Oberweiers Cheftrainer über Alexander Zverev, die Entwicklung des deutschen Tennissports und die Zukunft des TC BWO

Für drei Mannschaften des TC Blau-Weiß Oberweier beginnt am Wochenende – wie für viele anderen Vereine aus der hiesigen Region auch – die Sommerrunde so richtig. TC BWO-Cheftrainer Oliver Killeweit äußerst sich im Interview über Themen wie aktuelle Entwicklungen im Verein, aber auch über das deutsche Tennis insgesamt.

Herr Killeweit, der Sieg von Angelique Kerber bei den Australian Open ließ die deutschen Tennisfans zu Jahresbeginn jubeln. Hat der Grand-Slam-Erfolg positive Auswirkungen gezeigt, beispielsweise auch in Oberweier?

Nein, man kann nicht sagen, dass wir danach einen signifikanten Mitgliederanstieg verzeichnet haben. Es ist heute leider so, dass Tennis viel zu wenig präsent ist in den Medien, beispielsweise im Fernsehen. Grand-Slam-Erfolge werden zwar wahrgenommen, aber wenn Kerber beispielsweise wie neulich in Stuttgart siegt, bekommt das die breite Öffentlichkeit kaum oder gar nicht mit. Ein ähnlicher Tennis-Boom wie etwa in den 1980er Jahren ist kaum vorstellbar, was beispielsweise auch mit den viel größeren Alternativmöglichkeiten für Jugendliche heutzutage zusammenhängen mag.

Während im deutschen Damenbereich derzeit mehrere Aktive erfolgreich sind, macht bei den Herren vor allem Alexander Zverev auf sich aufmerksam. Was trauen Sie ihm zu?

Zverev ist jung, ehrgeizig und arbeitet sehr hart. Aktuell ist er die Nummer 48 der Welt, in den Top 50 wird er sich auf jeden Fall etablieren. Die Top 20 traue ich ihm in jedem Fall zu. Was darüber hinaus geht, lässt sich schwer voraussagen. Er ist aber auch erst 19, das sollte man nicht vergessen.

Zum TC BW Oberweier: Wie stellt sich der Verein vor Beginn der Sommerrunde 2016 dar?

Im Leistungs- und Nachwuchsbereich als zwei zentrale Säulen sind wir stabil aufgestellt. Im Verein herrscht eine sehr gute Stimmung, der zum Teil noch neu besetzte Vorstand hat sich trotz eines anspruchsvollen Programms positiv eingearbeitet.

Welche neuen Felder werden derzeit bearbeitet?

Unser Ziel ist, mehr im Breitensport zu tun. Das seit einiger Zeit mittwochs zwischen 18.30 Uhr und 20.30 Uhr angebotene Schnuppertraining für Erwachsene erweist sich als Erfolg, bringt immer wieder neue Mitglieder. Man kann hier von etwa 15 bis 20 Neuzugängen im Jahr sprechen. Ein entsprechender Bedarf zeichnet sich ab, was wir rein logistisch mit einem breiten Trainerkontingent, von Hauptamtlichen bis hin zum C-Trainer, umsetzen können.

In der Vergangenheit machten – auch in Oberweier – immer wieder einmal Sprüche die Runde, der Verein setze ausschließlich auf eingekaufte Kräfte und lediglich auf Leistungssport. Wie stufen Sie solche Aussagen ein?

Solche Bemerkungen hat es gegeben, sie haben im Lauf der Zeit aber ganz stark abgenommen. Zum einen, weil der Verein gezeigt hat, dass er im Leistungsbereich ganz bewusst auf eigene Talente vertraut. Zum anderen geht es dem TC BW Oberweier ganz klar um beides, Leistungs- und Breitensport. Wir wollen künftig dem Breitensportbereich wie erwähnt mehr Raum geben, uns stärker nach außen öffnen. Auch damit lassen sich Vorurteile abbauen.

Welche Themen sehen Sie, über das sportliche Tagesgeschäft hinaus, mittelfristig als wichtig an?

Es ist ja kein Geheimnis, dass eine mögliche Fusion mit Friesenheim in der jüngeren Vergangenheit immer mal wieder thematisiert wurde. Das Thema ist nach wie vor aktuell, beide Vereine und die Gemeinde Friesenheim werden die Materie gemeinsam seriös besprechen.

  Die Fragen stellte Thorsten Mühl.