Sigrid Schäfer (Mitte) erklärt einigen Besuchern die Geschichte der Ruine. Foto: Baublies

Veranstaltung auf der Geroldseck ist bei Sonnenschein das Ziel vieler Wanderer und Interessierter

Das Burgfest ist am Sonntag sehr gut besucht gewesen. Die Gäste genossen die Stände und das einmalige Flair rund um die Reste des herrschaftlichen Sitzes der Geroldsecker (siehe Info).

Schönberg. Erfreulich war auch, dass sehr viele Gäste das Wetter für Spaziergänge auf den Bergkegel oberhalb des Schönbergs nutzten. Bewährt haben sich zwei Stationen für den Wegezoll. Die Besucherzahlen, die der Veranstalter, der Burgverein, sich erhofft hatte, waren bei idealem Ausflugswetter eingetroffen. Staus gab es am Mittag oder am Nachmittag trotzdem nicht. Dabei war zu diesen Zeiten die Zahl derer, die auf das Fest wollten, immer noch deutlich größer, als die, die bereits den Heimweg anstrebten.

Zu sehen gab es viel. Mehr als 40 Stände boten das mittelalterliche Flair mit altem Handwerk und Artikeln für Ritter und "edle Vrouwen" (Damen von Adel) feil. Eine Wahrsagerin, die Feuerschau und viele Attraktionen für Kinder gehörten genauso dazu, wie die zwei Gruppen, die am Nachmittag ein tolles Spektakel vor der Bühne boten.

Das mittelalterliche Gericht war toll, im ursprünglichen Sinne des Wortes. Etwas verrückt mutete das Gezerre der zwei Weiber um den armen Sünder schon an. Wie bereits berichtet, wurde der Schelm der Bigamie angeklagt – und der Vorliebe für schwäbische Spätzle. Die zu Recht erbosten Nebenbuhlerinnen durften als gerechte Strafe die Küchenabfälle über dem dann aber doch reuigen Sünder ausleeren. Die Menge johlte. Der einzige, der nicht zufrieden war, dürfte der Henker gewesen sein. Das Beil blieb stecken. Statt Blut floss der Unrat – dafür aber ebenfalls in Strömen.

Viele Aktionen auch für Kinder

Das Fest war neben den vielen Angeboten aus dem Mittelalter etwas für alle, die gekommen waren. So gab es einige Aktionen für Kinder. Dazu gehörte das Karussell, das aus hölzernen Gefährten bestand und mittels Muskelkraft betrieben wurde. Der Steinmetz daneben sowie Bogenschießen gegenüber lockte viele der jüngeren Besucher an. Statt mit Bällen konnten Kinder die aufgetürmten Blechbüchsen mittels einer Armbrust zerlegen. Ritterhelme, Hellebarden und hölzerne Schwerter sorgten ebenfalls für viel Spaß. Edelfrau Sigrid (im bürgerlichen Leben Sigrid Schäfer, Ehefrau des Seelbacher Bürgermeisters Thomas Schäfer) erklärte einigen Besuchern die Geschichte der Ruine.

Rund um das stehengebliebenen Wohnhaus, die "Pallas", steppte – um es moderner auszudrücken – der Bär. Daher war es sehr erfreulich, dass die Parkplätze unterhalb des Kegels nicht restlos belegt waren. Viele der deutlich mehr als 2000 Besucher machten sich zu Fuß auf, zum Beispiel vom Wanderparkplatz, um die Ruine zu stürmen.

INFO

Historie

Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen erzählt im Buch der "abenteuerliche Simpliccisimus–Teutsch" (Mitte des 17. Jahrhunderts) von der Anlage auf dem Schönberg. Er spricht aber ausdrücklich von einem "Schloss Geroldseck". Der repräsentative Sitz, den die Herren von Geroldseck anno 1240 bis 1250 auf dem Berg oberhalb der Passstraße erbauten, hatte erst ein später dann zwei mehrstöckige Wohnhäuser. Die ältesten erhaltenen Darstellungen aus dem 15. Jahrhundert zeigen nur eine hölzerne Befestigung. Die wehrhafte und heute erhaltene Anlage stammt also erst aus dem 16. Jahrhundert. Die militärische Anlage der Geroldsecker war die zuerst gebaute Tiefburg, von der heute noch der Storchenturm im Lahr Zeugnis ablegt.