Der Scanner liegt schon griffbereit, sodass auch diese Buchtitel digital erfasst werden können. Foto: Baublies

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen erfassen in den Sommerferien rund 7000 Titel

Die Bücherei im Rathaus erhält ein digitales Ausleihystem. Was früher mit Karteikarten und Stempel getätigt wurde, sollen nach den Ferien der Scanner und "Kollege" Computer erledigen. Rund 7000 Titel und die Daten der Besucher werden dafür erfasst.

Seelbach. Die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wird dadurch besser organisiert. So bleibt mehr Zeit für diejenigen, die Bücher ausleihen möchten. Anfragen wie die eines Kindes während des Besuchs des Berichterstatters – "ich will das Buch mit dem Pferd" – erfordern eben Zeit und Aufmerksamkeit.

Bis zu den Sommerferien hatten alle Bücher eine Karteikarte. Die Ausleihe war also reine Handarbeit, wobei die Ausleihfrist mit einem Stempel vermerkt wurde. Die Statistik, wie viele Besucher zum Beispiel am Samstag oder Mittwoch da waren, wurde per Strichliste angefertigt.

Das wird sich nach den Ferien ändern. Seit etwa drei Wochen wird die Bücherei auf eine digitales System umgestellt. An einem Mittwochmorgen sind Brigitte Nielsen-Pohnke und Beate Schilling beim Erfassen. Die Arbeit wäre eigentlich eintönig, wenn da nicht die Liebe zur Literatur und zu Büchern wäre. Diese Liebe teilen die beiden Ehrenamtlichen, die beim Besuch mit Scanner, Tastatur, Maus und Wischtuch werkeln, mit vier Kolleginnen, die diese Arbeit dort abwechselnd erledigen (siehe Info-Kasten).

Neben dem Scanner kommt auch ein Staubwedel zum Einsatz

Der Datenbestand ist beim Buchstaben "T" angelangt, wohlgemerkt erst bei der Belletristik. Es gibt aber noch Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und – relativ neu – die Abteilung mit CDs, also Hörbücher. Die Bücher müssen aus den Regalen geholt und erfasst werden, wobei auch der Staubwedel ins Spiel kommt. Bei der Gelegenheit werden die Regale nämlich gleich mitgeputzt und die Bücher entstaubt.

Meist erkennt der Scanner das Buch an dem Strichcode, der im Einband eingedruckt ist. Dann erscheinen der Titel des Werks, Autor, Verlag, Erscheinungsjahr und der Ort des Verlags automatisch in der Maske am Rechner. Das Buch bekommt ein vorgedrucktes Etikett zugewiesen – und diese eigene Nummer weist dem Titel den "neuen" Platz in der Datenbank "Seelbacher Gemeindebücherei" zu. Bei den Regalen wird sich bis zum vorübergehenden Auszug in rund zwei Jahren, wenn das Rathaus saniert wird, nichts ändern.

Der Scanner funktioniert meistens, erklären die zwei Mitarbeiterinnen. Wenn nicht, tippt eine von ihnen die ISBN-Nummer von Hand ein. Dann erscheinen alle Daten nach dem Abgleich mit der Datenbank eines Online-Buchhandels. Wenn auch das nicht klappt, müssen die Daten komplett von Hand eingegeben werden, da ist dann das Vier-Augen-Prinzip bei der Fehlervermeidung sehr hilfreich. Erst dann ist Kreativität gefragt. Die Verschlagwortung erfolgt in Eigenregie, sollte aber so geschehen, dass die Schlagworte den Mitarbeiterinnen und den Besuchern bei der Ausleihe helfen.

So weit so gut. Erstaunlich, das ist der Tenor, waren aber etliche unbekannte Bücher. Nielsen-Pohnke und Schilling präsentieren den Titel "Gertrude und Claudius" des US-Amerikaners John Updike. Laut Klappentext erzählt der Autor die Geschichte eines Verrats am Hof von Helsingör nach den Quellen eines gewissen Saxo Grammaticus aus dem 12. Jahrhundert und nach der späteren Tradition eines Franzosen namens Françoise de Belleforest aus dem 16. Jahrhundert. Aus diesen zwei Quellen schöpfte übrigens Shakespeare den historischen Hintergrund für seinen "Hamlet". Der britische Dramatiker gehört nicht zum Bestand der Seelbacher Bücherei. Aber eine Klassiker-Abteilung gibt es. So bleiben "Schuld und Sühne" Fjodor M. Dostojewskis in der Übersetzung vom Anfang des 20. Jahrhunderts ebenso im Bestand wie der Wälzer "Die Brüder Karamasow" desselben Verfassers. Auch die Werke Karl Mays werden nicht aussortiert. Die stehen aber nicht bei den Klassikern, sondern bei den Jugendbüchern.

Die Beliebtheit – genau gesagt die fehlende Beliebtheit – soll übrigens künftig über das Wohl und Wehe eines Titels entscheiden. Wenn ein Buch vier Jahre nicht ausgeliehen wird, soll es aussortiert werden und Platz für neue Titel schaffen.

INFO

Wer macht was?

Mit der Erfassung der Titel der Gemeindebücherei sind neben Brigitte Nielsen-Pohnke und Beate Schilling noch Barbara Eisele, Franziska Werth, Simone Brandenburger und Marianne Otzko betraut. Sie bilden das Team der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Beate Müller von der Tourist-Info im Rathaus, die vonseiten der Gemeindeverwaltung für die Bücherei zuständig ist, kümmert sich darum, dass die Karteikarten der Familien oder der Einzelausleiher in den Datenbestand übernommen werden. Dabei geht es insgesamt um rund 7000 Buchtitel und 360 Karteikarten. Leser hat die Bücherei aber wesentlich mehr: Die Karten gelten auch für Familien.