Mit dem Skalpell handgeschnittene Schablonen und Spraydosen mit Farbe sind das Handwerkszeug des Künstlers Ziro. Foto: privat

Der Offenburger Urbanart-Künstler "Ziro" geht erfolgreich seinen Weg

Der in Offenburg lebende Künstler "Ziro" verkauft seine Bilder in Bristol, Wien und Stavanger. Sie sind in Karlsruhe und Konstanz zu sehen. Nur in seiner Heimat sind sie noch kaum bekannt.

Offenburg. Wer an nichtkommerzielle Kunst im öffentlichen Raum, an sogenannte "Streetart" oder "Urbanart", denkt, dem fallen der Franzose Blek le Rat, der Brite Banksy oder, für Offenburg, der junge Stefan Strumbel ein. In der Ortenau lebt ein wenig bekannter Künstler, der mit seinen Bildern in den letzten zwei Jahren so richtig durchstartet. Seine Werke waren in England, Norwegen und Österreich sowie mehrfach in Konstanz und Karlsruhe zu sehen; im Sommer werden sie erstmals in Köln gezeigt. Der Künstler selbst nennt sich "Ziro" (mit einer Null statt des o m Ende) und möchte möglichst anonym bleiben. Mit der "Lahrer Zeitung" hat er sich zum Gespräch getroffen.

Ziro sagt von sich, er sei ein Kind der 80er-Jahre. Er stamme aus der Ortenau und lebe heute in Offenburg. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen – das sei ein Relikt aus der Zeit, in der er mit seinen Schablonen-Graffiti Mauern, Hauswände und andere Objekte im Stadtbild verziert habe. Dabei habe er schon früh "eine Faszination für die oft sozialkritische, aber fast immer pointierte Streetart entwickelt."

Getrieben durch seine immer detaillierter werdenden, handgeschnittenen Schablonen (Stencils) und dem Hang zur Perfektion beim Sprühen, wechselte er schon vor einigen Jahren mit seiner Kunst von der Haus- auf die Leinwand. Mit Selbstironie und geschliffenem Humor fand er auf diese Weise schnell Eingang in die englischsprachige Urbanart-Szene, in der er seine Bilder zunächst selbst vertrieb. "Die Entwürfe entstehen am Computer", erzählt Zir0, "dann drucke ich sie großformatig aus und schneide mit dem Skalpell sauber die Sprühschablonen heraus." Mit bis zu einem Dutzend solcher Schablonen werde dann auf grundierte Leinwände das Bild schichtweise in verschiedenen Farben aufgebaut – mit Spraydosen. Das Ergebnis sind unikale Miniatur-Graffiti, die fast so detailliert sind wie Drucke. "Ein gutes Stencil hat jedoch immer mehr Charakter und stärkere Farben als ein Druck", sagt der Künstler.

Die vergangenen Jahre lassen ahnen, dass sich seine Werke auch hier durchsetzen werden. "Es läuft gerade ganz gut", räumt er zufrieden ein. Seit 2015 werden seine Bilder immer häufiger ausgestellt, den Eigenvertrieb hat er eingestellt und arbeitet nun mit dem Karlsruher Galeristen Michael Oess zusammen.

Seine Werke setzen sich mit verschiedenen Kunstströmungen, mit Kommerz und Politik auseinander. "Sie spiegeln meine humoristische Sichtweise auf das aktuelle Zeitgeschehen wider", sagt er, "sie beschäftigen sich mit den Themen, die mir im Alltag begegnen. Diese können politischer, gesellschaftlicher oder einfach humoristischer Natur sein und so zum Nachdenken oder Lachen anregen."

In der Parodie auf das Schwarzwald-Mädel der Rothaus-Brauerei mit dem Titel "Riothaus" oder mehr noch in seinem Werk "Tired of Heimat" setzt sich Ziro beispielsweise kritisch mit dem inflationären Gebrauch des "Hei mat"-Begriffs in der Kunst auseinander. Er befürchte, sagt er, dass sich das Thema "Heimat" durch die Trivialisierung verbrauche und bald nicht mehr als Qualitätsmerkmal verwendet werden könne. "Vielleicht wäre ein etwas verantwortungsvollerer Umgang mit der Tradition hilfreich, um die Künstler, Urlaubsziele und Marken zu schützen, die einen echten, nämlich lokalen Bezug zum Thema ›Schwarzwald‹ haben," sagt er.

Die Brauerei Rothaus sieht Kunst im Schwarzwald als wichtigen Faktor, denn sie biete "einen Dialog, eine andere Sicht auf die Umwelt und oftmals auch Interaktion." Dem wird auch Ziro sicher zustimmen können.

Weitere Informationen: www.zir0.de