Vierhändig mal anders: Gogol und Mäx bei ihrem umjubelten Aufritt im Bürgerhaus Foto: Baublies

Gogol & Mäx begeistern das Publikum im Seelbacher Bürgerhaus

Seelbach. Das Duo Gogol & Mäx hat am Samstagabend im Seelbacher Bürgerhaus die gesamte Bandbreite eines Orchesters inszeniert. Bei dem grandiosen Auftritt von Christoph Schelb (Gogol) und Max-Albert Müller (Mäx) ist es verwunderlich, dass "nur" ein Frack, eine Tuba und ein Horn auf der Strecke geblieben sind.

Bei der zweiten Zugabe applaudierten die Besucher im bis zum letzten Platz ausverkauften Bürgerhaus stehend. Davor haben Gogol & Mäx gezeigt, was sie musikalisch können. Der Flamenco zeigte zum Ende des Abends zwei vollendete Virtuosen, was sie zuvor an sehr vielen verschiedenen Instrumenten gezeigt hatten. Insgesamt glänzten die Schauspieler und Musiker mit gut gespielter Anarchie, die aber bis ins kleinste Detail von einem eingespielten Team inszeniert worden ist.

Das Leitmotiv der gesamten Schau besticht durch seine Schlichtheit. Gogol im Frack kündigt jedes Mal stupide irgendein Klavierkonzert "Solo" an. Sobald der Maestro Platz genommen hat und die ersten Töne aus dem Instrument erklingen, zerstört der Anarchist Mäx mit Fantasie und Können den Auftritt. Das geschah im Bürgerhaus, indem der Maestro und der Anarchist das Klavier als Turngerät missbrauchen. Dass sie kopfüber auf dem Saitenkasten immer noch Mozarts "alla Turca" (KV 331) vierhändig klimperten, wurde fast Nebensache. Hier geriet, damit die Gäste auch wissen, wo der Hammer hängt, der Klamauk in den Vordergrund.

Das aber änderte sich schnell. "Für Elise" von Beethoven wollte der Maestro gleich mehrfach spielen. Mäx hatte flugs ein Sopransaxofon zur Hand und blies die Melodie – als Fanfare mit einem verminderten Akkord. Der Zweck war erfüllt, es klang grauenhaft. Im Wettstreit aber schafften es beide, die bekannte Melodie irgendwie und irgendwann auch zusammenzuspielen. Mäx, der inzwischen eine Klarinette in den Fingern hatte, spielte dabei das Thema in bester Klezmer Tradition. Damit nicht genug. Er entlockte einem Xylofon mittels Geigenbogen passende Töne. Sein Kommentar: "Stradivaria Metallica".

Gogol hatte irgendwann genug und verknotete den Gartenschlauch samt Trichter und Mundstück, dem Mäx gerne als Orchesterinstrument etablieren würde. Diese absurde Kombination als Gerät zum Musizieren ist im Schuttertal seit den Zeiten der "Giälfiäßler" bekannt. Die Steigerung dagegen war neu. Der Knoten wurde durch ein anderes Gerät, bestehend aus einem deutlich längeren Schlauch und größerem Trichter, ersetzt. Merke: Gegen Disharmonie mit Fantasie ist kein Kraut gewachsen. Es half auch nichts, dass Gogol irgendwann die Klarinette in der Blumenvase auf dem Klavier versenkte. Mäx kletterte auf den Kasten und entfaltete den sprichwörtlichen "Sturm im Wasserglas". Das konterte Gogol mit einer rosa Badehaube.

Der Balanceakt – den Gogol zuletzt tatsächlich über einen schmalen Holzsteg wagte, der an einer Tuba und der Vase auf dem Klavier sehr wenig Halt bot – ist wunderbar gelungen. Das Duo bot eine klasse Mischung aus Klamauk und Anarchie, das die wirklich virtuosen Musiker dabei niemals untergehen ließ.