Tim Wilhelm in Aktion: Anfang September will der Sänger der Band Münchener Freiheit auch in Schuttertal einheizen. Foto: Bandfoto

Der Sänger der "Münchener Freiheit" freut sich auf seine Rückkehr in den Schwarzwald

Schuttertal. Seit Anfang 2012 ist Tim Wilhelm Frontmann der Band Münchener Freiheit, kekannt durch Hits wie "Tausendmal Du" oder "Ohne dich". Am Samstag, 2. September, treten Wilhelm und seine Kollegen bei der Open-Air-Summer-Night in Schuttertal auf. Für den Münchener Wilhelm ist der Auftritt schon fast ein Heimspiel, wie der Sänger im Telefoninterwiew erklärt.

Herr Wilhelm, wo erreiche ich Sie gerade?

Mit meinem Hund durch München laufend. Die meiste Zeit lebe ich schon hier. Aber im Grunde bin ich ein Vagabund und ständig auf Achse, oft nach wie vor im Camper unterwegs.

Als die Münchener Freiheit 1980 an den Start ging, gewann die Nationalelf die EM und Reinhold Messner bestieg den Mount Everest. Spannende Zeiten.

Das waren die 80er mit Sicherheit. Unser Gitarrist und "Urgestein" Aron Strobel, der einer der Gründungsväter und daher so etwas wie eine Galionsfigur ist, sagt gerne, dass derjenige, der sich an die 80er-Jahre erinnert, nicht dabei war. Rückblickend war es ein besonderes Jahrzehnt. Musikalisch richtungsweisend. So kann man in Falco beispielsweise einen Begründer des deutschen Hip-Hop ausmachen. Er hat Wege eingeschlagen, die außergewöhnlich waren.

Und was gab es sonst noch in den 80ern?

Der junge Lothar Matthäus kam ganz groß raus. Er war ohne Zweifel einer der besten Fußballer aller Zeiten, ein echter Leitwolf. Im Ausland wird er noch immer gefeiert, hier hingegen eher wegen Privatsachen belächelt. Ich finde das schade.

In wenigen Jahren feiert die Band ihr 40-Jähriges. Glückwunsch dazu. Aber hält man es nach all der Zeit noch miteinander aus?

Vielen Dank. Aber ich will mich da nicht mit fremden Federn schmücken, schließlich bin ich erst seit Anfang 2012 offiziell dabei. Aber zum Thema "Auf die Nerven gehen", kann ich sagen, dass ungebrochen eine gehörige Portion Spaß dabei ist. Sonst würden wir auch nicht so gerne touren. Vor allem Aron hätte es, allein angesichts seines Anteils an den großen Hits, finanziell wohl kaum nötig. Außerdem hocken wir ja nicht den ganzen Tag aufeinander oder leben hippiemäßig zusammen auf einem Bauernhof. Es gibt immer längere Zeiträume, in denen wir uns nicht sehen. So freuen wir uns, wenn wir uns wieder treffen.

Anfang 2012 sind Sie als Sänger der Münchener Freiheit eingestiegen. Wie kam das zustande?

Wir arbeiten im Grunde schon seit etwa 20 Jahren miteinander, wenn auch an unterschiedlichen Projekten. Mit meiner damaligen Crossover-Band hatte ich mit 16 einen nationalen Nachwuchs-Wettbewerb gewonnen und dann einen Plattenvertrag erhalten. Irgendwann sind unser Bassist Micha und ich uns im legendären Pilot-Tonstudio in München über den Weg gelaufen. Dort traf ich dann auch die anderen Jungs.

Wie öde ist es eigentlich, jahrelang unzählige Stunden im Tour-Bus zu verbringen?

Gar nicht. Tourneen machen mir überhaupt nichts aus. Im Gegenteil. Natürlich waren die Autobahnen vor 20 Jahren noch leerer und die Fahrtzeiten kürzer, aber das geht schon. Seit zwei Jahren fahre ich zudem immer mit meinem eigenen Wohnmobil, wenngleich die Fahrten im Band-Bus immer witzig waren. Doch da ich wieder einen Hund habe, ist es nicht anders möglich. Ich will dem Tier schließlich keinen verrauchten Tour-Bus zumuten – oder den Kollegen Hundehaare.

