Franziska geht auf Tuchfühlung mit Pferd "Willi". Bewohner der Johannes-Diakonie in Lahr durften einen ganzen Tag mit Pferden beim Ottenheimer Reit- und Fahrverein verbringen. Foto: cbs

Ottenheimer Fahr- und Reitverein lässt Menschen mit Behinderung einen Tag mit Pferden verbringen

Der Fahr- und Reitverein Ottenheim lädt seit vielen Jahren Bewohner und Mitarbeiter der Lahrer Werkstätten auf sein Gelände ein. Menschen mit Behinderung erleben dabei einen Tag ganz nah bei den Pferden.

Ottenheim. Aufmerksam schaut Hündin Sina in die Runde. Ihr ist es anzumerken, dass sie wartet. Immer wieder streckt sie ihr Köpfchen hoch. "Sie kommen bald", sagt Christa Stolz, Mitglied im Fahr- und Reitverein Ottenheim. Mittlerweile dringt das leichte Hufgetrappel auch ans menschliche Ohr. Tatsächlich biegt Ehemann Rudolf Stolz mit Philipp Faißt auf dem Kutschbock um die Ecke. Im Planwagen sitzen neun Ehrengäste der Johannes-Diakonie Mosbach.

Rudolf Stolz hat seine Gäste in die Rheinauen entführt und ihnen eine Stunde Entspannung und Naturerlebnis auf dem Rheindamm geschenkt. "Wunderschön war es", sagt Franziska und springt schon vom Wagen herunter. Schnurstracks geht sie zu den beiden Wallachen und streichelt ihnen den Hals. "Oh seid ihr herrlich weich", meint sie lachend. Dicht auf den Fuß folgt ihr Edith, die ebenfalls sofort mit den Tieren auf Tuchfühlung geht. Beide Pferde genießen es im Mittelpunkt zu stehen und strecken immer wieder den Kopf.

Bewohner der Diakonie dürfen Rösser striegeln

Bevor die Kutsche auf den Hof gefahren ist, kommt Andrea Jakober, die gemeinsam mit Rita Geppert für die Jugend im Fahr- und Reitverein zuständig ist, über die Koppel gelaufen. Wie die Orgelpfeifen gehen vier Pferde im Schlepptau. Die vier dürfen sich später über besondere Zuwendung freuen.

"Angst vor den großen Tieren kennt hier niemand mehr", sagt Christa Stolz, die seit vielen Jahren den Gästen der Johannes-Diakonie den Tag auf dem Gelände bereitet. Zum Tag gehörte neben einem gemeinsamen Essen und einem Ausflug auf der Kutsche auch das Kümmern um die Tiere. Bevor die neun Gäste mit Begleiterin Lore Schell in die Halle gehen, wird sich nochmals ausgiebig bei den beiden Rössern sowie Rudolf Stolz und Philipp Faißt bedankt und mit einem Gruppenfoto gebührend verabschiedet. "Du, ich habe Willi etwas mitgebracht", sagt Andrea fröhlich und schaut Geppert in die Augen. Gemeint ist ein brauner Wallach, der in der Halle wartet. Kurz beugt sich Andrea verschmitzt lächelnd zum Ohr von Geppert und flüstert: "Apfelschnitze und Karottenstücke".

Der Tag auf dem Reitgelände in Ottenheim ist für die Bewohner der Johannes-Diakonie Mosbach in Lahr eine kostbare Zeit. "Schon Wochen vorher freuen sich alle auf diesen gemeinsamen Tag", erzählt Lore Schell. Nach einer kurzen Stärkung bekommen vier Pferde ihre ungeteilte Zuwendung. Darunter auch Willi und Anja zwei Gemütsbolzen, die so gut wie alles mit sich machen lassen.

Während die anderen noch schauen und sich unterhalten, ist Franziska schon mittendrin im Striegeln. In den Momenten der Pflege findet eine besondere Form der Zwiesprache zwischen Mensch und Tier statt. Von draußen dringt nur noch vereinzelt Vogelgezwitscher. Nur Sina muss draußen bleiben. Die Hündin ist viel zu aufgeregt. Sie würde am liebsten mit allen gleichzeitig spielen.

INFO

Das bietet die Diakonie in Lahr

148 stationäre Wohnplätze bietet die Johannes-Diakonie für Menschen mit Behinderungen in Lahr an. Dazu gehören unter anderem das neu gebaute Haus "Im Scheidgraben", ein kombiniertes Wohn-Pflegeheim mit jeweils 22 Dauerplätzen und zwei Kurzzeitplätzen, etwa 50 Plätze in Außenwohngruppen, weitere Wohnheimplätze sowie Offenen Hilfen.