Rund 100 Gäste hat Jörg Kräuter mit seinem Programm "Psychobadisch" begeistert. Foto: Baublies

Mit Jörg Kräuters "Psychobadisch" gehen die vierten Seelbacher Kulturtage zu Ende

"Psychobadisch" könnte der Versuch sein, ein Kabarett mit Ordnung und Struktur zu gestalten. Das ist Jörg Kräuter, ein badisches Urgestein des eher trockenen Humors, so gründlich misslungen, dass die gut 100 Gäste quietschvergnügt waren.

Wittelbach. Kräuter wünschte sich im Alten Bantlehof in Wittelbach eingangs ein Publikum mit einer richtigen Struktur. Die, die wegen des Programms gekommen wären, säßen idealerweise auf der einen Seite und die, die mitkommen mussten, würden separierte Plätze haben, so der Kabarettist. Wäre Ordnung eine Tugend – auch im Kabarett – wäre der Gedanke an das Recht nicht so fern. Auch das kann komisch sein, selbst wenn der Humor hier etwa so trocken daherkommt wie die Wüste Gobi.

Kräuter dankte am Ende für den Applaus mit der Ergänzung. "Klatschen ist eine freiwillige Leistung des Publikums." Der Künstler nehme das als eine Art Spende an. Und hier schlug dann das Herz des Badeners nach. Wenn ein Schwabe Applaus spenden würde, bedürfe es dann auch einer Spendenbescheinigung. Da gab es dann wiederholt den entsprechenden Beifall. Lag das an der Breitseite gegen die Schwaben oder an dem Recht auf Spenden mittels Beifallsbasis? Aber hier war dann Kräuter ganz zufrieden. Das klang doch sehr nach Zugabe und hatte endlich auch die korrekte Metrik, samt Takt, Rhythmus und Dynamik. Dort könnte endlich doch so etwas wie Ordnung erkennbar gewesen sein.

Kabarettist entzündet im Alten Bantlehof ein Feuerwerk an Sprachwitz

Der Humorist aus Bühl entzündete am letzten Abend der vierten Seelbacher Kulturtage insgesamt ein Feuerwerk an Sprachwitz, das er aber – zumindest teilweise und sehr gekonnt – als das genaue Gegenteil servierte. Die eher sparsame Mimik hatte den Grundton, als habe er gerade ein Fass eingelegte Heringe verkosten müssen und es gelte, diese jetzt auch noch zu belobigen.

Dabei ist Kräuter in der Lage aus ein oder zwei Wörtern ein sprachliches Ungetüm zu kreieren. So würden, und hier war der Komiker ein Beispiel, die Badener mit Satzzeichen sprechen. "Jetz mache mol ä Punkt." Das waren noch viereinhalb Worte. Ganz im Gegensatz unterschied Kräuter ein "Hä" – das sogenannte kurz gesprochen Fragezeichen – mit "Häää", dem lang gesprochen Fragezeichen. Sein Kommentar dazu: "Was er meint, sagen zu müssen, ist noch nicht spruchreif gedacht."

Kräuter hat Spaß an der Sprache und deren Fettnäpfchen

Überhaupt hatte Kräuter mit der Sprache und deren vielen Fettnäpfchen seine helle Freude. So würden Badener den grammatikalischen Fallstrick der "bejahenden Verneinung" kennen. Ein beliebiger Er würde fragen: "Hast du keine Lust spazieren zu gehen?" Ihre Antwort würde korrekt lauten: "Ja!" Warum nur hat hier keiner sofort gelacht.

Dabei gab es viele Kalauer, die bei den Gästen für mehr als nur viel Heiterkeit sorgten. Wer aber Witze zu sprachlichen Fallstricken aus dem Effeff beherrscht, der ist selbstverständlich in der Lage, das Publikum gedanklich und dann auch blitzschnell per Maulschelle zu kategorisieren.