Wie würden Sie ihr Publikum beschreiben? Alles Menschen jenseits der 50?

Ganz und gar nicht. Unser Publikum ist extrem divers. Alle Altersstufen sind vertreten. Ich kenne sogar einen Fanclub, der aus drei Generationen besteht. Oma, Töchter und Tochterstochter sind da dabei.

Welche Kuriositäten gab es in den ganzen Jahren auf Tour?

Nach einem Auftritt in Dänemark saßen Aron und ich noch an der Bar, was zugegeben keine Seltenheit ist. Wir waren die Letzten, als plötzlich die Feuerwehr mit zwei Löschzügen vorfuhr. Wir fürchteten, unser Schlagzeuger hätte das Rauchverbot nicht eingehalten - versehentlich (lacht). Später stellte sich heraus, dass Samantha Fox ebenfalls bei uns im Hotel war und den Alarm offenbar ausgelöst hatte.

Ihre Musik wird oft der Neuen Deutschen Welle zugeordnet. Aber in welche Schublade passt ihr heute?

Am Wochenende treten wir beim Schlagerhammer in Berlin auf. Zusammen mit DJ Ötzi oder Vanessa Mai. Aber der Schlager ist im Wandel und sehr vielfältig. So ist Caterina Valente eine großartige Sängerin, deren Arrangements oft geradezu orchestral waren. Auf der anderen Seite stehen irgendwelche Alleinunterhalter mit Keyboard und Halbplayback, die ebenfalls zum Genre Schlager gezählt werden. Das zeigt schon die Vielfalt. Aber ich würde unsere Musik nicht auf diese Kategorie beschränken. Wir spielten schon bei Hardrock-Festivals mit Kollegen wie Europe oder Def Leppard. Persönlich liebe ich Guns N’ Roses, vor allem die frühen Alben.

Kokettieren Sie ab und zu mit dem Promi-Status?

Nein, ich bin eher ein Typ zum Anfassen und Musiker geworden, weil mir dafür Talent geschenkt wurde, das mir für die meisten anderen Tätigkeiten in der Form fehlt. Ob man auf der Straße erkannt wird, hängt allerdings auch davon ab, wie sehr man es darauf anlegt. Exemplarisch ist ein Erlebnis mit Richie Sambora von Bon Jovi: Der wollte sich Plektren selber im örtlichen Gitarrenladen kaufen. Da erkannte ihn kein Mensch, man lästerte eher über den Pseudo-Lookalike-Typen. Selber lege ich jetzt jedenfalls auch keinen wirklichen Wert darauf, erkannt zu werden, eher im Gegenteil.

Am 2. September spielen Sie in Schuttertal. Totales Fremdland oder vertrautes Terrain?

Tendenziell eher Letzteres, denn ich war schon als kleines Kind das erste Mal da. Mein Vater war Lehrer, meine Mutter weibliche Betreuungsperson – und so durfte ich mit. Heute bin ich oft im Schwarzwald, weil ein guter Freund von mir dort sein Elternhaus hat. Außerdem habe ich Verwandte in den USA. Da ist der "Black Forest" natürlich bei jedem Heimatbesuch gesetzt.

 Fragen von Sebastian Klaus

INFO

Das Konzert

Zum 20-jährigen Firmenjubiläum des Bauunternehmens Himmelsbach in Schuttertal, tritt die Müchener Freiheit am Samstag, 2. September, ab 19.30 Uhr auf dem Firmengelände auf. Tickets zum Preis von 19,90 Euro sind in der Tourist-Info in Dörlinbach und Schoor Stihl-Dienst Schuttertal, bei Lucias Lebensstil in Seelbach sowie bei der Lahrer Zeitung erhältlich.