Ritterhaus zeigt in der Schau "Verdammt lang her" archäologische Fundstücke aus der Ortenau
Das Museum im Ritterhaus eröffnet morgen, Freitag, seine neue Dauerausstellung "Verdammt lang her – Archäologie in der Ortenau". Rund 100 Fundstücke aus der Region werden unter Einbeziehung des neusten Forschungsstands erstmals präsentiert.
Offenburg. Mit der Neugestaltung der archäologischen Abteilung ist der dritte Teil der Neukonzeption des Museums im Ritterhaus abgeschlossen. Die Ausstellung zeigt an ausgewählten archäologischen Funden Entwicklungen in der Region von der Jungsteinzeit vor etwa 7000 Jahren bis in die Zeit der Alamannen im 8. Jahrhundert.
Wie Museumsleiter Wolfgang Gall erläutert, legten die Ausstellungsmacher Nadine Rau und Johann Schrempp besonderen Wert auf das pädagogische Konzept: Anschauliche Lebensbilder, eine Medien- sowie Mitmach-Stationen, an denen zum Beispiel die Scherben einer römischen Schale zusammengesetzt oder steinzeitliches Werkzeug ausprobiert werden können, greifen verschiedene Aspekte der Ausstellung auf. Die Stationen sollen Kinder und Erwachsene zum Ausprobieren einladen.
Folgt man den Vitrinen im Uhrzeigersinn durch den neu gestalteten Raum, geht die Bildungsreise von den Grundlagen der Archäologie als Wissenschaft über Werkzeuge, Waffen und Schmuckstücke aus der Stein-, Eisen- und Bronzezeit bis zur römischen Besiedlung rund um Offenburg zu Beginn unserer Zeitrechnung. Den Abschluss bilden Grabungsbefunde, die 1969 in der Straße "Am Krummer" gesichert wurden, und ein alamannischer Baumsarg. Dieser war 1892 im merowingischen Gräberfeld von Seitingen-Oberflacht (Kreis Tuttlingen) ausgegraben worden und hat nun in einer "Grabkammer" in der neuen Ausstellung einen würdigen Platz erhalten.
Museumspädagogin Rau und Archäologe Schrempp von der Universität Freiburg stellen rund 100 neue Leihgaben aus dem Badischen Landesmuseum und dem Römerkastell Saalburg, vor allem aber aus dem Archäologischen Fundarchiv Baden-Württemberg aus – darunter Bronzen, Keramiken und Schmuck.
Die jüngsten römischen Funde rechts des Rheins
Der 2011 bei Bühl gefundene Grabstein eines Suebenfürsten ist erstmals in einer Ausstellung zu sehen. Er trägt die bislang einzige in Baden-Württemberg entdeckte Inschrift, die Aussagen über die frühe römische Verwaltung zulässt. Aus ihr und weiteren Funden ist ersichtlich, dass in Offenburg, Rammersweier und Zunsweier im 1. Jahrhundert nach Christus Soldaten römischer Legionen stationiert waren, die Landvermessungen und Bauarbeiten vornahmen. In Offenburg befand sich das Legionslager südwestlich des heutigen Marktplatzes. Im Norden schloss sich eine Lagervorstadt (ein Vicus) entlang der Straße nach Mainz an – der heutigen Okenstraße. Von dort stammen bedeutende Exponate aus dem 3. Jahrhundert nach Christus, die den Archäologen als die jüngsten römischen Funde rechts des Rheins gelten.
Dem Museum im Ritterhaus war die Neugestaltung dieser Abteilung ein besonderes Anliegen. Die richtungweisende archäologische Forschung im Offenburger Museum geht auf das Engagement des Gymnasialprofessors Ernst Batzer zurück, der auch den Grundstock für die Sammlung legte. In den vergangenen 30 Jahren brachten Archäologen bei ihren Grabungen in der Innenstadt jedoch viele neue Fundstücke zu Tage, die dem Museumsbesucher bisher nur im Rahmen von kleinen Wechselausstellungen präsentiert werden konnten. Auch entsprachen die erklärenden Texte der bisherigen Dauerausstellung in vielen Fällen nicht mehr dem neusten Forschungsstand.