Kuratorin Valeria Waibel wird zur Vernissage heute Abend sprechen. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Städtische Galerie Offenburg zeigt Werke aus der "Wagenhalle Stuttgart" / Heute Abend ist die Vernissage

Von Jürgen Haberer

Offenburg. Eine alte Wagenhalle am Stuttgarter Nordbahnhof hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer vor Kreativität förmlich überschäumenden Brutstätte der Kunst und Kultur entwickelt. In der Städtischen Galerie Offenburg sind nun rund 40 Werke aus der "Wagenhalle Stuttgart" zu sehen.

Gut zehn Jahre nach dem Einzug der ersten Künstler in die ehemalige Reparaturhalle der Deutschen Bahn sind dunkle Wolken über dem kreative Schmelztiegel am Stuttgarter Nordbahnhof heraufgezogen. Der 1895 errichtete Gebäudekomplex ist stark sanierungsbedürftig. Die Zukunft der "Wagenhalle Stuttgart" ist alles andere als gesichert.

Das Kollektiv besteht aus rund 80 Künstlern

Das kreative Potenzial, die pulsierende Kraft des aus ganz unterschiedlichen Disziplinen schöpfenden Kollektivs scheint aber nach wie vor ungebrochen, wie die Ausstellung in der Städtischen Galerie Offenburg eindrucksvoll dokumentiert. Rund 80 Künstler, Architekten und Musiker, Theaterleute und Bühnenbildner, Designer, Filmemacher und Techniker nutzen immer wieder die sich anbietenden Synergieeffekte, um neue und spannende Kunstprojekte auf den Weg zu bringen, neue Formen des kreativen Miteinanders auszuprobieren.

Die von der Kunsthistorikerin und Kuratorin Valeria Waibel zusammengestellte Ausstellung, die nun in Offenburg zu sehen ist, zeigt knapp 40 Kunstwerke, in denen die Atmosphäre und die künstlerische Bandbreite des Projekts "Wagenhalle Stuttgart" lebendig werden.

Die Stärke der Ausstellung liegt dabei nur bedingt in der Qualität der einzelnen Arbeiten. Sie beeindruckt vor allem durch eine überschäumende Lust am künstlerischen und kreativen Experiment, durch witzige Ideen und kühne Verschränkungen.

"Kunst braucht Raum um zu experimentieren und spielen zu lernen", das Motto des "Kunstvereins Wagenhalle", wird in den Räumen der Städtischen Galerie sichtbar. Da ist der "Bilderarchäologe", der Fundstücke neu zusammenfügt, der Bildhauer, der Holzskulpturen mit verbeulten Blechdosen und Plastikmüll verziert. Der Maler, der mit Intarsien arbeitet, das Architektenteam, das Räume aus Wohlstandsmüll kreiert.

Eine Mülltonne als Energietankstelle

Der Ausstellungsbesucher stolpert über einen Esstisch, der sich wie ein Flügel aufklappen lässt, ein Motorrad, das sich in geschwungener Eleganz in den Himmel schraubt, eine Mülltonne, die zur Energietankstelle umfunktioniert wurde. Er wird mit den Entwürfen des "Bureau Baubotanik" konfrontiert, das Pflanzen und schnell wachsende Bäume in seine Architektur integriert, mit Klanginstallationen und surrealen Filmsequenzen, mit Skulpturen aus Stahlschrott und Plakaten von Theatergruppen und Multimedia-Künstlern. Zwischendurch fällt der Blick natürlich auch auf Malerei und Fotoarbeiten, auf kinetische Objekte und Plastiken aus ganz unterschiedlichen Materialien.

Die Ausstellung "Lose Bande – 38 Positionen aus der Wagenhalle Stuttgart" ist noch bis zum 4. Oktober in der Städtischen Galerie Offenburg zu sehen. Zur Vernissage, die heute ab 19 Uhr stattfindet, spricht Kuratorin Valeria Waibel. Die Öffnungszeiten sind dienstags, donnerstags und freitags 13 bis 17 Uhr, mittwochs 13 bis 20 Uhr (in den Schulferien 13 bis 17 Uhr), samstags und sonntags 11 bis 17 Uhr.