Gust Göhringer zeigt den richtigen Aufschlag Foto: Reinhard

SchwaBo-Mitarbeiterin wiederholt ihre erste Trainingsstunde beim Tennisclub Steinach

Es ist sehr heiß, an die 34 Grad, als ich die Anlage des Tennisclubs in Steinach betrete. Auf einem der vier Plätze spielen zwei junge Männer, ansonsten scheint bei der Hitze niemand Lust zu haben, Sport zu treiben.

Für die Sommerserie des SchwaBo wiederhole ich meine erste Tennisstunde. Als ich zwölf oder dreizehn Jahre alt war, war meine Mutter der Ansicht, dass ich Sport machen sollte. Sie meldete mich im Tennisclub an. Begeistert war ich nicht, aber ich bekam Trainerstunden und dann und wann spielte ich mit Mitschülerinnen. Ich weiß noch, dass ich angeblich ein recht gutes Ballgefühl hatte, aber im allgemeinen mochte ich keinen Sport und hatte immer wieder Ausreden.

In den vergangenen Jahren habe ich das manchmal bedauert. Darum fiel mir sofort Tennis ein, als es um unsere Serie ging. Der Tennisclub in Steinach bietet mittwochs Schnuppertraining an, das wusste ich und meldete mich an.

Vorübungen für das Ballgefühl

August "Gust" Göhringer erwartet mich. Wir gehen zu Platz Nummer vier. Schon der Belag der Plätze ist ein anderer als in meiner Jugend. Ich habe damals auf einem klassischen roten Ascheplatz oder Sandplatz gelernt. Im Frühjahr war ich bei der Einweihung der neuen Kunstrasenplätze in Steinach dabei und bin gespannt, wie es sich darauf spielt. Ich habe erwartet, dass man darauf nicht rutscht, aber das stimmt nicht. Die Umstellung ist nicht groß.

Göhringer hat einige Tennisschläger für mich zur Auswahl mitgebracht. Gleich der erste passt. Auch einen Eimer mit Bällen für Anfänger hat er dabei. Sie sind weicher als die "normalen" Bälle, die für Turniere genutzt werden und darum leichter zu spielen. Zuerst soll ich einen Ball mit dem Schläger prellen, das heißt, ich lasse ihn auf dem Schläger auf- und abhüpfen. Dadurch soll ich ein Gefühl für Ball und Schläger entwickeln. Dann prelle ich den Ball wiederholt auf den Boden und gehe währenddessen nach links oder rechts. Göhringer zeigt mir, die richtige Schlägerhaltung. Es fällt mir immer mehr von dem ein, was ich einmal gelernt habe. Er zeigt mir, wie ich umgreifen muss, je nachdem, ob ich einen Vorhand- oder Rückhandball schlagen will.

Dann darf ich zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen Tennisball returnieren, also zurückschlagen. Göhringer wirft mir einen Ball zu. Ich schlage ihn zurück und er landet natürlich im Netz, der nächste scheinbar im Himmel. So geht das einige Zeit weiter, aber ich bessere mich. Einige Bälle landen im gegnerischen Feld, genau wo sie hin sollen.

Bisher hat Göhringer mir die Bälle auf die Vorhand zugeworfen, das heißt, ich hole mit dem rechten Arm weit aus und kann mit Schwung den Ball zurückschlagen. Den Bewegungsablauf habe ich anscheinend noch nicht ganz vergessen, auch meine Fussstellung wird nicht korrigiert. Ich bekomme ein Lob von Göhringer und auch vom Breitensportwart Herbert Hinkelmann, nach dem Motto "Das verlernt man nicht".

Die "problematische" Rückhand

Aber dann wirft Göhringer die Bälle auf meine linke Seite, ich muss die Bälle als Rückhandbälle zurückschlagen. Rückhand bedeutet, dass mein Gegner meinen Handrücken beim Schlagen sieht. Göhringer erklärt mir, dass früher jeder Spieler erst einmal nur Vorhandschläge trainiert hat und das war auch bei mir so. Rückhandschläge habe ich damals nicht richtig geübt. Man kann sie nicht so kraftvoll schlagen wie die Vorhandbälle, auch wenn sie beidhändig geschlagen werden. Sie gelingen mir nicht. Göringer erklärt mir, wie ich zum Ball stehen muss und wie die Schlägerhaltung die Richtung des Balls bestimmt. Je nachdem, wie der Schläger gehalten wird, geht er knapp über das Netz, ganz nach oben oder bekommt einen gewissen Drall.

