"111 Jahre organisierte Fasent in Seelbach" wurde gestern beim Umzug gefeiert. Foto: Baublies

Eulen sorgen beim Narrenbaumstellen, Zunftabend und Umzug für jede Menge Stimmung / Zahlreiche Zünfte zu Gast

Es war einmal mehr ein gelungener Auftakt: Mit den Narrenbaumstellen, dem Zunftabend der Eulen und einem grandiosen Umzug am Sonntag haben die Seelbacher Narren die Fastnacht eröffnet. Mehrere Tausend Besucher waren dabei.

Seelbach. Am Samstagvormittag waren bei Sonnenschein mit sicher mehr als 100 Zuschauern eine ganz erkleckliche Anzahl Besucher gekommen, um zu sehen, wie die Seelbacher Zünfte die Fasent einläuteten. Am Abend war der Zunftabend der Eulen bunt, schrill und sehr gut besucht. Nein, die Wände haben nicht gewackelt. Architekten verstehen ihr Handwerk. Am gestrigen Sonntag lockte auch der Umzug mit rund 2000 organisierten Narren und sicher ebenso vielen Zuschauern für gute Unterhaltung.

"Viel Rauch um nichts", spöttelte eine Eule, als das bengalische Feuer in der prallen Sonne am Samstagvormittag verpufft war, etwas Schwefelgeruch in der Luft lag und der Geheimrat nicht aus der Flasche wollte. Clemens Gür machte es spannend, bis er dann doch den Korken gelöst hatte und mit einem Grinsen die klebrigen Finger nach dem Säckel der Gemeinde und dem Rathausschlüssel ausstreckte. Die Zimmermänner hatten dafür den Narrenbaum in Rekordzeit in die Höhe gewuchtet. Woher der Schultes Thomas Schäfer das Geld für den dreisten Dieb, Geheimrat Carl Philipp von Schmidt zu Dautenstein, hernehmen würde, blieb allerdings ungeklärt. Befindet doch der Rat erst am heutigen Montag über den Haushalt 2017. Schäfer reimte aber sinngemäß, dass er der Narretei weichen würde. Zur Information: Der Rat tagt am Montag von 18.91 Uhr an. Am Abend war dann im Bürgerhaus die Zeit aus den Fugen: Marschierten doch die Eulen und Schägenesthexen Punkt 20 Uhr ein. Was war mit der krummen und brav angekündigten närrischen Zeit 20.11 Uhr geschehen? Den Gästen war das freilich herzlich egal.

Alleine die Conférenciers Silvia Franke als Putzfrau und Frank Schwörer als Hausmeister sorgten zwischen vielen bunten Auftritten für wunderbare Unterhaltung. Franke wusste zwar nicht so recht, ob denn die Kratzbürste oder doch ein Putzteufel die bessere Animation wäre. Ein Ritt auf dem Besen – der Abend war da schon fortgeschritten – war aber wirklich sehenswert. Kein Schelm, wer da an eine "waschechte" Hexe denkt.

"De Kurz und de Long" mit Kalauern

Richtig böse waren die "Trauerschnallen" aus Önsbach. Kostprobe: Auf dem Grabstein des Geisterfahrers sei nachzulesen: "Er war stets entgegenkommend." Autsch! Da fiel dann nicht weiter ins Gewicht, dass sich das Quartett mit Leichenbittermiene und dem niederrheinischen "Helau" nach einer Zugabe wieder verabschiedete. Chiara Klumpp reimte von den Erfahrungen des Vaters, der doch gerne Heimwerker wäre. Seitdem öffnet sich beim Klingeln an der Haustür die Kühlschranktür. "De Kurz und de Long" (Siegfried Wacker und Frank Schwörer) pflegten mit ihren Kalauern wie immer die "seeeehr geeedeeehnte" Langeweile zwischen jedem Buchstaben, das aber sehr zur Erheiterung der Gäste.

Die "Schiewebube" – Wolfgang und Clemens Gür – standen den Önsbacher Lästerzungen nicht nach. Vielleicht haben sich da die Balken ob der Flunkerei doch ein wenig gebogen? Grandios war wie immer der Auftritt des "Männerballetts". Melanie und Nicole Pferrer hatten sich Tage zuvor mächtig ins Zeug gelegt, den Herren der Schöpfung – in sehr groben Netzstrümpfen und neckischen Oberteilen, grellen Stolas und schrillen Perücken – beizubringen, wie man das Bein möglichst kokett anhebt. Das geriet wie immer grandios daneben. Zugabe gefällig? Aber ja doch.

Der gestrige Sonntag lockte dann bei Kaiserwetter viele Gäste an. Galt es doch, 111 Jahre organisierte Fasent in Seelbach zu feiern. Im Jahr 1906 hatte sich ein "Gemütlichkeitsverein" gegründet, der die Fasent im Schuttertal beleben wollte. Das gelang auch heuer, dank der vielen Zünfte – und noch mehr Konfetti.

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