Burgvogt Otto Himmelsbach erklärt die Gästen die Geschichte der Geroldseck. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Führung: Laiendarsteller sorgen mit gespielten Szenen für ein besonderes Erlebnis auf der Geroldseck

Die Erlebnisführung auf der Ruine oberhalb des Schönbergs bietet einen Schwertkampf, "edle Vrouwen", Bettlerinnen und viel Wissenswertes um den Sitz der Herren von Geroldseck an.

Seelbach. "Wir sind korrekt angezogen – die Besucher sehen komisch aus." Das sagt Wim Cannie. Er gehört zum Wachpersonal und hilft gerade einem Ritter namens Siegfried Wacker in den Harnisch.

Gut eine Stunde vor der eigentlichen Führung am Freitagnachmittag beginnen die Vorbereitungen im Burghof unter dem steil aufragenden Palas, dem stehengebliebenen Wohnturm der Burg. Jeder der zehn Schauspieler zieht sich sein Kostüm an. Die eigentliche Führung wird, je nach Neugier der Gäste, etwa zwei Stunden dauern. Unter den Darstellern sind einige bekannte Gesichter. Otto Himmelsbach ist Burgvogt auf der Geroldseck. Gisela Griesbaum gehört seit Jahren zu den Laiendarstellern der Freilichtspiele, ebenso Wacker. Cannie spielt beim historischen Auftakt zum Katharinenmarkt den Hofnarren des Kaisers. Marion Gumper samt Sackpfeife (ein altmodischer Begriff für den Dudelsack) ist hier ebenfalls keine Unbekannte.

Himmelsbach ist als Burgvogt herrschaftlich gekleidet. Er wird die Gäste im Vorhof unterhalb des Burgtors begrüßen. Der Schwertkampf sieht für die Gäste unterhalb der Mauern ziemlich echt aus. Die zwei Kämpfer müssen dabei einander vertrauen und wissen, wer wann und wie mit dem Schwert austeilt. Die Waffen sind zwar nicht scharf geschliffen, aber sie sind aus Stahl. Gumper begrüßt die Gäste mit den charakteristischen Tönen ihrer Sackpfeife.

Die Idee dieser Führung mit gespielten Szenen hat sich über Jahre entwickelt. Zunächst gab es einige verkleidete Figuren. Es gibt ein ungefähres Drehbuch, wer wann und wo auftritt. Alle Darsteller haben aber auch genügend Freiraum, um zu improvisieren. Eine Gruppe Leibeigener marschiert dann durch das Tor in den Vorhof. Sie werden später dem Burgvogt und ihrer Herrin, der Heilika, etwas vor jammern. Der Zehnt würde das arme Volk erdrücken. Die Heilika ist eine Rolle, die Griesbaum ebenfalls verkörpert.

Die Gäste sind jetzt am Holzhaus oberhalb des Tors angekommen, wo der Burgverein Gerätschaften und Getränke samt Kaffeemaschine aufbewahrt. Heilika, das – wie man damals sagte – Eheweib des Erbauers der Burg, Walter von Geroldseck, grüßt huldvoll und in Reimen, begleitet von ihren Edeldamen und Jungfern. Himmelsbach erklärt die Entstehung und die Bedeutung des Geschlechts in der Mitte des 13. Jahrhunderts an einer Tafel, wo das Wissenswerte zur Burg nachzulesen ist. Kurz vorher aber hatte eine der Jungfern den Gästen keck verkündet, dass die Herrin der Burg "am liebsten den Klatsch und Tratsch aus der Burgküche hört". Griesbaum selbst erklärte die Motivation aller Darsteller schlicht auf Alemannisch so: "’s macht halt e Riesenspaß."

Das dürften auch die Gäste so sehen. 50 Teilnehmer – unter anderem aus den Niederlanden und aus dem Saarland – waren bei Erlebnisführung dabei.