Michael Jung mit einem seiner sechs Pferde, mit denen er am Turnier in ichenheim teilgenommen hat. Foto: Fink Foto: Schwarzwälder-Bote

Pferdesport: Vielseitigkeitsreiter bei den "Ichenheim Classics" am Start / Konzentration ist auf Rio gerichtet

Von Daniela Nußbaum-Jacob

Der bekannteste Teilnehmer der "Ichenheim Classics" ist Michael Jung aus Horb gewesen. Für einen Sieg beim Großen Preis von Neuried hat es nicht gereicht, dafür greift der vermutlich weltbeste Vielseitigkeitsreiter in Rio nach Gold.

Hans-Günter Winkler, Franke Sloothaak und Gerd Wiltfang – sie alle waren Weltmeister und Olympiasieger im Springreiten. Und sie alle sind in der Vergangenheit beim Reitturnier "Ichenheim Classics" gestartet. Doch keiner von ihnen war so dominant in seiner Reitsportdisziplin wie der "König der Buschreiter", Michael Jung aus Horb, erfolgreichster Vielseitigkeitsreiter der Welt und Gold-Favorit bei den olympischen Spielen in wenigen Wochen in Rio.

Gleich drei Eisen – sprich Pferde, die für einen Start bei Olympia qualifiziert wären – hat er im Feuer. "Wahrscheinlich wird es Takinou sein", erklärte der 33-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung am Rande des Ichenheimer Turnieres. Die Entscheidung falle in zwei Wochen nach dem Start beim CHIO in Aachen. Dann geht es noch ins Trainingslager in Bonn-Rodderberg und anschließend nach Rio – am 12. August wird Jung mit seinem Pferd schon wieder zurück in der Heimat sein. Doppelgold hat er 2012 in London geholt, ist amtierender Weltmeister, Europameister und hat als erster Deutscher den Grand Slam der wichtigsten Vielseitigkeitsprüfungen der Welt gewonnen – ein Ausnahmesportler, der jedoch bescheiden geblieben ist. Die Vielseitigkeit, früher Military-Reiten genannt, besteht aus Teilprüfungen in den Disziplinen Dressur, Geländeritt und Springen.

Am Wochenende hatte Jung in Absprache mit dem Bundestrainer auf die Teilnahme in Luhmühlen verzichtet und war stattdessen mit sechs Springpferden auf der Ichenheimer Waldreitanlage am Start. Etwa die Hälfte der 30 Pferde aus seinem Ausbildungs- und Turnierstall im Schwarzwald sind Springpferde. Jung ist auch in den Disziplinen Dressur und Springen in der Klasse S siegreich, was vermutlich ein Teil seines Erfolgsgeheimnisses ist. In der Vielseitigkeit ist die Geländeprüfung zwar das Herzstück, aber auch in den anderen beiden Disziplinen müssen die Reiter top sein,wollen sie gewinnen.

In Ichenheim konnten interessierte Zuschauer nicht nur im Parcours, sondern auch in der Vorbereitung auf dem Abreiteplatz seine feine, ruhige konzentrierte Arbeit mit dezenter Hilfengebung – stets gemeinsam mit dem Partner Pferd und nie unter Zwang – bewundern. Der Lohn waren viele Platzierungen im Vorderfeld der Springprüfungen. Für die "Ichenheim Classics", bei denen er zum vierten Mal an den Start ging, fand er nur lobende Worte. "Das ist ein tolles Turnier. Man merkt, dass die Leute vom Verein sich sehr bemühen, trotz des Regenwetters alles möglich zu machen", meinte er. Der Sandboden habe auch unter diesen schwierigen Umständen für Reiter und Pferde ideale Verhältnisse geboten.

Dass er bei dem von Mario Walter gewonnenen Großen Preis von Neuried nicht ins Stechen kam, wird Jung verschmerzen können. Sein Ziel ist die Mission Gold in Rio. Und danach? Ein ausgiebiger Urlaub? Jung schüttelt lächelnd den Kopf. "Dann geht es auf den übrigen Turnieren der Saison weiter", sagt er. Urlaub könne er höchstens eine Woche im Winter machen. Traurig scheint er nicht darüber zu sein. "Es macht Spaß, junge Pferde auszubilden und zu fördern", betont er. "Vielleicht ist ja eines mit dabei, mit dem ich dann beim nächsten Großen Preis von Neuried vorn mit dabei bin."