Kein Durchkommen mehr auf dem Wanderweg durch den Kahlenberg-Wald. Der Schwarzwaldverein soll eine Neubeschilderung für einen Umgehungsweg veranlassen. Foto: Mutz

Wanderweg wird dauerhaft gesperrt / Durchmesser von etwa drei Metern

Ringsheim (mut). Ein kurzer Hinweis im Mitteilungsblatt der Gemeinde weist darauf hin, dass der beliebte Wanderweg durch den Kahlenberg-Wald dauerhaft gesperrt werden müsse. Der Grund: ein "aktuelles Schadensereignis". Dahinter verbirgt sich ein neuerlicher Tagesbruch. Das Risiko für Menschen sei zu hoch, sagte gestern der Leiter der Deponie des Abfall-Zwecksverbands, Georg Gibis, im Gespräch in seinem Büro. Eine technische Sicherung des Weges wäre unverhältnismäßig.

Ein Tagesbruch – so werden Bergschäden im Untergrund genannt, die an der Oberfläche sichtbar werden – ganz in der Nähe des Funkmasts mit einem Durchmesser von etwa drei Metern und einer Tiefe von rund zehn Metern sei der Grund der Sperrung. Wie gegenwärtig die Gefahrenlage ist, wurde mit dem großen Tagesbruch im Februar 2008 auf der Gemarkung Herbolzheim im Bereich von Stollen IV der Öffentlichkeit bewusst. Damals tat sich ein Krater von 25 Metern Tiefe und 25 Metern Durchmesser auf. In dessen Folge wurde der Bereich auf Dauer großräumig abgesperrt. Ein Rechtsstreit mit Grundstückseigentümern und Pächtern über die Zulässigkeit der Sperrung zog sich lange hin.

Deponieleiter Gibis: regelmäßige Kontrollen und Risikobewertungen

Von 1936 bis 1969 wurde auf dem Kahlenberg zwischen Ringsheim und Herbolzheim über und unter Tage Erz abgebaut. Die Wunden, die der Landschaft zugefügt wurden, sind inzwischen verheilt, auf der rund zwei Quadratkilometer großen Fläche befindet sich die Abfallverwertungsanlage und Reben.

Als letzter lebender Zeitzeuge der bergbaulichen Tätigkeit hat Karl-Josef Franke, der Steiger für Vermessung, so seine Berufsbezeichnung, die Geschichte des Bergbaus dokumentiert und in einem Buch niedergeschrieben. Unter Tage schlummern durch kilometerlange Stollen auf Jahre hinaus Gefahren, mit denen sich der Zweckverband mit den Landkreisen Ortenau und Emmendingen als Rechtsnachfolger der ehemaligen Erzgrube Kahlenberg auseinandersetzt.

Der erneute kleinere Stollenbruch entstand vor etwa drei Wochen, berichtet Gibis. Die Schadstelle ist nun im engeren Bereich mit Gittern abgesperrt, die großräumige Sperrung des Wanderwegs südlich und nördlich des Walds erfolgte zunächst mit Schranken und Verkehrszeichen. Die Zugänge sollen bald mit Sperrzaun und Tor vollständig abgeschottet werden. Schon jetzt ergeht die dringende Bitte auch an Fußgänger, die Sperrung zu beachten. Der Zweckverband beobachte und untersuche mit Unterstützung von Ingenieurbüros das Geschehen über und unter Tage, betont Gibis, man sei sehr aktiv.

Regelmäßig werde die Lage neu bewertet und eingestuft. Um Gefahren zu begegnen, wurden und werden Stollen verfüllt und stabilisiert. Der jetzige Vorfall habe eine relativ geringe Risikobewertung, weil der Bruch auf eigenem Gelände passierte. Die frühere Sprengung von Stollensystemen erweise sich heute auch als Nachteil, weil in Hohlräume eindringendes Wasser Instabilität fördere. Inzwischen seien vier Hektar Gelände, fast ausschließlich auf dem Deponiegelände zwischen Herbolzheim und Ringsheim, durch Absperr- und andere Maßnahmen gesichert.