Immer mehr Windräder drehen sich im Schwarzwald. Unternehmer Martin Herrenknecht macht dagegen mobil. Foto: Braun

Unternehmer Martin Herrenknecht spricht über Reaktionen auf seine Anzeigen-Kampagne

Schwanau. Mit einer Anzeigen-Kampagne in der "Lahrer Zeitung" tritt der Schwanauer Tunnelbau-Unternehmer Martin Herrenknecht eine Debatte über Windräder im Schwarzwald los. Was will er erreichen? Wie ist die Resonanz auf seine Aktion? Wie geht’s weiter? Wir sprachen mit dem selbst ernannten Anti-Windrad-Aktivisten.

Herr Herrenknecht, weshalb sind für Sie Windräder im Schwarzwald "Wahnsinn"?

Wahnsinn ist, zu ignorieren, dass die Ansiedlung von Windrädern im Schwarzwald ausufert – ohne Blick für das Ganze und ohne die notwendige öffentliche Transparenz. Beispiel: Was bringt das Ganze energiepolitisch überhaupt? Die Windgeschwindigkeiten im Schwarzwald sind mit circa 6,5 Metern pro Seekunde recht lau, in Mecklenburg-Vorpommern erreichen sie mit knapp doppelter Geschwindigkeit die achtfache Leistung. Durch die Rauigkeit des Schwarzwalds ist der Wirkungsgrad von Windanlagen per se klein, bei Offshore-Anlagen am Meer wesentlich höher. Daher ist für mich Wahnsinn, ohne Sinn und Verstand in der Region weitere Windkraft anzusiedeln: Was bitte kostet der Ansiedlungs-Wahnsinn im Schwarzwald an unbelasteter Naturlandschaft, Tierbeständen, Nervenbelastung direkter Anwohner und unserer einzigartigen Kulturlandschaft? Bei jeder öffentlichen Baumaßnahme wird der Schutz seltener Käfer, Salamander und Frösche reklamiert. Im Falle von Windkraft anscheinend ein Tabu: 240 000 Fledermäuse, bis zu 140 000 Vögel, davon 12 000 Greifvögel, fallen jedes Jahr den Windrädern in Deutschland zum Opfer. Interessiert das irgendjemanden?

Aufgrund der großen Resonanz auf die Anzeigen sehe ich mich absolut darin bestätigt: Eine ehrliche, kritische Diskussion ist dazu anscheinend nicht gewünscht. Spitz gesagt: Da ist jede Menge ökologische Augenwischerei im Spiel, wovon Investoren profitieren, für die das Ansiedeln und Betreiben von Windanlagen im Schwarzwald ein sehr ergiebiges Geschäft zu sein scheint. Mit rationaler, zukunftsfähiger Energiewende hat das für mich wenig zu tun. Da wird enormer Schaden angerichtet, zweifelhafter energiepolitischer Nutzen geschaffen, und darüber möchte in der Politik offenbar niemand diskutieren.

Sie werfen den Betreibern der Windkraftanlagen vor, "planlos" zu handeln. Woran machen Sie diese Behauptung fest?

Ich kann ja schlecht behaupten, dass die das mit Plan machen. Was ich kritisch hinterfrage: Wer ist politisch und genehmigungstechnisch verantwortlich für die übergeordnete Koordination in Sachen Windrad-Ansiedlung im Schwarzwald? Oder ist da nur Klein-Klein am Werk, jeder Investor, jede Gemeinde macht, was für sie drin ist? Am Ende sieht man dann wirklich den Wald vor lauter Windrädern nicht mehr. Und dann möchten wir Bürgerinnen und Bürger doch alle bitte schön wissen: Was kommt den genau raus, welchen Preis zahlen wir dafür? Und glauben Sie mir: Über 120 ausführliche Zuschriften alleine dazu sprechen eine deutliche Sprache. Es fehlt an nachgewiesener Ergiebigkeit, die Eingriffe in die Natur und den Tierhaushalt sind massiv, es gibt echte Betroffenheit, was Lärmemission, Schlagschatten und optische Beeinträchtigungen angeht. Haben Sie dazu schon mal einen Politiker oder Grünen sprechen hören?

