Schnipp, Scnnapp: Stefanie Rottenecker-Vögele (links) schneidet Stella mit einem Schnitt den Zopf ab. Foto: Haid Foto: Lahrer Zeitung

Spende: Elfjährige Seelbacherin gibt ihren Zopf im Rahmen einer Aktion für Krebspatienten

Von Marion Haid

Die elfjährige Stella Lo Conte hat ihren langen Zopf abschneiden lassen. Damit unterstützt die Seelbacherin den Verein "Haarschnitt mit Herz", der Haare sammelt, um Krebspatienten bei der Anschaffung von guten Perücken zu helfen.

Seelbach. "Jetzt: Luft anhalten" – aufgeregt sitzt Stella Lo Conte auf dem Stuhl bei "Haarmoden Vögele". Mit langem wehenden Haar ist die Elfjährige in den Frisörsalon gekommen, nun sollen die Haare für die Aktion des Vereins "Haarschnitt mit Herz" ab. Wehmut ist der Elfjährigen nicht anzumerken. Ganz im Gegenteil. Begeistert blättert sie durch die Frisurenbücher und schaut sich freche Kurzhaarfrisuren an. "Ja, genau so soll es sein", ruft Stella und zeigt auf einen fransigen Schnitt.

Und dann kommt der große Moment. Juniorchefin Stefanie Rottenecker-Vögele setzt die Schere an, Stella spannt sich dann doch ein bisschen an, und schon sind die Haare weg. "Ich fühle mich so leicht", lacht die Schülerin, schüttelt ihre kurze Fransen, und der kleine melancholische Moment ist schnell vergessen.

Der Schritt war auch lange überlegt und keine kurzfristige Entscheidung. Es war vor einem halben Jahr. Stella saß mit ihrer Mama gemeinsam auf dem Sofa und sah zufällig einen Bericht über Krebspatienten, die sich den Eigenanteil für eine gute Perücke nicht leisten können. Eine davon war die alleinerziehende Angelika Körfer aus Herzogenrath. Mit 42 Jahren erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Das Geld für eine gute Perücke hatte sie nicht. Nachdem ihr bei der Chemotherapie unweigerlich die Haare ausgingen, trug sie Mützen. Auch sah Körfer während ihrer Bestrahlung Mitpatientinnen, die mit ihren "Kassenperücken" alles andere als glücklich waren.

Nachdem es der 42-jährigen etwas besser ging, beschloss sie, zu helfen und startete über Facebook einen Aufruf. Patienten Selbstbewusstsein und Lebensqualität zurückgeben, das müsste doch mit einer Echthaarperücke gehen, dachte sie, und bat darum, Haare für einen Perückenmacher zu spenden. Die Resonanz war gewaltig. Deutschlandweit kamen Anfragen und Reaktionen. Mittlerweile hat Körfer einen gemeinnützigen Verein gegründet. Die Gutschriften des Perückenmachers ermöglichen es dem Verein, Betroffene auf Antrag bei der Anschaffung einer Echthaarperücke zu unterstützen.

Das Schicksal der Krebspatienten hat Stella berührt. Und spontan fällte sie noch auf dem Sofa den Entschluss: "Ich spende meine Haare!" Davon ist sie nie abgewichen. Doch ließen Stellas Eltern ihr etwas Zeit zum Überlegen. Die Voraussetzung, dass der Zopf mindestens 25 Zentimeter lang sein soll, hatte die Elfjährige locker erfüllt. Letztlich schnitt Stefanie Rottenecker-Vögele 42 Zentimeter ab, die nun per Post nach Herzogenrath gehen. Das Haar wachse im Monat einen bis eineinhalb Zentimeter, erklärte Chef Hansjörg Vögele. So lässt sich leicht ausrechnen, wie lange Stellas Haar wuchs.

Nun trägt die junge Seelbacherin einen flotten Bob. Aber nicht lange. Denn schon macht sie Pläne, das Haar wieder wachsen zu lassen, um so schnell wie möglich wieder einen neuen Zopf spenden zu können.