkaufsfläche zu erhaschen. Und was es dort alles gibt: Puppen, Autos, Eisenbahnen, Indianer- und Cowboyfiguren, Puppenhäuser, kleine Werkbänke, Kuscheltiere, Mini-Küchen, Bausteine – die Liste scheint endlos. "Und alle Spielsachen, die bei uns auf ein Kinderzimmer warten, haben durch die Bank schon in einem Kinderzimmer bewiesen, dass sie den Job, mit Kindern zu spielen, im Griff haben", sagt Samya Chatraoui, die sich im "Carijou" um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

Denn: Die große Welt des Spielens ist bei "Carijou" ohne Ausnahme second hand. Die Idee von wegen "gebraucht" ist aber falsch am Platz, betonen die Verantwortlichen. Alles, was die Kunden in die Hand nehmen, glänzt und funkelt wie frisch aus der Spielzeugfabrik. "Klar, alles hier kommt aus Kinderzimmern. Eltern und Kinder bringen es oder es wird in Schulen gesammelt. Und es sammeln Vereine oder die Belegschaft von Firmen", erklärt Chatraoui. Allein im Dezember seien so 40 Kubikmeter Spielsachen zusammengekommen. "Logisch, da ist bei manchem ein bisschen der Lack ab oder so. Aber das ist kein Problem für unsere Frauen. Sie reinigen, kämmen, bügeln, desinfizieren und bringen alles wieder auf Vordermann. Es wird gehäkelt, gestrickt oder sonst wie kunstfertig renoviert. Und alle Puppen sind schnell wieder schmuck für den Laufsteg in der Puppenfamilie. Autos und Züge flitzen wieder wie frisch aus der Werkstatt und jedes Puzzle ist komplett und in keinem Bilderbuch fehlt eine Seite. Alles steht wie am ersten Tag im Regal."

Natürlich hat auch bei "Carijou" alles ein Preisschild. Aber so groß die Mühe ist, die sich die Puppenmamas dort machen, so klein sind die Preise. "Carijou" ist ein Sozialwerk und hat das Prinzip der Solidarität zur Regel. Zum einen arbeiten hier neun Frauen, für die es auf dem französischen Arbeitsmarkt sonst keinen Platz gibt. Zum anderen soll das Spielen, das Kindern so lieb und teuer ist, nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. "Und immer mehr kommen zu uns, weil sie auch in Sachen Spielsachen nicht mehr in einer Wegwerfgesellschaft leben wollen. Und das ist nicht nur zu Weihnachten so", freut sich Chatraoui. "Und sowieso: Bei uns ist doch irgendwie das ganze Jahr Weihnachten", meint sie schmunzelnd und streichelt einem Teddybären über den Kopf. Thierry Schauer

Weitere Informationen: www.carijou.fr