Gab so manche (Binsen-)Weisheit rund um den Wein zum Besten: Jean Michael Räber. Foto: Mutz

Jean Michael Räber begeistert in Rust mit "Der Dichter und die Flasche"

Rust. Mit seinem Soloauftritt "Der Dichter und die Flasche" hat der gebürtige Schweizer Jean Michael Räber, Mitglied des Baal-novo-Ensembles, im Ruster Pfarrheim St. Michael die Besucher begeistert. Er sei ein ganz besonderer Dichter, unter den Augen von Jesus Christus, gab Räber den anfänglichen Hinweis auf das große Kruzifix im Raum und lud die Gäste zum Gipfel der önologischen Literatur ein.

Vor seinen Augen immer ein Glas Rotwein, an dem er genüsslich nippte. Einen ganzen Koffer Literatur hatte er "rein zufällig" dabei, die Grundlage seines philosophischen Streifzugs. Beim Wein sei es wie beim Fußball. Denn auch dort gäbe es Experten, aber genau so viele Flaschen. Und die deutsche Literatur sei eh zu trocken, weil die Philosophen zu wenig tränken. Räber befeuerte viele Klischees, so auch Rotwein als Gesundmacher. Zwischen den Mahlzeiten immer ein halber Liter, so sein Rat. Und was haben Wein und Männer gemeinsam? "Die meisten kippen um."

Woher das Schorle seinen Namen hat

Der oft in sich selbst verliebte Weinliebhaber und Dichter zitierte Überraschendes und Witziges aus der Literatur von Homer, Goethe, Ringelnatz oder Heinz Erhardt. So auch von Charles Baudelaire: "Wer nur Wasser trinkt, hat etwas zu verbergen." Selbst Hippokrates habe die Vorzüge des Weins für die Leber erkannt, und Aristoteles Wein dem Bier vorgezogen. Denn Biertrinker fielen immer auf den Rücken. In der Bibel sei Wein an 174 Stellen erwähnt, im Buch Mose stehe, dass Noah dem Wein zusprach.

Überraschende Einwürfe des Dichters mit hellem Anzug, schwarzer Fliege und Hornbrille sorgten für Szenenapplaus, so auch die Auseinandersetzung mit seinem ungebildeten imaginären Nachbarn Kornheißer. Die Wahrheit liege zwar im Wein, der Schwindel gelegentlich im Etikett. Ein Wein aus der Pfalz habe den Korken schon im Rebstock und Rheinwein gehe hurtig zur Blase, resümierte der Dichter zu Deutschlands Weinregionen. Ein beliebtes Getränk der Badener ist das Weinschorle. Nach der Interpretation des Dichters – er hatte schon ein Viertel Spätburgunder intus – hätten sich französische Soldaten während des napoleonischen Kriegs mit dem Trinkspruch "toujours l’amour" zugeprostet. Der Wein war mit Wasser verdünnt, daraus wurde für die Deutschen "schur le mur" und letztendlich "Schorle".

Viel Applaus gab es nach eineinhalb Stunden für einen kabarettistisch berauschenden Abend mit Jean Michael Räber, der mit der literarischen Zeitreise des Weingenusses vermittelte, dass Wein schon immer auch Philosophen, Dichtern und Denkern den Geist erhellte – oder auch vernebelte.