Als Auftakt der Aktion "Lebendiger Weinberg" pflanzten Vertreter der teilnehmenden Organisationen alte und für den Weinberg typische Pflanzen in den Reben am Fuß des Kahlenbergs ein (von links): Rainer Huber, Duschan Gert, Claus-Peter Hutter, Michaela Meyer und Matthias Echle. Foto: Decoux-Kone

Durch die Aktion sollen alte Pflanzenarten in die Rebberge zurückkehren

Im Rahmen der Pflanzaktion "Lebendiger Weinberg" sorgen Winzer in den Reben auf Ringsheimer und Ettenheimer Gemarkung für Bereicherung. Ursprüngliche Pflanzen- und Tierarten sollen dort künftig wieder angesiedelt werden.

Ettenheim/Ringsheim. Es war erneut eine große konzertierte Aktion, mit der die Weinberge zusätzliche Bereicherung erfuhren. Der Ortenauer Weinkeller, Edeka Südwest und die Landesakademie für Natur- und Umweltschutz hatten zu der inzwischen fünften Pflanzaktion "Lebendiger Weinberg" aufgerufen.

Die Initiative der Landesakademie stößt landesweit auf zunehmende Resonanz. Mit der Aktion sollen Pflanzen und Tiere, die durch die Flurbereinigung und moderne Bewirtschaftung der Weinberge ihren ursprünglichen Lebensraum verloren haben, wieder angesiedelt werden. Von Nachhaltigkeit profitierten schließlich Mensch und Natur gleichermaßen, so Rainer Huber, Sprecher der Geschäftsführung von Edeka Südwest. Aus einer ökologisch intakten Bewirtschaftung ernte man qualitativ hochwertige Lebensmittel.

Claus-Peter Hutter, Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, zeigte sich begeistert von der herrlichen Landschaft, der tollen Arbeit und der exzellenten Qualität, die die Winzer in dieser Region erbringen. 380 Winzer belieferten den Ortenauer Weinkeller. "Wir alle stellen die Natur in den Mittelpunkt – und mit ihr den Menschen", so Hutter. Ökologie und Landschaftsmanagement hätten ihren angemessenen Stellenwert wieder gefunden, nachhaltiger Weinbau und Schutz der heimischen Flora und Fauna würden bewusst unterstützt. Gleichsam als "Spatenstich" pflanzten die Vertreter der Aktion alte, verloren gegangene, für den Weinberg typische Pflanzen wieder ein: den Sand-Thymian, den echten Salbei, die Färberkamille, die Weinraute, Oregano oder deutsche Schwertlilie. Sie sollen von den Winzern in den Weinbergen wieder angesiedelt werden. Etwas anstrengender war der Spatenstich beim Einpflanzen zweier Bäume: einer Weinbergquitte und eines Mandelbaums. Als Mitbringsel aus Stuttgart übergab Hutter Insektennistkästen.

Vielfältige Informationsstände waren für die Besucher aufgebaut worden. So konnte man eine ganze Reihe interessanter Maschinen begutachten, wie sie heute im Weinberg zum Einsatz kommen. Die Akademie für Natur- und Umweltschutz gab Einblicke in ihre Betätigungsfelder. An anderer Stelle fand sich eine breite Palette eben jener alten Pflanzen, die in den Weinbergen nunmehr wieder Wurzeln fassen sollen.

Beeindruckend war auch das Zahlenwerk, über das Duschan Gert, Leiter der Ortenauer Weinkellerei, berichtete: 400 Stunden Arbeit erfordere ein Hektar Reben im Jahr, bei Hanglagen bis zu 900 Stunden. Da wird die Erwartung an einen angemessenen Verkaufspreis verständlich. 5,2 Millionen Kilogramm Trauben liefern die 380 Winzer, 120 von ihnen aus der südlichen Ortenau, derzeit jährlich im Ortenauer Weinkeller ab – die dann 3,7 Millionen Liter Wein ergeben.