Was bezwecken Sie mit dieser Kampagne?

Ich fordere – auch mit der Rückendeckung der zahlreichen Rückmeldungen auf die Anzeigen – zumindest eine offene, kritische Diskussion zum Thema Windrad-Ansiedlung im Schwarzwald. Wenn die Politik und die behördlichen Verantwortlichen sich der Diskussion nicht öffentlich stellen wollen, müssen wir überlegen, ob man mit einer schlagkräftigen Bürgerbewegung etwas gegen diesen Wahnsinn erreichen kann.

Wie groß ist die Resonanz auf die Zeitungsanzeigen?

Zunächst habe ich mich über circa 180 Zuschriften und Anrufe gefreut, die bis auf ganz wenige Ausnahmen sehr konstruktiv waren. Über 80 Prozent der Leserinnen und Leser waren in jeder Hinsicht der Meinung, dass dem Windrad-Wahnsinn zwischen Offenburg und Kenzingen Einhalt geboten werden muss.

Sind Sie mit dem Rücklauf zufrieden?

Ja, das sieht wie ein echtes politisches Thema aus. Werden wir den Ansprüchen einer nachhaltigen Energiewende mit einer ausufernden Windrad-Ansiedlung im Schwarzwald gerecht? Zweifel daran sind meines Erachtens gerechtfertigt.

Was sind das für Menschen, die sich bei Ihnen auf die Anzeigen hin melden?

Soviel ich nachvollziehen kann: Ein breiter Bevölkerungsquerschnitt, viele Naturliebhaber, direkt Betroffene, Bürgerinnen und Bürger, die genau hinschauen. Eine Zuschrift ist interessant: "Rettet den Schwarzwald vor den Grünen!"

Wie sind die Reaktionen? Gab es auch "Gegenwind" von Befürwortern?

Es gab ganz wenige, die meine Aktion daneben finden. Da wurde gefragt, ob ich für alte Atomkraftwerke wie in Fessenheim bin. Bin ich natürlich nicht. Ich bin für einen vernünftigen Mix aus regenerativen Energien, da wo es passt und Sinn macht. Es muss transparent sein, was dabei rauskommt, der Nutzen und die Effizienz müssen im vernünftigen Verhältnis zu den Auswirkungen auf das Umfeld stehen. Das sehe ich bei den Windrädern im Schwarzwald partout nicht.

Gab es Reaktionen von Organisationen und Parteien?

Die Junge Union hat mir und der Kampagne beigepflichtet. Dem ein oder anderen Bürgermeister bin ich mit der Anzeige offenbar in die Quere gekommen. Mir geht es um einen kritischen Dialog.

Kamen die zahlreichen Windkraft-Gegnergruppen auch auf Sie zu?

Ja, aus anderen Regionen des Schwarzwalds.

Die Junge Union unterstützt Ihren Kampf gegen die Räder also. Was sagt die restliche CDU?

Da hat sich nicht jeder bei mir geoutet. Aber es gibt Zustimmung aus der CDU, auf Landes- wie Bundesebene.

Sie sagten jüngst, Sie würden es sich überlegen, eine Bürgerinitiative gegen Windräder im Schwarzwald gründen zu wollen. Wie sieht es mit Ihren Absichten aktuell aus?

Ich denke, da kommt etwas in Bewegung. Rettet den Schwarzwald!

Falls es nicht zu einer neuen, übergreifenden Bürgerinitiative kommen sollte: Wie geht Ihr Kampf gegen die Windräder weiter?

Wer mich kennt, weiß: Ich lasse nicht locker. Und mein Wunsch: Verwendet die Subventionen statt für Windräder im Schwarzwald für den Breitbandausbau mit Glasfaserleitungen und für die Digitalisierung, damit unsere schöne Region weltweit mitreden kann.

Fragen: Jörg Braun