Benjamin Herr betreibt das "Kleine Brauhaus" seit drei Jahren im Haupterwerb und will erweitern. Foto: Lehmann

"Kleines Bierhaus" besteht seit zehn Jahren / Regionale und saisonale Gerstensäfte beliebt

Seit zehn Jahren betreibt Benjamin Herr die Brauerei "Kleines Bierhaus". Am Eingang stehen die Worte "ProBier mal badisch" und den regionalen Bezug haben auch alle dort gebrauten Gerstensäfte.

Wittenweier. Ein "Schnoogestich" ist bei den wenigsten beliebt – zumindest, wenn es sich um die Arbeit eines Insekts handelt. Beim gleichnamigen Bier des Wittenweierers Herr sieht das Ganze schon etwas anders aus.

Die Anfänge des kleinen Bierhauses liegen im Jahr 2007. Seit dreieinhalb Jahren betreibt der gelernte Braumeister Herr die Brauerei im Vollerwerb, davor wurde das Bier im Nebenerwerb gebraut. Schon vor dieser Zeit hatte Herr die Option im Hinterkopf, eine Brauerei zu eröffnen und sich selbstständig zu machen. Der Gedanke reifte mit der Zeit, unter anderem auch als er sich mit der drohenden Arbeitslosigkeit beschäftigte, dann wurden die Pläne konkreter.

Inzwischen betreibt Herr seit zehn Jahren die Brauerei im von der Volksbank gekauften Gebäude in Wittenweier hinter dem Rathaus. "Das waren aber schon ein paar schlaflose Nächte", sagt Herr lächelnd, wenn er auf die vergangenen zehn Jahre zurückblickt.

Wichtig sei es für ihn gewesen, im Dorf zu bleiben. So sollte zunächst das Gebäude der Volksbank gepachtet werden. Aufgrund einer Änderung im Vorstand der Volksbank stand jedoch nur noch die Option zum Kauf frei und Herr nutzte die Chance. Als erste Sorte hatte der Braumeister den "Sud Nummer 1" gebraut, der zunächst als Fastnachtsbier und später als "Gullerbier" in Anlehnung an die Gullerkepf verkauft wurde. Dieses ist ein naturtrübes, dunkles Export.

30 000 Liter werden in diesem Jahr verkauft

Danach war es das naturtrübe, feinherbe Pils, der "Schnoogestich", das Herr auf den Markt brachte. Die Namen sollen stets einen Bezug zur Region haben und so werden immer wieder Überlegungen angestellt, wie die Sorten benannt werden. Danach folgte der "Sunnestich", ein mit Honig verfeinertes Bier und das Schwanauer Weizen. Bei allen Bieren legt er Wert darauf, regionale Rohstoffe zu verwenden. Das sei es auch, was seine Biere ausmache. Auch saisonal werden Biere gebraut, etwa das Maibock (hell), das Weihnachtsbock (dunkel) oder in diesem Jahr für die Lahrer Kreuzgemeinde ein dunkles Lutherbier.

Dass Herr experimentierfreudig ist, zeigte sich auch am "Ilwedridsch" und am "Nachtkrabb" (Chocolate Porter Malt); beide Biere waren ein Versuch. In großen Städten komme so etwas an, in der Region wurde die Biere jedoch nicht zum Kassenschlager und folglich schnell eingestellt. Nach wie vor ist der "Schnoogestich" das beliebteste Bier aus Herrs Brauerei. Dass es neue Kreationen gibt, schließt Herr nicht aus, doch zunächst gilt es, den aktuellen Bedarf zu decken. Für 2017 schätzt er, dass rund 30 000 Liter an den Mann gebracht werden.

Zunächst soll im technischen Bereich die Lagerung und die Gärung erweitert werden. In diesem Jahr wurde ein neues Sudhaus fertiggestellt und somit eine Erweiterung des Betriebes auf den Weg gebracht. Auch soll in der Zukunft technisches Gerät angeschafft werden, das die Abfüllung maschinell ermöglicht.

Künftig möchte Herr jährlich im Rahmen der Osterbrunneneröffnung einen Tag der offenen Tür anbieten, in dessen Rahmen er seine Brauerei vorstellt und den Besuchern einen Einblick gewähren möchte. In diesem Jahr wurde der Tag der offenen Tür erstmals angeboten und gut angenommen.

INFO

Familienbetrieb mit Nachwuchs

Das Besondere am "Kleinen Bierhaus" ist, dass der Betrieb allein durch die Familie geführt wird. Seine Frau unterstützt Benjamin Herr bei den Büroarbeiten, die Eltern gehen bei der Abfüllung der Flaschen, die noch von Hand erfolgt oder bei der Lieferung von Industriegeschirrspülmaschinen, die Herr ebenfalls vermietet, zur Hand. Auch der zweijährige Sohn Henrik ist immer mit dabei und die Auslieferungen, sowie die Fahrten mit dem Stapler gehören zu den Höhepunkten für den Nachwuchs. "Ein Nachfolger wäre schon da", sagt Herr lachend. Weitere Infos gibt’s im Internet unter www.kleinesbierhaus.de