In dem Stück "Die Welle" nach dem Roman von Morton Rhue geht es um die Gefahr, durch ein Ge­meinschaftsgefühl in autoritäre Strukturen zu ge­raten. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Theater: Realschüler führen mit Erfolg im Bürgerhaus das Stück "Die Welle" auf / Warnung vor Diktatur

Seelbach. Auf der Bühne des Bürgerhauses sollte "Die Welle" ein Spiel sein. Die Schüler der neunten Klassen der Realschule haben mit dem Stück nach dem Roman von Morton Rhue die allgegenwärtigen Gefahren von Diktatur und Unterordnung mehr als einprägsam dargestellt.

Der Lehrer Ben Ross (Aaron Ruffert) startet ein Experiment, um seinen Schülern an einer amerikanischen Highschool die Gefahren und gleichzeitig die Faszination des Faschismus darzustellen. Mit den Slogans "Macht durch Disziplin" und "Macht durch Gemeinschaft" möchte er klarmachen, dass die Gefahr allgegenwärtig ist, durch ein Gemeinschaftsgefühl in autoritäre Strukturen zu geraten. Die Schüler machen begeistert mit, und "Die Welle", wie Ross diese Bewegung nennt, ist nicht aufzuhalten. Ehefrau Christie (Pauline Ruf) warnt: "Du bist das Meerschweinchen im eigenen Experiment." Mit Recht: Da hat sich die Bewegung längst verselbstständigt. Nur Laurie (Judith Weber), die an der Schule für die Schülerzeitung verantwortlich ist, macht bei der immer mehr um sich greifenden Begeisterung nicht mit. Ross fängt im Unterricht mit Bildern Adolf Hitlers an. Ein anderes Bild zeigt die Schrecken der Vernichtungslager. Das Bild mit dem zynischen Spruch "Arbeit macht frei" über dem Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz erschreckt die Klasse zuerst. Um vor den Gefahren zu warnen, startet der Lehrer das Experiment. Es kommt zu Gewalttaten, das erste Opfer ist ein Junge, der jüdischer Abstammung ist. Laurie, unterstützt von ihrer Mutter (Mara Weber), sträubt sich, bei der Welle dabei zu sein. Auch da eskaliert die Situation.

Erst jetzt möchte der Lehrer die Welle stoppen. Aaron Ruffert verkörpert hier sehr anschaulich die Zweifel des Pädagogen, aber auch die Faszination von Macht, die Ross ebenfalls umtreibt. Andere Lehrer, allen voran die Rektorin Mrs. Owens (Jasmine Jacob), haben Ross gewarnt und setzen ein Ultimatum. Ross beruft eine Versammlung ein, um den "nationalen Führer der Welle" zu präsentieren. Er zeigt wieder das Foto Hitlers und andere Bilder von Aufmärschen samt dem Hitlergruß. Der Schock, da die Schüler ja das Dritte Reich im Unterricht behandelt haben, sitzt. Ross bemerkt dazu: "Ihr wärt gute Nazis geworden." Auf der Bühne löst sich die Welle zuletzt auf. Robert bleibt allein zurück.

Die Darstellung aller Schüler auf der Bühne war eindrucksvoll. Lukas Maier als Robert spielte zuerst den Typ des erniedrigten Schülers, der dann in der Welle seinen Platz findet und andere mit seinem Eifer dazuzugehören, ein- und überholt. Er war zuerst der "Fußabtreter der Klasse", dann der übereifrige Leibwächter von Ross und steht zuletzt wieder als der Ausgestoßene da.

Die Inszenierung unter der Regie von Alexandra Wolpert-Kleile und Tuulia Wulf war bei – leider deutlich zu wenigen Zuschauern – nicht nur eindrucksvoll. Die Darstellung war, weil sie nachvollziehbar war, erschreckend realistisch. "Die Welle" war hier nicht mehr nur ein Spiel.