30-jähriger Franzose muss mit Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren rechnen / Verurteilter Haupttäter sagt als Zeuge aus

Offenburg/Nonnenweier. Vier Jahre nach der Tat hat sich nun auch der mutmaßliche zweite Bankräuber von Nonnenweier vor dem Offenburger Landgericht zu verantworten. Sein Komplize war bereits im November 2014 wegen mehrerer Banküberfälle in Landau zu zwölf Jahren Freiheitsstrafe samt anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt worden. Doch der Angeklagte war nur in Nonnenweier dabei gewesen.

Dort hatte das Duo, so die Anklage, im Januar 2013 eine Volksbank-Filiale überfallen. Der Hergang ist unstrittig und auch video-dokumentiert. Nach Geschäftsschluss hatte der bereits verurteilte Haupttäter laut Staatsanwaltschaft zuerst drei Bankangestellte abgepasst, um sich mit vorgehaltener Pistole Zugang zum Tresorraum zu verschaffen. Als nicht alles so glatt ging, wie geplant, auch noch zwei Bankkunden im Vorraum zum Geldabheben auftauchten, rief der bereits Verurteilte seinen Kumpan per Funk zur Hilfe. Der sollte eigentlich nur im Fluchtauto warten, übernahm aber dann die Pistole, um alle fünf Betroffenen in Schach zu halten.

Darum sei ihm nun auch ein besonders schwerer Raub zur Last zu legen. Bei der Pistole soll es sich zwar nur um eine ungeladene Schreckschusswaffe gehandelt haben, doch die sei als solche nicht erkennbar gewesen

Der 30-jährige Franzose zeigte sich schon am ersten Verhandlungstag aussagewillig und räumte den Tatvorwurf grundsätzlich ein. Insgesamt waren in Nonnenweier 83 500 Euro erbeutet worden, das meiste davon behielt der Haupttäter jedoch nach geglückter Flucht für sich. Seit 2015 saß der Angeklagte schon in Frankreich mehrfach in Haft, vor allem wegen Fahrens ohne Führerschein. Im Januar wurde er ausgeliefert.

Am ersten Verhandlungstag ersparte der 30-Jährige den erschienenen fünf Zeugen (Bankangestellte und Kunden) zeitraubende Rückfragen, bestritt den Ablauf des Überfalls nicht. Im Gegenteil. Bei allen entschuldigte sich der Angeklagte einzeln und betonte: "Ich wollte niemandem etwas zuleide tun." So erinnerten sich auch die Zeugen nicht an besondere Brutalität. Trotzdem mussten sich zwei der traumatisierten Bankangestellten nach dem Überfall in psychotherapeutische Behandlung begeben und sich an neue Arbeitsplätze ohne Kundenkontakt versetzen lassen. Eine von ihnen kann bis heute nicht einmal mehr Nonnenweier betreten.

Als Drahtzieher gilt jedenfalls der bereits Verurteilte, der als Zeuge, in Hand- und Fußfesseln vorgeführt, aussagte. Der 36-Jährige bestätigte seine Rolle: "Die Überfall-Idee kam von mir, er sollte eigentlich nur das Fluchtfahrzeug steuern." Jedenfalls habe er den 30-Jährigen "ins kalte Wasser geworfen" und mit dem Pistoleneinsatz überrascht.

Am Dienstag wird das Urteil verkündet. Eine Freiheitsstrafe zwischen drei und zehn Jahren ist möglich.

INFO

Vorgeschichte

In Paris geboren, hatte der Angeklagte nach dem Schulbesuch eine Mechanikerlehre nicht abgeschlossen und dann angefangen, im Gastronomiegewerbe zu arbeiten. Schon als Jugendlicher hatte er Drogen- und Alkoholprobleme. Zu ihm hatte der Haupttäter damals auf der Flucht vor deutscher Strafverfolgung in der Pariser Nachbarschaft wohnend, Kontakt aufgenommen und ihn zum Mitmachen bei einem Bankraub überredet, für versprochene 10 000 Euro als Fahrdienst.