Martin Buttenmüller, Vorsitzender des Historischen Vereins, dankte Marita Blattmann für deren Vortrag. Foto: Bohnert-Seidel

In Schuttern gab es lange Zeit Kindermönche

Schuttern (cbs). Das Kloster in Schuttern habe die Tradition der Kindermönche am längsten bewahrt, hat Historikerin Marita Blattmann bei ihrem Vortrag zum Offotag gesagt. Auf Einladung des Historischen Vereins beleuchtete sie das wenig bekannte Kapitel in der Kirchengeschichte des Mittelalters. Erst ab Pfingsten 1269 hätten Abt und Konvent in Schuttern auf die Aufnahme von Kindermönchen verzichtet.

70 Mönche lebten um das Jahr 825 im Kloster Schuttern. Darunter dürften 20 bis 25 Kinder mit ihren Magistern gewesen sein. Magister sind die Bezugspersonen, die an Mutter statt die Rolle der Erzieher von bis zu drei Kindern übernahmen. Die Benediktinerregel aus dem sechsten Jahrhundert sah vor, dass Eltern ihr Kind Gott schenken. Mit der Übergabe des Kindes an das Kloster gingen auch dessen Besitz und Erbe vollkommen auf das Kloster über. "Oft befanden sie sich im Kindergartenalter", so Blattmann zum Zeitpunkt, an dem Kinder ins Kloster gingen. Mit dem Geschenk des Kindes an das Kloster starb dessen Hoffnung auf Kontakt zur Familie.

Kinder waren anders als Männer, die sich im Alter von 18 Jahren für ein Klosterleben entschieden, von Anfang an vollgültige Mönche. Ihre Aufgabe bestand darin, ein nach religiösen Vorschriften vollkommenes Leben zu führen. Damit erhöhten sich dem Glauben nach für die Angehörigen die Chance in den Himmel zu kommen, so Blattmann.

Berührungen waren den Mönchen nicht erlaubt

"Da Schuttern sehr lange ein Adelskloster war, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass irgendwo ein Schutterner Großonkel im Kloster gelebt hat", erzählte Blattmann mit einem Augenzwinkern. "Die Klöster brauchten die kleinen Jungen, weil deren hoher Gesang den Engelsstimmen gleichkam." So seien sie wichtige Mitwirkende bei Stundengebet und Messe gewesen. Täglich seien 137 Psalmen gesungen worden, die allesamt auswendig gelernt waren, denn in der Mitternachtsmesse habe kein Licht zur Verfügung gestanden.

Jegliche Nähe der Erwachsenen zu den Kindermönchen seien unterbunden worden. Selbst der Magister habe seine Kinder nur mit der Rute berührt, weil es verboten war sie anzufassen. Verständigt haben sich die Mönche, wie Blattmann berichtete, meist mit Gebärdensprache. Klosterkinder seien oft auch zum Teigkneten eingesetzt worden. Lediglich am 28. Dezember, dem Tag des unschuldigen Kindes, hätten auch Kindermönche einen Spieltag einlegen dürfen.