Nach knapp zwei Minuten Fahrzeit kommen die Passagiere aus der Halle ins Freie.Foto: Schabel Foto: Lahrer Zeitung

Ein Besuch im neuen Europa-Park-Themenbereich "Im Königreich der Minimoys" / Achterbahn bietet innovative Technik

Von Herbert Schabel

Rust. Jeden Morgen das gleiche Bild im Europa-Park: Hunderte meist jüngere Besucher warten darauf, dass endlich das Eingangstor aufgeht. Danach eilen sie zu Silver Star, Blue Fire und Co., um die Ersten zu sein, die mit den Achterbahnen fahren können. Seit wenigen Wochen haben die Fans des Kurvenrauschs nun ein neues Ziel.

"Arthur – Im Königreich der Minimoys" heißt die Attraktion, für die der Europa-Park weder Kosten (investiert wurden rund 25 Millionen Euro) noch Mühen gescheut hat: An dem als Weltneuheit angepriesenen Fahrgeschäft ist so lange getüftelt worden, dass der geplante Eröffnungstermin nicht einzuhalten war. Vor dem Start der Sommerferien hat "Arthur" dann aber doch seinen Dauerbetrieb aufgenommen.

Der rund 10 000 Quadratmeter große, neue Themenbereich liegt hinter Grimms Märchenwald, ein Abschnitt, den Adrenalinjunkies bisher eher gemieden haben. Durch ein Tor geht es dort in das von einer französischen Animationsserie inspirierte "Königreich der Minimoys". Der Besucher überquert eine Brücke über die alte Elz, wobei er aufpassen muss, nicht von einem Riesenfrosch nass gespritzt zu werden. Danach ist ein großes Bauwerk mit bepflanzten Wänden zu sehen, aus denen grüne Achterbahnschienen hervorragen. Davor steht die Schlange der Wartenden, die alle paar Augenblicke sehnsüchtig nach oben gucken: Über ihre Köpfe sausen Gondeln mit fröhlich kreischenden Passagieren hinweg.

An einem sonnigen Ferientag um 18 Uhr beträgt die Wartezeit laut einer Info-Tafel 60 Minuten. Was die meisten in der Schlange offenbar nicht wissen: Es gibt auch einen Eingang für Einzelbesucher, die einen freien Sitz erhalten, falls etwa eine dreiköpfige Familie in den Vierer-Reihen der Gondeln Platz nimmt. Wer hier ansteht, muss selbst zu Stoßzeiten kaum mehr als 15 oder 20 Minuten warten.

Der Clou an der von Mack Rides entwickelten Bahn ist, dass sie nicht auf Schienen fährt, sondern an Schienen hängt. Die Passagiere schweben förmlich auf sich drehenden Sitzen durch eine Fantasiewelt – den Schauplätzen von Luc Bessons "Arthur"-Filmen, in denen der Held auf einem Lichtstrahl in das winzige, unterirdische Universum der Minimoys katapultiert wird. Alles, was in der realen Welt klein ist, ist hier groß.

Am "Einsteigebahnhof" betreten die Besucher ein Förderband, entern ergonomisch geformte Sitze, die bereits für Kinder ab vier Jahren und einem Meter Körpergröße geeignet sind, ein Sicherheitsbügel klappt runter, das Fließband verschwindet im Boden, und die Fahrt – besser gesagt der Flug – beginnt.

Rund 50 nachgebaute Filmfiguren warten auf die Passagiere, darunter zunächst eine Hornisse, groß wie ein Pony, die wild mit ihren Flügeln schlägt. Es wird dunkel, Lichteffekte und Animationen mit Filmszenen sind zu sehen, der Wagen bremst mal ab, beschleunigt dann wieder, bewegt sich vorwärts und seitwärts. Diese Art von Figuren zu fahren ist das Neuartige an der Attraktion, die obendrein über eine interaktive Funktion verfügt: Die Passagiere können ihre Gondel auf Knopfdruck drehen. Das bedeutet: Keine Fahrt gleicht der anderen.

Andere Gästeschauen mit neidvollen Blicken nach oben

Nach knapp zwei Minuten saust der Zug erstmals ins Freie, statt Filmmonstern sind nun wartende Parkbesucher zu sehen, die neidisch hochgucken. Danach geht’s weiter in eine Art unterirdisches Vergnügungsviertel, ehe der Flug vor einer drei Meter großen Ratte stoppt (es könnte auch eine aggressive Maus sein), woraufhin die Gondel zu vibrieren beginnt – auf diese Weise wird den Passagieren vermittelt, dass sie jetzt vor Angst zittern sollten.

Nach dreieinhalb Minuten ist die große Halle erreicht, unter deren 16 Meter hoher Kuppel sich der Zug in eine Kurve legt und so wirklich ein Fluggefühl vermittelt. Danach geht’s wieder ins Freie, die Schienen winden sich zwischen hohen Bäumen, ehe der Flug etwa sechs Meter über der alten Elz abrupt abgebremst und dann ebenso plötzlich wieder fortgeführt wird. Nach einer mehr als vier Minuten langen Fahrt auf einer 550 Meter langen Schienenstrecke, auf der ein Tempo von 31 Stundenkilometern erreicht wird, kommt die Gondel wieder im Bahnhof an.

Fazit: Achterbahn-Fans, die in erster Linie Tempo und Adrenalinschübe wollen, werden weiter die Silver Star bevorzugen, doch die "Arthur"-Bahn entfaltet mit ihren High-Tech-Spezialeffekten, aufwendigen Kulissen und ihrer dynamischen Fahr-, pardon Flugtechnik einen ganz eigenen Reiz. Vor allem ist sie für die ganze Familie geeignet.

Wer sich noch länger im Minimoys-Königreich aufhalten will, kann die riesige Halle betreten, die Klatschmohn-Blumen in Baumgröße, ein Karussell, einen sogenannten Free-Fall-Tower, mehrere Rutschen, einen Kinderspielbereich, ein Restaurant und eine Boutique zu bieten hat, in der lustige weiße Fell-Kugel-Tierchen der Renner sind. Eine kleine Welt, aus der Eltern ihre Kinder an den Armen wegzerren müssen.