Horst Fliehler in seiner "Reederei": Mehr als 540 Schiffsmodelle hat er bereits vom Stapel gelassen. Foto: Lehmann Foto: Lahrer Zeitung

Modellbau: Horst Fliehler fertigt detailgetreue Schiffsnachbauten aus Papier

Nonnenweier (jle). In Nonnenweier ist eine Macoma vom Stapel gelaufen. Das im Original 325 Meter lange und 47 Meter breite Tankschiff wurde in detailgetreuer Ausführung im Maßstab 1:250 von Horst Fliehler zusammengebaut. Mehr als 540 Modellschiffe zieren den Keller des Modellbauers.

Es ist das bisher größte Modell, das Horst Fliehler zusammengebaut hat. Es weist eine Länge von 1,30 Metern auf und war im Original das größte Tankschiff der Holländer, wie Fliehler erklärt. "Etwas stolz bin ich schon", gibt er mit einem Lächeln zu. Schließlich ist beim Bau von Papiermodellen viel Fingerspitzengefühl gefragt: es müssen Kleinteile ausgeschnitten, gefaltet und geklebt werden. Und das auch noch so detailgetreu wie möglich. Etwa 70 Stunden hat er für den Bau der Macoma benötigt.

Fliehler legt beim Bau seiner Modelle nicht nur darauf Wert, dass alle im selben Maßstab gebaut werden, sondern auch, dass die Modelle so naturnah wie möglich sind. Hierzu informiert er sich im Internet und in seinen mehr als 200 Büchern rund um die Schifferei. Gibt es die Modelle nur in anderen Maßstäben, werden sie mittels Kopierer auf die entsprechende Größe vergrößert oder verkleinert. Insbesondere wenn die Modelle verkleinert werden, müssen diese noch zusätzlich mit weiteren Teilen verstärkt werden, um eine gute Stabilität zu erhalten. So auch bei der Macoma. Doch nicht nur an Modellschiffen ist Horst Fliehler interessiert. Seit einigen Jahren ist er Hafenmeister des Yachtclubs Lahr. So ist er in den Sommermonaten oft am Yachthafen anzutreffen, während die Wintermonate gerne für den Modellbau genutzt werden.

Die Anfänge des Modellbaus liegen für Horst Fliehler im Jahr 1973. Die Lichtenfels war sein erstes Modellschiff. Im vergangenen Jahr hat sich Horst Fliehler auf Tankschiffe konzentriert. Im Jahr zuvor waren es Kühlschiffe.

Welches Schiff er als nächstes bauen wird, entscheidet er stets im Losverfahren. In einem kleinen Schälchen befinden sich gefaltete Zettel, auf denen die noch ausstehenden Modelle – etwa 500 an der Zahl – notiert sind. Beim Interviewtermin wurde das 544. Modell, das er bauen möchte, gezogen: "Sloman Alstertor", ein Kühlschiff. Seit einiger Zeit führt Horst Fliehler auch Buch über die gebauten Modelle und trägt diese zusammen mit den Eckdaten in einen Ordner ein.

Der Modellschiffbauer hält sich jedoch nicht nur an die vorgegebenen Modelle, auch Eigenbauten sind unter seinen mehr als 540 Schiffen zu finden. Etwa die "HF Conti Line", ein Frachtschiff. Einige Schiffe hat er auch Familienmitgliedern, etwa den Enkelinnen, gewidmet. Für die Eigenbauten werden die Schnittmuster der vorhandenen Modelle kopiert und nach seinem eigenen Geschmack verändert. Was im Keller von Horst Fliehler jedoch kaum zu sehen ist, sind militärische Schiffe. Lediglich zwei Modelle sind Kriegsschiffe, alle anderen dienen im Original einer zivilen oder halbzivilen Nutzung. Und zu jedem seiner kleinen Werke kennt Fliehler eine kurze Geschichte und die Begebenheiten.

"Wenn ich nicht schlafen kann, gehe ich in den Keller und baue an meinen Modellen", erklärt Horst Fliehler lachend. So kann es schon mal sein, dass er um vier Uhr nachts das Licht anknipst, das Radio einschaltet und sich mit seinen Schiffen beschäftigt. Viele Utensilien benötigt er für den Modellbau nicht: Schere, Lineal, Bleistift, Cuttermesser, Kleber und einen Locher. Hin und wieder vielleicht noch eine Pinzette – und der Zusammenbau kann beginnen. Denn: Seine Modelle bestehen ausschließlich aus Papier. "Kein Plastik, kein Draht, nichts außer Papier", betont Fliehler.