Der Kupferstich Luthers von Lucas Cranach ist weltberühmt. Foto: Archiv

Reformator nutzte den Buchdruck wie niemand vor ihm / Einige Aussagen müssen heute kritisch gesehen werden

Der Mönch, Professor und Reformator Martin Luther, die zentrale Figur der Freilichtspiele, hat seine Zeit geprägt und polarisiert wie niemand sonst. Auch 500 Jahre nach der Veröffentlichung der Thesen eine spannende Geschichte.

Seelbach. Die Weimarer Ausgabe der Schriften Luthers, die erst im Jahre 2009 fertiggestellt wurde, umfasst 122 Bände. Dazu gibt es weitere Ausgaben seiner Tischgespräche und seiner Briefe. Luther war aber nicht nur ein äußerst produktiver Schriftsteller der Reformation. Seine Vorlesungen an der Wittenberger Universität aus der Zeit vor dem Thesenanschlag sind vollständig erhalten und Schüler haben die sogenannten "Tischgespräche" Luthers sorgsam notiert. Was Luther mitunter so nebenbei und vielleicht unbedacht gesagt hatte, ist bis heute zugänglich. Seine Äußerungen waren häufig polarisierend: Zum Beispiel verdammt er einerseits das Amt des Papstes als das des "Antichristen". Andererseits wollte Luther lediglich eine Reformation der Kirche mit seinem Wirken erreichen. Eine neue Kirche zu schaffen war nicht seine Absicht. Luther hetzte auf auch heute widerwärtige Weise gegen Juden und, als sich seine Bewegung mit den Bauernkriegen 1525 selbstständig machte, gegen diese "Rotten".

Wann genau Luther die Idee hatte, gegen den Ablass zu Felde zu ziehen, lässt sich, trotz der Fülle an Dokumenten, nicht feststellen. Luther hatte Vorläufer wie John Wyclife und Jan Hus, die rund 100 Jahre vorher auf dem Konstanzer Konzil verurteilt wurden. Der Engländer, der bereits 1385 gestorben war, wurde ausgegraben und seine Gebeine auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wer erkennen will, wessen Geist in der römischen Kirche zur Zeit Luthers vorherrschte: Das mag ein gutes Beispiel sein.

Luther war der erste "Bestsellerautor" und damit ist nicht nur seine Bibelübersetzung gemeint. Er – und seine Frau Katharina von Bora – sorgten sich gewissenhaft um die Weitergabe seiner Ideen, gerade als Luther um 1525 der unbestrittene Kopf der protestantischen Bewegung war. Luther nutzte das relativ neue Medium Druck für seine Sache aus wie niemand vor ihm. Neben seinen Schriften gab es auch etliche Drucke seines Konterfeis. Der Kupferstich, den Lucas Cranach nach einem eigenen Gemälde um 1520 angefertigt hatte, erlebte für damalige Verhältnisse große Auflagen. Das Bedürfnis nach einem Bild war ganz neu. Die Teilübersetzung der Bibel war auf der Leipziger Messe 1522 der erste Bestseller. Die erste Auflage von 3000 war im Nu verkauft. Bis 1533 erlebte die "Lutherbibel" 22 Auflagen und 110 Nachdrucke. Das sperrige Konvolut kostete dabei deutlich mehr als die meisten Menschen der Zeit in einem Jahr zum Leben benötigten.

Wenn es einen einzigen Begriff gibt, wie man Luthers Ideen und den Anstoß zur Reform benennen will: Das Heil des Menschen kommt alleine aus der Gerechtigkeit Gottes. Luther, der die 95 Thesen zuerst auf Latein veröffentlichte, sprach da von "sola gratia" (allein aus Gnade).

Zwischen den Extremen, mit denen der Mensch Luther aufgrund der unzähligen Äußerungen beschrieben werden kann, ist sicher, dass er einen unbeirrbaren Glauben an Gott und seine eigenen Ideen gehabt hat. Genauso sicher hat Luther – neben der Unterstützung durch viele Freunde – auch persönlichen Mut gezeigt. So sagte er, trotz der Androhung der Reichsacht, auf dem Wormser Reichstag (1521): "Da mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen."

Der viel zitierte Satz, "Hier stehe ich und kann nicht anders", ist dagegen sicher nicht gefallen. Die Protokolle aus Worms sind ebenfalls überliefert.

INFO

Termine

Das Stück "Martin Luther" wird an folgenden Tagen im Klostergarten aufgeführt: Samstag, 9. September, 18 Uhr, Sonntag, 10. September, 18 Uhr, Mittwoch, 13. September, 18 Uhr, Freitag, 15. September, 18 Uhr, Samstag, 16. September, 18 Uhr und Sonntag, 17. September, 15 Uhr. Karten gibt es bei der Kultur- und Tourist-Info, Telefon 07823/94 94 52 und an der Abendkasse und kosten zwischen 15 und 26 Euro.