Wohnungssuche: Bislang keine Bleibe für Patentante gefunden / Gemeinde zeigt sich gesprächsbereit

Seit Monaten kämpft Lothar Rattay mit harten Bandagen um eine neue Wohnung für seine Patentante. Die Situation bleibt jedoch kompliziert. Nun hat die Gemeinde Schwanau Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Schwanau. Seit in einem Wohnhaus der Gemeinde in der Nonnenweierer Hauptstraße Anfang Mai ein Brand ausgebrochen war, ist seine Patentante wohnungslos. Sie wohnt bei ihrer Schwester, was laut Rattay jedoch nur vorübergehend akzeptabel sei (wir haben berichtet).

In einem weiteren Schreiben hat Rattay die Gemeinde anschließend scharf kritisiert. Die Aktivitäten der Verwaltung, für Waltraud Biebel eine Wohnung zu suchen, hätten nur Alibifunktion.

Gemeinde weist Vorwürfe zurück

Dies stimme so nicht, heißt es aus dem Rathaus: "So hat beispielsweise die Ortsverwaltung Nonnenweier mehrfach Wohnungseigentümer konkret angesprochen und um Überlassung von Wohnraum gebeten, leider ohne Erfolg", schreibt Hauptamtsleiter Michael Fertig. Bis auf die Wohnung in Ottenheim, die der Frau bereits angeboten wurde, gebe es derzeit keine besser geeigneten Wohnungen in Nonnenweier. Die Verwaltung bedaure dies. Sofern ein Angebot eingehe, werde Frau Biebel aber berücksichtigt.

Zudem ärgerte sich Rattay, dass zwar Flüchtlinge untergebracht würden, für Bürger, die seit 60 Jahren in der Gemeinde wohnen aber angeblich kein Platz sei.

"Der Vergleich mit den Flüchtlingen ist nicht gerechtfertigt", weist Fertig die Vorwürfe zurück. Die Gemeinde müsse Flüchtlinge unterbringen. Dies sei zum Teil auch in Wohnungen der Gemeinde geschehen. Infrage gekommen seien diese für die Seniorin aber ohnehin nicht: "Keine der gemeindeeigenen Wohnungen, die heute der Flüchtlingsunterbringung dienen, hätte den Ansprüchen von Frau Biebel im Hinblick auf die Barrierefreiheit entsprochen." Es sei ohnehin keine leichte Aufgabe für die Kommunen, "ausreichend Wohnraum für Obdachlose, Flüchtlinge oder allgemein für sozial schwache Personen zur Verfügung zu stellen", schreibt Fertig.

Rattay hatte sich bereits beim letzten Treffen mit unserer Zeitung auf eine Wohnung an der Ludwig-Frank-Schule, nahe des durch den Brand zerstörten Hauses, eingeschossen. Von außen betrachtet habe er die von der Gemeinde angeblich vorgeschobene Baufälligkeit nicht erkennen können. "Dass eine geeignete Wohnung in Nonnenweier frei ist, die aber wegen angeblicher Baufälligkeit nicht saniert beziehungsweise renoviert wird, ist unverständlich und unsozial", sagte er.

Hausmeistergebäude ist in "desolatem Zustand"

Laut der Gemeindeverwaltung gebe es in der Tat eine Wohnung in dem ehemaligen Hausmeistergebäude, die seit rund zehn Jahren leer stehe. "Allerdings ist diese Wohnung baufällig und in einem desolaten Zustand. So ist unter anderem in einem Raum die Zimmerdecke durch undichte Stellen im Dach feucht und teilweise eingebrochen", teilt die Verwaltung mit. Zudem sei die Wohnung nicht beheizbar. "Wir sprechen hier nicht von Schönheitsreparaturen, sondern von einer Grundsanierung", schreibt der Hauptamtsleiter. Diese Wohnung bewohnbar zu machen, würde einen unverhältnismäßig hohen finanziellen Aufwand nach sich ziehen. Zudem sei auch diese nicht barrierefrei: bis zur Haustür müsse man vier Stufen überwinden.

Nun hat Rattay der Gemeinde vorgeschlagen, die Wohnung zusammen mit den Söhnen der Familie Biebel in Eigenregie bewohnbar zu machen. Seine Patentante sei wegen der Situation mittlerweile sehr niedergeschlagen. Die Gemeindeverwaltung hat Rattay nun ein Gespräch angeboten. Im September werden sich die beiden Parteien zusammensetzen und über das weitere Vorgehen verhandeln.