Marc Lerandy und Michael Wagner verlassen Offenburger FV im Sommer / "Unterschiedliche Ansichten" der Grund

Beim Fußball-Oberligisten Offenburger FV knirscht es im Gebälk. Wieder einmal. Gestern wurde bekannt, dass Trainer Marc Lerandy und Sportvorstand Michael Wagner den Verein im Sommer verlassen.

Karl-Heinz Kuderer, beim OFV Vorsitzender für den Bereich Verwaltung/Spielbetrieb, zeigte sich vom Zeitpunkt der Pressemitteilung, die von Wagner und nicht vom Verein verfasst wurde, überrascht. Vergangene Woche sei man noch zusammengesessen, um den Verlauf der Rückrunde und die Ziele über den 1. Juli hinaus zu planen und zu diskutieren. Relativ ergebnisoffen sei man auseinandergegangen, jeder habe sich noch einmal Gedanken machen wollen, zumal am kommenden Freitag eine große Vorstandssitzung ansteht. Die Pressemitteilung hat jetzt zumindest dafür gesorgt, dass einige Themen nicht mehr auf den Tisch kommen müssen.

Die Gründe für den Abschied von Coach Lerandy und Michael Wagner, heißt es in besagter E-Mail Wagners, "sind unterschiedliche Ansichten über die sportliche Weiterentwicklung zwischen sportlicher Leitung und der Vereinsführung." Um mit der Herrenmannschaft, der OFV belegt den vorletzten Tabellenplatz, doch noch den Abstieg aus der Oberliga zu verhindern, sollen – wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war – von Wagner und Lerandy Verstärkungen gefordert worden sein. Zuletzt hatten die Offenburger vermehrt auf eigene Talente gesetzt und verdeutlicht, diesen Weg auch in Zukunft beibehalten zu wollen. Kuderer sagt dazu: "Keiner will freiwillig absteigen und wir sind stolz darauf, dass wir insgesamt mit vier Teams aller Altersklassen in der Oberliga vertreten sind. Aber wir können die finanziellen Forderungen des sportlichen Bereichs nicht erfüllen." Der Verein, der jährlich rund 120 000 Euro in die Jugendarbeit investiert und eine Kooperation mit dem SC Freiburg pflegt, wolle keine Neuverschuldung. "Wir gehen keine Risiken ein", so Kuderer. Allerdings soll es auch Stimmen geben, die gerade im Jugendbereich Einsparungen fordern, um mit dem verbleibenden Geld etablierte Oberligaspieler verpflichten und so dem Abstieg noch von der Schippe springen zu können. Andere wiederum kritisieren die Arbeit und Bilanz des Trainers und stellen ihn infrage – Offenburgs Oberligafußballer haben seit 15 Partien nicht mehr gewonnen.

Bei Lerandy und Wagner, die höhere Ziele anstreben und daraus auch nie einen Hehl machten, dürfte der Offenburger Sparkurs folglich auf wenig Begeisterung gestoßen sein. Viele Vereine, so ein Eindruck von Wagner, würden in wichtigen Bereichen mehr investieren, Prozesse schneller vorantreiben. Vor allem mit Blick auf Ortenauer Konkurrenten wie Kehl, Linx und Oberachern sah er demnach offenbar die Felle davonschwimmen, zumal dem OFV – erst recht im Falle eines Abstiegs – im Sommer ein großer Umbruch samt dem Verlust mehrerer Stammspieler und talentierter Nachwuchsakteure droht.

Lerandy bekräftigte gestern noch einmal, dass er künftig professioneller arbeiten wolle, seine Entscheidung habe er aber allein und nicht gemeinsam mit Wagner getroffen.

"Gute Kontakte" zum Bahlinger SC

"Ich wollte, dass der Verein mit mir wächst. Aber nun ist ein Zeitpunkt gekommen, an dem es im Gleichschritt nicht weitergeht", so Lerandy auf LZ-Nachfrage. Er habe seine Vorstellungen, wie er trainieren und weiterkommen wolle. Diese seien jedoch zuletzt nicht mit denen des OFV auf einen Nenner zu bringen gewesen. Der Verein habe innerhalb des Kaders eine gute Struktur, es sei bisher gelungen, das Team auch nach dem Aufstieg voranzubringen und einen kleinen Generationswechsel einzuleiten. "In Sachen Infrastruktur hapert es aber ein wenig", so der ehemalige Profi, der am kommenden Montag zum ersten Training bittet und nicht glaubt, dass sich seine Entscheidung negativ auf die Mannschaft auswirken wird. "Die Jungs wissen wie ich ticke und was ich vorhabe. Wir wollen das bis zum Schluss durchziehen und zusammenhalten", so Lerandy.

Gespannt sein darf man, wer künftig das Traineramt beim OFV übernimmt. Interessenten, das hat Kuderer verraten, gebe es reichlich. Die Suche nach einem neuen Trainer und die Kaderplanung für die Saison 2017/18, heißt es in der Pressemitteilung abschließend, wird Teammanager Heinz Falk mit Unterstützung von Wagner übernehmen. Und Lerandy? "Der Klassenerhalt hat zunächst höchste Priorität. Klar ist aber auch, dass es in der Zukunft Gespräche geben wird. Bisher haben solche noch nicht stattgefunden", so der ehemalige Akteur des Bahlinger SC, der dorthin "noch immer gute Kontakte" pflegt und wo vor Kurzem Alfons Higl übernommen hat – bis zum Saisonende wohlgemerkt.