Eberhard Glatz (rechts) zeigte den Besuchern unter anderem den Mahlstein. Foto: Kiryakova

Zahlreiche Besucher kommen in die Glatzen-Mühle / Umfangreiche Vorbereitungen

Das Wetter war für Wander- oder Bikertouren mit Ziel Glatzen-Mühle in Seelbach ideal. Am gestrigen Mühlentag war das markante Gebäude an der Schutter, das heute ein technikgeschichtliches Museum ist, wieder Ziel zahlreicher Besucher.

Seelbach. Gegen 9.30 Uhr herrscht reges Treiben am Platz vor der Mühle. Der Stauweiher, das erste Schwimmbad in Seelbach vor dem Ersten Weltkrieg, ist dagegen verlassen. Den Enten wird der Trubel der rund 40 Mitglieder des Schwarzwaldvereins schlicht zu viel gewesen sein. Da es gerade nieselt, stellen die Helfer Zelte und große Sonnenschirme an den Tischen und Bänken auf. Die würden auch gegen die Sonne schützen. Der Holzboden auf dem Rasen, die Theke sind bereits verlegt. Hier ist alles in trockenen Tüchern. Für die Theke schieben die Helfer gerade die letzten Bänke zurecht. 40 Torten und Kuchen, die die Vereinsmitglieder vorher zubereitet haben, stehen für die Besucher bereit.

Manuela Willmann, die Vorsitzende des Seelbacher Schwarzwaldvereins, blickt prüfend in die Runde und in den Himmel. "Schwimmbadwetter ist gar nicht", erklärt sie den Blick nach oben. Regen wäre aber auch nicht gerade gut. Eine halbe Stunde später ist es mit dem Nieselpriem dann aber auch vorbei. Der Himmel ist zwar bedeckt, aber es regnet nicht mehr. Also ist das Wetter jetzt ideal für Wanderer und Radfahrer, die sich auf den Weg machen – mit Ziel Glatzen-Mühle.

Die ersten Führungen sind ab 10 Uhr möglich. Mit der Bewirtung beginnt der Schwarzwaldverein von 11 Uhr an.

Eine Familie mit kleinen Kindern möchte sehen, wie die Mühle in Betrieb ist. Dazu gesellen sich andere Gäste. Eberhard Glatz, der das Museum zusammen mit seiner Frau Wilma Schwörer-Glatz betreibt, fängt mit einem halben Dutzend Gäste im oberen neueren Teil mit den zwei Sägen an. Die stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und aus der Zeit, als Seelbacher – übrigens streng nach Geschlechtern getrennt – im Teich schwimmen konnten. Glatz, der die Mühle restauriert hat und unterhält (siehe Info), legt einen Hebel um, der das idyllische Bild der "klappernden Mühle am rauschenden Bach" schnell Lügen straft. Die eine Säge bewegt sich erst langsam auf und ab, dann wird das Geratter immer schneller.

Ähnlich verhält es sich ein Stockwerk tiefer. Die gewaltige Mechanik rumpelt ordentlich. Der Mahlstein und die Pressen lassen – durch die gewaltige Wasserkraft angetrieben – das Gebäude erbeben. Unterhaltung ist erst wieder möglich, wenn das Wasserrad nicht mehr in die Mechanik eingreift.

Im Gegensatz zum Schwarzwaldverein, der morgens um 8 Uhr angefangen hat, Theke und Bänke für die Bewirtung aufzubauen, hat Glatz für den Mühlentag nichts gesondert vorbereiten müssen. Das Museum hat für jedermann zwar nur am Mühlentag den ganzen Tag über geöffnet. Aber die Glatzen-Mühle ist das ganze Jahr über – nach Anmeldung – zu besichtigen. Glatz ist, was das Wetter angeht, derselben Meinung wie Manuela Willmann. Beide behalten recht: Um die Mittagszeit strömen die Besucher stetig zu der Mühle.

INFO

Geschichte

Die Glatzen-Mühle ist das erste Mal in der Mitte des 18. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Aufgrund bestimmter Konstruktionen ist aber sicher, dass eine Mühle hier bereits vorher gestanden hat. Seit dem Jahr 1909 gehört die Mühle der Familie Glatz. Die Nutzung als Getreideund Ölmühle ist im Jahr 1945 beendet worden. Die Mühle ist im Jahrhunderthochwasser 1987 schwer beschädigt worden. Der heutige Inhaber Eberhard Glatz hat sie danach restauriert und als Museum samt Gastronomie ausgebaut.