Die ersten Ballwechsel machen sehr viel Spaß

Nach einigen Übungsschlägen gibt Göhringer mir noch einige Tipps und geht auf die andere Seite des Netzes, nahe an die T-Linie. Ich stehe hinter "meiner" Grundlinie, so habe ich Zeit, die Bälle abzuschätzen, die er mir zuspielt. Er schlägt abwechselnd auf die rechte und linke Seite. Es kommen ein, zwei Ballwechsel zustande und mir macht es mittlerweile richtig Spaß, auch wenn ich den Ball oft nicht so treffe, wie ich will. Es ist heiß und ich muss viel rennen. Vielleicht fange ich doch mal wieder richtig an, Tennis zu spielen?

Während einer kleinen Pause erzählen Göhringer und Hinkelmann, dass Tennis auch der Mode unterworfen ist. Als Steffi Graf und Boris Becker an der Weltspitze spielten, hatten die Clubs großen Zulauf und neue Vereine wurden gegründet. Im Moment fehlen diese Vorbilder.

Der Aufschlag ist schwieriger als gedacht

Dann geht es weiter, ich übe Aufschläge. Zuerst darf ich die Bälle direkt aus der linken Hand mit dem Schläger in die Richtung des gegnerischen Felds schlagen. Die meisten landen erst einmal im Netz. Ich übe noch ein paar Schläge und die Trefferquote steigt. Die Aufschläge müssen diagonal in das gegnerische Feld geschlagen werden.

Dann übe ich einen "richtigen" Aufschlag. Es sieht bei den Profis so einfach aus, wenn sie den Ball gerade nach oben werfen, mit dem Schläger ausholen und schlagen. Ich werfe den Ball leider nicht kerzengerade nach oben und ich treffe ihn dann auch nicht. Das wiederhole ich ein paarmal, es sieht bestimmt sehr komisch aus, wenn ich mit voller Kraft Löcher in die Luft schlage. Der Trainer zeigt mir, in welcher Entfernung vom Körper ich den Ball gerade hochwerfen sollte, damit ich ihn gut treffe. Außerdem ist es besser den Ball richtig hoch zu werfen, ich habe dann länger Zeit mich zu konzentrieren. Das übe ich und und dann treffe ich den Ball, auch wenn er noch nicht da landet, wo er sollte. Aber ich gebe nicht auf und irgendwann gelingt es. Während Gust Göhringer mit mir Aufschläge übt, baut Hinkelmann die Ballmaschine auf. Auf Platz eins steht sie bereit und die beiden zeigen mir, wie die Maschine gezielt im Training eingesetzt wird, um bestimmte Schläge zu üben und zu vervollkommnen.

Die Ballmaschine als Trainingspartner

Die Richtung und die Geschwindigkeit können eingestellt werden und so bekommt der Spieler einen Ball nach dem anderen genau gleich zugespielt. "So genau bekommt das kein Trainer hin", sagt Göhringer. Er stellt sich mit mir auf die andere Seite des Platzes und zeigt mir noch einmal, wo ich mich hinstellen soll, wie ich mich am besten zum Ball hinbewegen und wie ich Moment des Schlages stehe. Auch die Schlägerhaltung korrigiert er. Dann lässt er Hinkelmann die Ballmaschine einstellen. Zum Trainieren ist die Maschine wirklich perfekt, nach und nach können die Fehler korrigiert werden. Auch einen anderen Vorteil hat die Ballmaschine. Wenn gerade kein Trainingspartner da ist, kann trotzdem geübt werden.                                                               Christina Kornfeld

INFO

Das Training

Der Tennisclub Steinach bietet jeden Mittwoch ein Breitensporttraining an. Der Abend ist für Anfänger und Fortgeschrittene. Unter Anleitung wird versucht den Spaß fürs Tennis zu wecken. Es kann allerdings kein professionelles Training garantiert werden. Weitere Informationen gibt es unter www.tcsteinach.de. Auch andere Clubs bieten Trainingsstunden an.

INFO

Sommerserie

Hiermit ist die Sommerserie des SchwaBo "Ich mach`s nochmal" abgeschlossen. Redakteure und Mitarbeiter haben Prüfungen, Kurse und Ähnliches nach langer Zeit wiederholt und beschrieben, was sich im Laufe der Zeit geändert hat, woran sie sich erinnern und was sie beeindruckt hat.