Den Frauen und Kindern machte das Binden der Kräuterbüschel zu Ehren Marias großen Spaß. Foto: Mutz

Frauen binden Büschel zu Ehren der Gottesmutter

Rust. Zum Kirchenfest Mariä Himmelfahrt werden in den katholischen Gemeinden traditionell Kräuterbüschel gebunden, denn die Legende vom blühenden leeren Grab der Gottesmutter lebt im Volksbewusstsein weiter.

Wer gestern am frühen Vormittag den Ringsheimer Pfarrgarten betrat, war umgeben vom feinen Geruch heimischer und südländischer Kräuter. Etwa 20 Frauen und Kinder trafen sich im Pfarrhof: Omas, Mütter, Kinder und Enkelkinder standen an einer langen Tischreihe und banden mit geübten Händem innerhalb kurzer Zeit viele kleine duftende Sträuße. Diese sollten aus mindestens sieben Kräutern bestehen, die tags zuvor von der katholischen Frauengemeinschaft und den Landfrauen auf dem Feld oder im eigenen Garten gesammelt wurden. An Wildkräutern wie Goldähre, Magdalenenkraut, Schaftsgarbe, Eisenhut, Fleischkraut, Blutströpfchen und Gartenkräuter wie Salbei, Thymian, Pfefferminze oder Melisse war im ländlichen Raum kein Mangel. Bald fanden sie ihren Weg in die Sträuße. Nach getaner Arbeit gab es von den Landfrauen für die eifrigen Helferinnen selbst gebackene Waffeln.

Die bunten Bündel wurden in der abendlichen Messe in der St. Johanneskirche geweiht und danach an Behinderte, Kranke und ältere Leute verteilt oder direkt nach Hause gebracht. Im Volksglauben sollten die geweihten Kräuterbüschel gegen allerlei Unheil helfen. So werden die Büschel etwa nach der Weihe zum Schutz vor Unwetter und Blitzschlag auf dem Dachboden aufgehängt. In das Viehfutter gemischt, sollen die Büschel die Stalltiere vor Schaden bewahren und im Winter waren die getrockneten Kräuter eine Art Hausapotheke.

INFO

Die Marienlegende

Die Überlieferung besagt, dass das Grab der Gottesmutter Maria auf Wunsch des Apostels Thomas noch einmal geöffnet wurde. Das Grab war leer, aber unsagbarer Wohlgeruch entströmte den Hüllen, die den Leib Mariens geborgen hatten. So hat das Grab der Gottesmutter ein blühendes Wunder gefunden.

In der Kunst wird Maria mit Blumen dargestellt, zum Beispiel mit Nelken, Wicken und Winden. Heilkräftiges Kraut wird ihr, die den Beinamen "die Erquickende" hat, zugeordnet. Viele Pflanzen tragen ihren Namen: Marienblümchen, Frauenhaar oder Frauenmantel. In der katholische Kirche werden deshalb am 15. August. dem Tag "Assumptio Beatae Mariae Virginis" (Mariä Aufnahme in den Himmel) die Kräuterbüschel geweiht