Andy Murray, die aktuelle Nummer eins im Herrentennis. Foto: Getty Images Europe

Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten einem Stilcheck. Heute: Andy Murray.

Stuttgart - Sir Andrew Barron Murray, genannt Andy Murray ist Schotte, dessen Name neuerdings ein Adelsprädikat schmückt. Das und die Tatsache, dass der 30-Jährige zurzeit die Tennis-Weltrangliste anführt, könnte den Laien auf den Gedanken bringen, der Mann sei so etwas wie ein kurzbehoster Geck auf dem Platz. Adel verpflichtet. Außerdem denken bei Tennis viele immer noch an elitäre Clubs, wo blasierte Anwälte mit ihren gelangweilten Gattinnen zwischen zwei Gurkensandwichpausen in milchweißen Polohemden über akkurat frisierte englische Rasen hoppeln.

Überwindung und Schmerz

Doch Andy Murrays Erscheinung widerlegt jedes hartnäckige Klischee und ähnelt rein äußerlich eher einem Tennisrüpel aus einem Arbeiterverein. Murray trägt mit Vorliebe schwarze Sportschuhe zu schwarzen Socken, was in dieser Branche selten vorkommt. Meist sieht das untenherum klobig aus, elegant wie eine Bergsteiger-Montur. Sein Sponsor und Ausstatter ist die Firma„Under Armour“, ein sprechender Name, den man im Deutschen frei mit „Unter der Rüstung getragen“ übersetzen könnte. Ursprünglich ein Sportartikelhersteller für Kampfsportler ist das Label vor allem bekannt geworden als Unterwäsche-Ausstatter der amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan, die aus nachvollziehbaren Gründen atmungsaktive Stoffe bevorzugen. Die Botschaft? Sport ist Kampf, ist Überwindung und Schmerz. Murray spielt, nein kämpft zurzeit in Paris und tritt bei den prestigeträchtigen French Open auf Sand gegen allerlei buntgescheckte Paradiesvögel und weiß gekleidete Streber an. Jedes Match mit ihm ist ein ironischer Kommentar auf das britische Establishment und seine feine Sportgeschichte.