Sven Adam von der Deutschen Bahn präsentiert das Durchlassbauwerk für das "Blauloch" im Naturschutzgebiet Taubergießen. Foto: Kroll

DB stellt Maßnahmen vor, die den Zustand der Gewässer verbessern sollen.

Ortenau - Zwischen Appenweier und Kenzingen wird die Rheintalbahn künftig aus- und teilweise neu gebaut. Da solche Großprojekte ohne Eingriffe in die Natur nicht möglich sind, muss sich die Bahn um ökologische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kümmern.

Die Deutsche Bahn ist durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und die Vogelschutzrichtlinie verpflichtet, bauliche Eingriffe in die Natur zu kompensieren. Beide EU-Regelungen zielen darauf ab, alle heimischen Arten sowie ihre natürlichen Lebensräume und deren Funktionen zu erhalten. Sind Schadensbegrenzungs- oder Vermeidungsmaßnahmen nicht vor Ort möglich – wie beim Streckenabschnitt sieben zwischen Appenweier und Kenzingen –, müssen Ersatzmaßnahmen ergriffen werden, die vom jeweiligen Standort auch weiter entfernt sein dürfen. Wichtig ist nur, dass diese frühzeitig realisiert werden und zum Zeitpunkt der Beeinträchtigung wirksam sind. Für das in die Hand genommene Geld gibt es "Ökopunkte". Erst wenn der geforderte Kontostand erreicht ist, gilt der Eingriff als ausgeglichen.

Sven Adam, Projektabschnittsleiter des Streckenabschnitts sieben, ist es wichtig, Geld nicht einfach nur dafür auszugeben, dass der Gesetzgeber zufrieden ist: "Wir wollen nicht nur Ökopunkte sammeln, sondern in ökologisch sinnvolle und nachhaltige Projekte investieren", sagt er.

Eine Auswahl davon haben der Projektabschnittsleiter und seine Kollegen Michael Breßmer und Stephan Fuhrmann am Mittwoch vorgestellt. Alle drei näher beleuchteten Maßnahmen sollen den ökologischen Zustand der Gewässer verbessern.

> Naturschutzgebiet Taubergießen: Dort haben zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum. In den Jahren 2013 und 2014 hat die Deutsche Bahn in den Rheinauen bei Kappel-Grafenhausen ein rund 750 000 Euro teures Durchlassbauwerk für das sogenannte "Blauloch" errichtet. Aufgrund der fehlenden Höhendynamik ist das ehemals glasklare Gewässer stark verschlammt. Mithilfe des Durchlasses können die Gewässer östlich des Hochwasserdamms kontrolliert gespült und die Schlammablagerungen natürlich abgetragen werden. So wird auch der Austrocknung dieser Feuchtgebiete entgegengewirkt.

> Fischtreppe an der Alten Elz in Kappel-Grafenhausen: In denselben Jahren wurde im Bereich der Wasserkraftanlage der Firma Kunz eine Fischtreppe errichtet. Das Bauwerk ist 38 Meter lang, zwei Meter breit und zwei Meter hoch. Es verläuft parallel zur Rechenanlage, in der grober Schmutz aus dem Fluss gesiebt wird. Damit die Wasserbewohner auch problemlos flussabwärts ziehen können, wurde die bestehende Rechenanlage zudem umgebaut: Durch geringere Stababstände werden jetzt auch kleinere Tiere vor der Turbine geschützt. Da der Rechen ein unüberwindbares Hindernis ist, schwimmen sie rechts daran vorbei, fallen in den tiefer gelegenen Bereich und können von dort über die Fischtreppe wieder in die Alte Elz gelangen.

> Schutterzeller Mühle in Neuried: Dieses Projekt ist erst im April genehmigt worden, der Baubeginn ist für 2018 geplant. Ursprünglich verlief die Schutter weiträumig um die Mühle herum. Der östlich des Gebäudes gelegene Flusslauf, der aktuell kaum fließt und voller Algen ist, soll reaktiviert und wieder vollständig durchgängig gemacht werden. Dann soll das wieder angebundene Flussbett als Fischauf- und -abstieg sowie als Lebensraum vieler weiterer Tiere dienen. Dafür will die Bahn etwa 1,1 Millionen Euro investieren.

Insgesamt wurden oder werden elf weitere Gewässermaßnahmen im Streckenabschnitt sieben mit Gesamtkosten von rund zehn Millionen Euro umgesetzt. So ist etwa bei der Wasserkraftanlage der Familie Lamparter in Lahr – entlang des Radwegs an der Schutter – eine weitere Fischaufstiegsanlage geplant. Laut Adam ein Projekt, das demjenigen in Kappel-Grafenhausen ähnelt, mit 60 Metern Länge allerdings deutlich größer ausfallen soll.

INFO

Das ist eine Fischtreppe

Eine Fischtreppe ist eine von vielen Möglichkeiten zur Aufwertung eines Fließgewässers. Sie dient der Verbesserung der Durchgängigkeit für Fische, Krebse, Muscheln und andere Wasserbewohner. Zuvor unüberwindbare Hindernisse wie Wehre, Staumauern und Wasserkraftturbinen, die zum Aussterben von Arten im Oberlauf von Flüssen und Bächen führen können, werden für die Tiere durch Fischtreppen überwindbar. Gewässer sollen somit auch wieder Lebensraum für selten gewordene, weit wandernde Fischarten wie Aale oder den atlantischen Lachs werden.