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Vertreter aus Politik und Wirtschaft heben letztes Teil in die Ringsheimer Lärmschutzwand

945 Meter ist sie lang, die Wand, die lärmgeplagte Ringsheimer künftig vom Krach der Schienen abschirmen soll. Gestern wurde sie eingeweiht und gleichzeitig der Startschuss gegeben für ein ähnliches Bauwerk ein paar Kilometer weiter südlich.

Ringsheim. Die Kenzinger Hoffnung auf Ruhe ist mehr als doppelt so lang (gut zwei Kilometer) – und kostet den Bund auch doppelt so viel. In Ringsheim hat man knapp 1,4 Millionen Euro investiert, in Kenzingen werden es nach Fertigstellung Ende April rund drei Millionen sein. Hinzu kommen in beiden Orten insgesamt weitere 60 000 Euro für passive Lärmschutzmaßnahmen an Häusern. Geld, das gut angelegt sei, da waren sich Sven Hantel als Konzernbevollmächtigter der Bahn sowie die beiden Bürgermeister Heinrich Dixa und Matthias Guderjan einig.

Überzeugen konnten sich davon gestern Vormittag auch ihre Zuhörer. Die drei Redner standen nur wenige Meter östlich der Gleise, als sie erklärten, dass die "Anwohner ein großes Stück mehr Lebensqualität hinzugewonnen" hätten (Hantel), dass sie "froh" seien, "diesen Tag endlich erleben zu dürfen" (Dixa) und dass man nach vielen Jahren sehe, "die Bahn bewegt sich doch" (Guderjan). Und obwohl während der Feierstunde mehrere Güter- und Personenzüge hinter den drei Männern durchrauschten, hatte niemand Probleme, das Gesagte (akustisch) zu verstehen – die Wand erfüllt ihren Zweck.

Dixa: "Wo Licht ist, ist immer auch Schatten."

Dass sie einige Anwohner noch als Fremdkörper in der Ringsheimer Landschaft empfinden, ist für Rathauschef Dixa zu verschmerzen: "Zum einen ist dort, wo Licht ist, auch immer der in diesem Fall buchstäbliche Schatten." Zum anderen habe man mit dem Europa-Park einen Partner an der Hand, der bereits an einem Konzept für eine Verschönerung der noch kühl-kahlen Wand arbeite. Auf diesem Weg würden dann auch die Schmierereien, die Sprayer an dem noch jungen Bauwerk bereits hinterlassen haben, wieder verschwinden. Auch die Bahn nahm Dixa weiter in die Pflicht: "Die Gemeinde stellt für die Flächen, die während der Bauzeit in Beschlag genommen wurden, nichts in Rechnung. Es wäre schön, wenn der Schotterweg entlang der Gleise noch eine Teerschicht erhalten würde."

Doch zunächst, das betonte das Ringsheimer Gemeindeoberhaupt, sei man "mehr als zufrieden" mit dem, was schon ist: "Natürlich könnte man diesen Moment zum Anlass nehmen und fragen, warum nicht schon früher so? Aber so ein Mensch bin ich nicht: Ich sage Danke im Namen vieler lärmgeplagter Anwohner." Sein Kenzinger Kollege Guderjan zeichnete den schwierigen Weg zum "überfälligen" Lärmschutz deutlicher nach. Seit den 1990er-Jahren sei man immer wieder bei Behörden und Bahn vorstellig geworden. Erst sei man abgewiesen, später vertröstet worden. "Nicht zuletzt dank des Engagements der Bürgerinitiativen fanden wir vor vier Jahren mit der ›Kenzinger Erklärung‹ endlich Gehör" – wie der Lärm von den Gleisen in den beiden Orten nun ein Ende findet.

Dass man das Übel künftig verstärkt an der Quelle bekämpfen will, darauf machte Bahnvertreter Hantel am Donnerstag einmal mehr aufmerksam: "Bis 2020 werden all unsere Güterzüge mit lärmmindernden Bremsen ausgestattet sein." Und der Bau von weiteren Wänden so vielleicht bald nicht mehr nötig.

INFO

Bahnhalt

Die Freude über den Lärmschutz macht die offenen Fragen zum Ringsheimer Bahnhalt nicht vergessen. Jürgen Mack nahm am Rande der Feierstunde Stellung zu Themen, die nicht nur den Europa-Park-Verantwortlichen seit Jahren auf den Nägeln brennen.

> Sicherheit: "Dass mit dem Bau der Lärmschutzwand auch der Bahnsteig verbreitert wurde und Unterstände geschaffen werden, ist ein ganz wichtiger Schritt und freut uns sehr." 

> Toiletten-Anlage: "Gemeinde, Bahn und Europa-Park stehen in gutem Kontakt. Wir sind zuversichtlich, bald eine zufriedenstellende Lösung präsentieren zu können. Noch sind Fragen der Unterhaltung zu klären."

> Anbindung: "Es ist ziemlich klar, dass ein ICE-Halt mit der jetzigen Trassensituation in Ringsheim nicht zu haben ist. Dass auch der neue, schnelle Regionalexpress nicht halten wird, ist sehr schade. Wir bleiben weiter in Gesprächen mit Bahn und Land."