Diskutieren am Wochenende über die Zukunft des Handwerks und seiner Frauen (von links): Rainer Beckert, Peter Weiß, Doris Straubmüller, Ruth Baumann, Mauritia Mack, Jürgen Mack, Kai-Achim Klare und Andreas Drotleff. Foto: Hüve

Verband tagt in Rust und setzt Themen / Schnelles Internet wird immer wichtiger

Für die organisierten Frauen im Handwerk wird das Thema Digitalisierung immer wichtiger. Das wurde bei der Verbandstagung der Unternehmerfrauen im Europa-Park deutlich. Rund 100 Frauen aus dem ganzen Land tauschen sich dort am Wochenende noch aus.

Rust. Verbandspräsidentin Ruth Baumann legte mit ihrer beschwingten Rede die Latte für die weiteren Redner bereits bei der Begrüßung sehr hoch. Zum technischen Fortschritt merkte sie an, dass die Digitalisierung noch nicht überall angekommen sei. Es brauche mehr Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen, damit auch diese schnelle Internetleitungen durch Glasfaserkabel bekämen. Außerdem bräuchte es mehr Verlässlichkeit im Daten- und Stromnetz. "Die Stromausfälle nehmen zu", betonte die Präsidentin der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH).

Im Zusammenhang dazu sei auch beim Thema Elektro-Mobilität die Bürokratie ein Problem. Sie müsse schneller und effizienter werden. Dies zeige sich zudem in der Gastronomie-Branche, wo "weniger Vorschriften von ganz oben" bessere Bedingungen schaffen würden.

Rainer Reichhold als Präsident des baden-württembergischen Handwerkstages betonte die wichtige Rolle der Handwerks- und Familienbetriebe. "Ohne sie ginge es dem Handwerk nicht so gut." Trotzdem wies er darauf hin, dass es wegen des Fachkräftemangels wichtig sei, die duale Ausbildung zu fördern. Auch durch die Einführung des Schulfachs Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung und den Anstoß eines Berufsabiturs sei man auf dem richtigen Weg, im Handwerk für Nachwuchs zu sorgen. Zudem müsse dafür gesorgt werden, dass der Weg zu einer Meisterprüfung nicht mehr koste als ein Studium. Der Handwerkstag habe in einem Maßnahmenkatalog Probleme zu den Themen Personal, Strategie und Digitalisierung gesammelt, die mithilfe von 4,4 Millionen Euro angegangen werden könnten. Bezüglich des Breitbandausbaus sagte auch Reichhold: "Keiner zeigt sich verantwortlich dafür, dass es nicht voran geht." Bundestagsabgeordneter Peter Weiß (CDU) entgegnete in seinem Grußwort: "Schnelles Internet für jeden, egal wo er wohnt, ist für mich eine Hauptaufgabe."

Der Landesgeschäftsführer der IKK-Classic, Rainer Beckert, betonte, dass sich durch die voranschreitende Digitalisierung Kundenkontakte verändert hätten. Mittlerweile würden viele Kunden über Telefon oder Internet Kontakt aufnehmen. Daher müssten kleine Geschäftsstellen geschlossen werden.

Das Motto der Veranstaltung, "Nur Unternehmer mit Herzblut gestalten Zukunft", wurde vom Ruster Bürgermeister Karl-Achim Klare aufgegriffen. "Der Europa-Park ist ein Beweis dafür, dass Familienunternehmen mit Herzblut zu führen sind."

Gastgeberin Mauritia Mack betonte die große Verantwortung der Unternehmerfrauen im Handwerk, da sie das Rückgrat eines Unternehmens bilden würden. "Sie ziehen die Strippen im Hintergrund und die Männer verlassen sich darauf." Ihr Mann, der geschäftsführende Gesellschafter im Europa-Park, Jürgen Mack, führte durch die bereits 237 Jahre währende Geschichte des Familienunternehmens. Dabei wurde deutlich, dass auch die Anfänge des gesamten Imperiums im Handwerk lagen. Zu diesen Wurzeln wolle man sich stets bekennen. Durch den Bau des neuen Wasserparks würde der Europa-Park weiter für Arbeits- und Ausbildungsplätze im Handwerk sorgen.

Organisiert wurde das zweitägige Treffen im Europa-Park von der Lahrer Unternehmerin Doris Straubmüller. Sie bekam für ihre Arbeit reichlich Beifall der angereisten Kolleginnen aus dem ganzen Land.

INFO

Der Verband

1976 wurde der Verband der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) gegründet. In Baden-Württemberg gibt es 32 Arbeitskreise mit 1681 Mitgliedern. Der Verband setzt sich für die soziale Absicherung und generelle Unterstützung von Frauen im Handwerk ein. Er arbeitet mit anderen Frauenorganisationen zusammen und steht im Dialog mit den Handwerksorganisationen. Seit 1996 ist der UFH-BW stimmberechtigtes Mitglied im baden-württembergischen Handwerkstag.