Mehrfach gut gefüllt war der Plenarsaal des europäischen Parlaments in Straßburg während des Tags der offenen Tür. Foto: Schauer

Erstmals waren sowohl die Volksvertretung als auch der Europäische Rat zu besichtigen

Zum ersten Mal sind am Wochenende zum Tag der offenen Tür sowohl das Europäische Parlament als auch der Europarat in Straßburg zu besichtigen gewesen. Tausende nutzten diese Chance.

Straßburg. Während nebenan ein Marathonlauf stattfand, standen vor dem Europaparlament und dem Europarat am Tag der offenen Tür 12 400 Menschen in der Schlange. Die aktuelle Sicherheitslage machte forderte weitere 30 Minuten an Wartezeit ein, bevor man den Metalldetektor passiert hatte. Dann ging es hinein in das Hohe Haus der Europapolitik: erst die Rolltreppe und dann Gänge entlang bis in den Plenarsaal.

Zur Belohnung durfte man sich dann auf einen Platz der 751 Abgeordneten aus 28 Ländern setzen und Fragen an ein halbes Dutzend Parlamentarier stellen. Die etwa 500 Menschen, die pro Durchgang im Saal anwesend sein konnten, waren zur Hälfte Franzosen, zu einem Drittel Deutsche sowie Spanier, Italiener und Griechen und andere EU-Bürger, die in der Region leben. So war der Plenarsaal, in dem die EU-Politiker in zwölf Sitzungswochen mit je vier Tagen das Sagen haben, für mehr als zwei Stunden ein Ort für des Bürgers Stimme.

Nach dem Motto "wer nicht fragt, bleibt dumm", gab es Fragen zu allem und jedem: Niederlassungsrecht, Sozialpolitik und Arbeit, Steuern, Europas Umwelt in Not, das Studienprogramm Erasmus mit und nach Brexit und vieles mehr. Deutlich wurde: Ob jung, ob alt, welcher Nationalität auch immer – die Erwartungen an Europa sind vielfältig.

Die Besucher verlangten nach Informationen

Und auch vor und um den Plenarsaal herum, an rund vier Dutzend Ständen von Institutionen, Parteien und Initiativen, wurde viel gefragt. Die Assistenten an den Ständen waren vollauf damit beschäftigt, auf neugierige und auch kuriose Fragen zu antworten. Schnell wurde deutlich, dass Vieles im europäischen Alltag dann wohl doch nicht so ganz klar ist.

Viele junge Mütter standen an, denen das Europa von morgen wichtig war: "Wo ich mit meiner Familie in Europa stehe, ist zwar wichtig, aber wo meine Kinder hingehen, wo sie sein werden, das ist mir wichtiger", bringen es zwei Mütter auf den Punkt.

Es war also nicht nur ein Familienausflug ins Europaparlament. Natürlich wollten viele die Architektur, "die man ja nur vom Fernsehen kennt", einmal hautnah sehen – so auch zwei Studenten aus Lahr, ein Ehepaar mit Sohn aus Offenburg und eine Frau mit ihrer Mutter aus Karlsruhe. "Und die Politiker, denen wir sagen, was vor der Tür und in Europa geboten ist, die haben wir Zuhause", sagen die beiden, als sie am Ende des Rundgangs ankommen.

Dort war es in erster Linie die Architektur, die faszinierte. Das Haus des Europarats, das 1975 auf einem einstigen Tennisplatz aus rosa Beton erbaut wurde, ist etwas fürs Auge. Die 47 Staaten im Haus sind als Bewahrer von Demokratie und Menschenrechten in der Europäischen Union dem Bürger wohl doch zu weit weg vom Alltag. Auch der Stand des in Straßburg stationierten "Eurocorps" konnte sich eines regen Interesses erfreuen. So fing der Rundgangdamit an, dass man Europa gestaltet, und er endete damit, dass man das aufgebaute Europa verteidigt.

INFO

EU-Parlament

Im Europäischen Parlament tagen 751 Abgeordnete aus 28 Ländern in zwölf Sitzungswochen. Parlament und Europarat sind auch sonst für Besichtigungen durch Besucher geöffnet. Informationen zu den Besuchszeiten finden sich im Internet unter: www.europarl.europa.eu/portal/de