Die Lage Zeller Abtsberg feiert Jubiläum und aus diesem Anlass laden die Winzer zu zwei Tagen voller Programm in die Kelterhalle ein. Foto: privat

Seit 1242 wird in Zell-Weierbach Wein angebaut / Zwei Tage lang dreht sich alles um den Rebensaft

Seit 775 Jahren gibt es Weine vom Zeller Abtsberg. Das wollen die Winzer aus Zell-Weierbach mit ihrer Burgundernacht und dem Burgundertag heute und am Sonntag, 18. Juni gebührend feiern.

Zell-Weierbach (red/fr). An diesen Tagen dreht sich alles um die Weine der Lage Zeller Abtsberg aus der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg. Der Zeller Abtsberg geht zurück auf die Mönche des Klosters Gengenbach. Sie haben jahrhundertelang ihre besten Weine auf den steilen Granitverwitterungsböden des Zeller Abtsbergs geerntet. Der alte Abtshof im Weierbach zeugt noch heute von dieser klösterlichen Herrschaft.

Eine wichtige Quelle aus dem Jahr 1242 spricht von den Klosterreben in Zell-Weierbach, erläutert der Historiker Dr. Martin Ruch. Der Weierbacher Rebbesitz war übrigens der größte der Abtei, fast doppelt so groß wie die Rebflächen um Gengenbach. Ein mächtiger Türsturz im Keller des Abtshofes trägt die Jahreszahl 1516. Die Aufsicht über alle Gengenbacher Klosterreben hatte der Abtmeier in Weierbach.

Die Einzellage Zeller Abtsberg steht auch heute für ausgezeichnete Spätburgunder Rotweine, aber auch für Viognier, Syrah und Riesling. Die Lage befindet sich noch weitgehend im Originalzustand, da keine Flurbereinigung stattgefunden hat. Heute wie einst war es ein Bangen um die Ernten. Denn der Winzer hängt an seinem Rebstock. Der Dreißigjährige Krieg ebenso die französischen Kriege brachten Brand und Mord über den Ort. Häufig konnten die Felder nicht bewirtschaftet werden, denn die Menschen lebten in den Wäldern ringsum, nachdem die Burgen Ortenberg und Staufenberg keinen Schutz mehr boten.

In alten Zeitungsartikeln steht zu lesen, dass nach dem Revolutionskrieg die Franzosen den Herbst in den Reben "gefressen" haben und die Winzer somit leer ausgingen. Das Auflehnen gegen die Belagerer mündete gar darin, dass zwei französische Offiziere erschossen wurden. Das heutige Gewann "Franzosenloch" erinnert wohl noch an dieses Ereignis. Jedenfalls haben sich die Winzer immer wieder berappelt und ließen sich nicht einschüchtern. Die Not indessen war oftmals groß in den Familien, reichte der Ertrag meist nicht aus, um alle zu ernähren.

Als "Genossen aus Not" schlossen sich 1923 die 48 Winzer vom Zeller Abtsberg zur ersten Winzergenossenschaft der Ortenau zusammen. Die ersten Weine wurden im alten Schulhauskeller ausgebaut. Es gab zwar reichlich Wein, aber es mangelte an Kunden. Auch damals schon kamen Billigweine aus dem südlichen Europa ins Land. Die heimischen Weinbauern blieben auf ihren Ernteerträgen sitzen. Damals wie heute waren Absatz und Stärke gegenüber den Importen die wichtigsten Themen. Einen Rückschlag gab es in den Kriegsjahren. Die Frauen mussten die Lage bewirtschaften, da die Männer in den Krieg ziehen mussten. Nach dem Krieg wählten die Franzosen ausgerechnet den Zeller Winzerkeller als Zentrallager für die Truppenversorgung mit Wein aus. Er wurde beschlagnahmt. Und die Zeller Winzer mussten ihren eigenen Wein zum Teil auslagern.

Heute sind die Zeller Winzerfamilien unter dem Dach der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg vereint, streben nach höchsten Qualitäten und werden bei Prämierungen belohnt, jüngst sogar mit dem Staatsehrenpreis des Landes.

INFO

Tag und Nacht mit guten Weinen

> Burgundernacht

Die Feiern beginnen am heutigen Freitag um 19 Uhr mit der Burgundernacht – auf zwei Ebenen in der Kelterhalle und im Barrique Keller sowie bei schönem Wetter auch noch mit einer Bar im Hof. Bereits zum dritten Mal tritt der Sängerbund Zell-Weierbach unter Leitung vom Vorsitzenden Thomas Vogt als Organisator auf. In der Kelterhalle wird der Sängerbund mit seinem Jugendchor „Ragazzini“, gemischtem Chor und Männerchor auftreten.

Titel wie Evening Rise, Sally Gardens, Barbara Ann bis African call bieten einen bunten Mix. Die Tanzgruppe der Narrenzunft tritt auf sowie Herbert und Rudolf als Quetschorgel-Duo. Ab 20.30 Uhr wird zusätzlich im Barrique Keller Phillip Schienle Lounge-Musik machen, bevor DJ Günne ab etwa 22 Uhr die Party eröffnen wird. Die Jungwinzer werden hier bewirten.

> Burgundertag

Der Burgundertag am Sonntag, 18. Juni, steht ab 11 Uhr ganz im Zeichen der Burgunderweine. In der "Burgunderstraße" können mehr als 30 Weine verkostet werden. Um 14 und 16 Uhr werden Alphornbläser den richtigen Ton anschlagen.