Besuch in der Backstube bietet viele Aha-Erlebnisse / Herze, Kringel und Würste aus Teig
Zwölf Kinder haben sich in der Bäckerei Dilger am Brezelbacken versucht. Das ist gar nicht so einfach, macht aber großen Spaß, stellten die Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis zehn Jahren fest.
Seelbach. "Hokus Pokus" sagt Bäckermeister Edgar Dilger, während er in seiner warmen Backstube den Brezelteig im Nu zu einer schön geformten Brezel schwingt. Nur mit diesem Zauberspruch gelinge es, der Brezel die passende Form zu geben, erklärt er seinen jungen Gästen schmunzelnd. Doch als die Kinder später ihren Teigling als Brezel mit "Hokus Pokus" schwingen wollen, kommt bei den meisten nicht das erwartete Ergebnis heraus.
Zu Beginn standen die Kinder mit staunenden Augen vor den großen, bereits von Bäckermeister Edgar Dilger vorbereiteten Teigballen, aus denen im Lauf des Vormittages Brezeln entstehen sollen. Zunächst werden aus jedem Teigballen mit der großen Teigteil- und Wirkmaschine 30 kleine "Brüche" eingeteilt. Die kleine Mia erhält dabei gleich einen Stäuber Mehl auf ihr schwarzes T-Shirt – Dilger erklärt, dass dies ein Grund sei, weshalb Bäcker weiße Kleidung tragen. Anschließend kommt die Hörnchenwickelmaschine zum Einsatz. Aus ihr kommen nacheinander viele gerollte Teigstücke heraus, welche die Kinder auf den beiden großen Holztischen in der Backstube bearbeiten dürfen.
Bäckermeister zaubert ein Brezelmännchen
Maria Ruf, seit 16 Jahren Mitarbeiterin bei Familie Dilger, erklärt mit ihrem Chef nochmals die Vorgehensweise – und Dilger zeigt den Kindern die verschiedenen Formen – Brezeln, Knoten, Zöpfe – und "bastelt" er sogar ein Brezelmännchen. Mit Eifer machen sich die Kinder nun an das "Hokus-Pokus-Brezelschwingen", die meisten müssen ihre geschwungene Brezel jedoch nochmals neu bearbeiten, denn es sah beim Bäckermeister viel einfacher aus, als es tatsächlich war.
Dilger erklärt daher noch das "Brezellegen", eine einfachere Form, jedoch zeitaufwendiger, die den Kindern besser gelingt. "Wichtig ist, dass der Teig in der Mitte dicker als außen sein soll", erklärt Dilger. Jedes Kind darf zehn Teiglinge bearbeiten und auf die eingeteilten Backbretter legen. Nicht nur Brezeln und andere bekannte Laugegebäckformen entstehen dabei, sondern auch Herze, Kringel, eine Brezelwurst, Brezelschnecke oder Teiggesichter.
Auf den Backbrettern liegen nun die geformten Brezeln und Figuren der Kinder und warten darauf, mit dem "Schießer" – ein flaches Holzbrett mit Holzstange –, in den großen heißen Backofen geschoben zu werden. Doch die Laugenteile müssen noch etwas im Gärraum ruhen und anschließend gelaugt werden, bevor sie in den Ofen geschoben werden.
Zwischendurch dürfen die Kinder noch frühstücken, sie erhalten Limo und Brezeln. Dann ist es endlich soweit: Nach einer Backzeit von etwa 20 Minuten dürfen die Kinder ihre selbst geformten Kunststücke freudig bestaunen, die Bäckermeister Dilger mit dem "Schießer" aus dem Ofen holt.
Es duftet herrlich nach frischen Brezeln – und die strahlenden Kinderaugen verraten, welchen Spaß sie an dem lehrreichen und produktiven Vormittag in der Bäckerei Dilger haben. Alle dürfen ihre Brezeln und Laugenteile gegen die Mittagszeit dann in großen Tüten mit nach Hause nehmen.
INFO
Bäckerei mit großer Tradition
Von Siegfried Schreiber und seiner Frau Erika haben Bäckermeister Edgar Dilger und seine Frau Nicole 1991 die altehrwürdige Bäckerei in der Seelbacher Tretenhofstraße 8 übernommen, die seither als "Dilgerbeck" bekannt ist. Dilger hatte als Auszubildender das Bäckerhandwerk bei Siegfried Schreiber erlernt. Bereits seit dem 18. Jahrhundert existiert die Seelbacher Bäckerei. Die Seelbacher kennen sie noch unter den Namen "Schwerbeck" (Besitzer Josef Schwörer) und "Schreiberbeck" (Besitzer Wilhelm Schreiber, später sein Sohn Siegfried Schreiber). Aktuell ist Edgar Dilger auf der Suche nach einem Bäckergesellen. Wer Interesse hat, kann sich unter Telefon 07823/56 17 melden.