Auf der Prechtaler Schanze bei Gutach überragt nicht nur ein Windrad die Bäume. Insgesamt sechs Anlagen sind weithin sichtbar. Viele Menschen stören sich an dem somit aus ihrer Sicht "verschandelten" Landschaftsbild. Dieses Windrad wurde mit einer langen Belichtungszeit aufgenommen, weshalb die Rotorendrehung so schnell wirkt. Foto: E-Werk

Unternehmer Martin Herrenknecht erhält nach Aufruf von vielen Seiten Unterstützung

Die Debatte um Windräder im Schwarzwald nimmt Fahrt auf. Nach einem deutlichen Aufruf des Schwanauer Unternehmers Martin Herrenknecht bekommt er nun Unterstützung von Bürgern und der Jungen Union.

Ortenau. Mit einer großformatigen Anzeige auch in dieser Zeitung hat sich der Schwanauer Unternehmer Martin Herrenknecht in die Windkraft-Debatte in der Region eingemischt. Er forderte nicht weniger, als den "Windrad-Wahnsinn im Schwarzwald zu stoppen". Windräder verschandelten die Landschaft, zwischen Offenburg und Kenzingen stünden alleine 39 Stück. Herrenknecht wirft den Betreibern dieser Anlagen vor, "planlos" zu handeln. "Man greift sich an den Kopf und fragt, was das mit nachhaltiger Energiepolitik und Naturschutz zu tun hat", wettert Herrenknecht in der Anzeige, die er als Privatmann aufgegeben hatte.

Auf Nachfrage war zu erfahren, dass sich bereits knapp 100 Bürger und Interessierte bei Herrenknecht auf seinen Aufruf hin gemeldet hätten. Der Schwanauer hatte angeregt, dass sich Bürger und Interessierte bei ihm melden sollten, wenn sie auch seiner Meinung seien, dass man den "Windrad-Wahnsinn" stoppen solle. Die große Mehrzahl dieser Zuschriften habe Herrenknechts Ansicht zugestimmt, war aus dem Hause Herrenknecht zu hören.

"Der Naturschutz wird übertrieben", findet Herrenknecht ganz allgemein. Zum Thema Windkraft wurde er gegenüber dieser Zeitung jüngst noch deutlicher: "Wenn ich in den Schwarzwald blicke, möchte ich am liebsten eine Initiative gegen die Windräder gründen, gegen diese Anlagen, die ohne Subventionierung gar nicht finanzierbar sind." Strom aus Wind findet er also nicht gut? "Doch. Windkraft finde ich dort gut, wo der Wind bläst, in der Nordsee. Und dann muss man eben Kabel in den Süden legen. Aber diese Scheißdinger bei uns im Schwarzwald, die stören mich. Das ist eine Verschandelung der Natur", poltert der Unternehmer.

Ob er tatsächlich eine Bürgerinitiative oder ähnliches ins Leben rufen wird, bleibt derzeit noch offen. Herrenknecht wolle zunächst die Reaktionen aus der Bürgerschaft abwarten, heißt es. Klar sei nach den ersten Tagen jedoch, dass Windkraft und die Räder im Schwarzwald viele Menschen beschäftigten, verlautet auf Nachfrage aus der Presseabteilung der Schwanauer Firma.

Unterstützung erhält der Unternehmer nun offen von der Jungen Union. "Richtig so, dass sich der Unternehmer einmischt", sagt Madline Gund, Vorsitzende der Jungen Union Ortenau. Eine Diskussion zu diesem Thema sei aus ihrer Sicht "lange überfällig". Sie betont: "Im Moment weist jede Gemeinde einzelne Flächen für Windräder aus. Das kann nicht sein." Es dürfe "kein Klein-Klein" geben, vielmehr müsse die Planung der Energiewende zentralisiert werden. Zudem: "Flächen für die Windkraft-Nutzung sollten nicht unbedacht ausgewiesen werden", so Gund. "Die Windräder überragen die Baumkronen bei Weitem und verändern das Landschaftsbild negativ. Das sollte bei den Überlegungen über den Aufstellungsort eine viel größere Rolle spielen." Sie bemängelt in Anspielung darauf: "Die CDU ist zwar in der Landesregierung, gestaltet bei diesem Thema aber kein bisschen. Da würden wir mehr erwarten."

Der ganz große Boom ist laut E-Werk-Chef vorbei

Bei den Stromfirmen, die in Windkraft investieren, sind für den nahen Schwarzwald noch einige Projekte in der Pipeline. Doch der ganz große Boom der Windräder sei absehbar vorbei, hatte jüngst Ulrich Kleine, der Chef des E-Werks Mittelbaden, bei der Bilanzpressekonferenz erklärt. Angesichts sinkender Erträge für den Windstrom seien kaum noch Standorte lukrativ. Mit Martin Herrenknecht sei man im Gespräch, betonte Kleine gegenüber unserer Redaktion.

INFO

Windenergie aus dem Norden

Das Schwanauer Unternehmen Herrenknecht hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Erdkabel grabenlos verlegt werden können. Eine "beim Stromnetzausbau willkommene Technologie", betonte Landesumweltminister Franz Untersteller, als er das Unternehmen dafür im Juli mit dem Umweltpreis belohnte. Denn nicht nur Windkraftanlagen, sondern auch überirdische Stromleitungen stoßen vielerorts auf Widerstand. Um Strom aus dem Norden zu importieren, sind Leitungen aber unverzichtbar.