Patrizia Moresco bei ihrem Auftritt im Seelbacher Bürgerhaus, bei dem sie mit Stimme und Körper sprach. Foto: Baublies

Kabarettistin Patrizia Moresco nimmt im Bürgerhaus Weltpolitik und Alltagsthemen aufs Korn

Patrizia Moresco, die "Italienerin mit schwäbischen Wurzeln", hat für einen gelungenen Start der Seelbacher Kulturtage gesorgt. Die Entertainerin, Kabarettistin und Schauspielerin hat die vielen Gäste im Bürgerhaus sehr gut unterhalten.

Seelbach. Ihre Herkunft als "Italienerin mit einem schwäbischen Migrationshintergrund" brachte sie launig auf diesen Nenner: "La Dolce Vita in der Sparbüchse." Heute ist Berlin statt Stuttgart die Wahlheimat der Komödiantin, was am Zungenschlag unschwer zu erkennen war. Ihr Temperament ist dabei das Feuer des Südens geblieben.

"Die Hölle des positiven Denkens" – so der Titel ihres Bühnenprogramms – ist naturgemäß ein weites Feld, das sie aber mühelos beackerte. Ein Kunststück war dabei, kein Fettnäpfchen auszulassen. Den Schaden dabei hatten die Zuschauer, die den teilweise böse und scharfen Witz mit Humor nahmen. Es tut gut, wenn man über sich selbst lachen kann.

Wie sollte man positiv denken, wenn die Welt von Wladimir Putin, Reccep Tayip Erdogan oder Donald Trump nicht nur bevölkert wird? Das gehe tatsächlich – unter der folgenden Prämisse: "Das Leben ohne Hirn funktioniert." Nicht nur Europa verkomme, wenn sich die Unterbelichteten für klug halten. War damit Frankreich gemeint, wo Marine le Pen nach Ansicht von Moresco in die Fußstapfen "des Mannes mit der Frisur eines verendeten Maulwurfs" treten könnte? Damit war der derzeitige Bewohner der Adresse "Pennsylvania Avenue 1600, Washington DC" gemeint? Dort ist das Weiße Haus postalisch zu finden.

Die andere Kunst der Entertainerin – neben der Tatsache, dass sie sprachlich ordentlich aufdreht –, besteht darin, mit Gestik und Mimik ungeheuer viel zu sagen. Das gelang etwa bei einer grandiosen Parodie von Angela Merkel, die für Lachsalven sorgte. Da war es auch herzlich egal, dass sich die Bundeskanzlerin gut parodieren lässt. Schlagerkönigin Helene Fischer wurde als "singende Sagrotan-Flasche" etikettiert und schnell weggeräumt.

Seitenhiebe gegen Helene Fischer

Doch Moresco erinnerte sich daran, dass positives Denken auch in ihrer unmittelbaren Umgebung Abgründe offenbart. Was denn vom "Gutmenschentum" bitte zu halten wäre würde, wenn man "Biomöhren kauen muss, während Schokolade auf der Zunge zergeht?" Von den Themen Alltag, gesunde Ernährung oder Kaloriensünden war der Weg nicht weit zum anderen Geschlecht. Was sei besser – ein Hund der ein Mann, fragte Moresco in die Runde. Ganz einfach: "Ein Hund versaut den Teppich, ein Mann das ganze Leben." Oder, was waren das noch für Zeiten, als das "Telefon" zu Hause einen Platz an der Wand hatte, "wo man es auch immer finden konnte" – der Kommentar des südländischen Wirbelwinds zum Thema Smartphone.

Moresco hat neben Breitseiten an eine prominente Washingtoner Adresse abzufeuern viele einfach Dinge messerscharf auf ihre Alltagsuntauglichkeit hin seziert. Sie sprach mit Stimme und Körper und wechselt blitzschnell Sprachen und Rollen. Der Abend war also unterhaltsam und regte auch zum Nachdenken an. Moresco verwendete da ein Motto des Münchners Karl Valentin: "Lach, wenn es regnet – wenn du nicht lachst, regnet es auch." Darüber kann man beides, lachen und nachdenken.