Stefan Strumbel zeigt Altbewährtes – aber auch seine neue Seite

Stefan Strumbel hat Kuckucksuhr und Bollenhut an den Nagel gehängt und seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Begriff "Heimat" auf eine neue Ebene gehievt. Nach wie vor ist er auf der Suche nach griffigen Symbolen.

Von Jürgen Haberer

Offenburg. Es wäre zynisch, im Angesicht der aktuellen Flüchtlingswelle ein schlichtes "Heimat loves you" zu plakatieren, betont Stefan Strumbel bei der Vorbesichtigung seiner neuen Ausstellung in der Städtischen Galerie Offenburg. Die von ihm angesprochene Grafik zählt zu den von der Pop-Art geprägten Arbeiten, mit denen er im Verlaufe des vergangenen Jahrzehnts den Kunstmarkt erobert hatte. Nun ist sie Teil einer knapp 60 Einzelbilder umfassenden Collage, die im letzten Segment der Ausstellung einen Blick in die Vergangenheit wirft.

Zehn Jahre nach seiner ersten großen Ausstellung in der Galerie in seiner Heimatstadt präsentiert er an selber Stelle seine neuen Ansätze und eine ganze Reihe erst in diesem Jahr entstandener Arbeiten. Strumbel bewegt sich dabei klar in Richtung figürliche Kunst und Installation – auch wenn er sich dabei zumindest teilweise auf die Rolle des Impulsgebers zurückzieht. Die Werke basieren auf seinen Entwürfen und Modellen, die Herstellung der Aluminium- und Bronzegüsse sowie der Holzskulptur eines wandernden Uhrenverkäufers, hat Strumbel aber in die Hände von Fachleuten gelegt.

Auffällig ist die nach wie vor präsente Auseinandersetzung mit den von ihm besetzten Begriffen, die Suche nach Symbolen, die seine Ideen und Gedanken transportieren: Da ist das mit farbigen Segmenten hinterlegte Fachwerk der Schwarzwaldhäuser, das in Aluminium gegossene Bett, dessen Decke nur auf einer Seite zerwühlt ist, die Träne aus Kuhglocken und gleich zum Einstieg in den Ausstellungsrundgang eine aufblasbare Schwimminsel mit Palme – das jetzt für die Ewigkeit in Bronze gegossene Symbol des Kindheitstraums von einem unbeschwerten Leben in der Südsee.

Von seinen Anfängen in der Streetart ist heute nicht mehr viel zu sehen

Auf einer deutlich abstrakteren Ebene setzt Strumbel sich nach wie vor mit den Begriffen Heimat und Identität auseinander. Das wird noch deutlicher, wenn der 36-Jährige an seine enge Verbindung mit dem Offenburger Kulturforum erinnert. Denn: Dort hat er zum ersten Mal legal eine Wand besprüht, das erste Atelier bezogen und 2005 auch seine erste große Einzelausstellung bestritten. Heute steht er als arrivierter Künstler an selber Stelle und präsentiert Arbeiten, die seine Wurzeln in der Streetart, der Graffitikunst, allenfalls noch erahnen lassen.

Seine Nähe zur Pop-Art und damit auch zur künstlerischen Reduktion wird aber nach wie vor deutlich: Sie manifestiert sich wenn er eine schlichte Holzpalette in Aluminium gegossen an die Wand hängt, wenn er der normalerweise als Verpackungsmaterial dienenden Luftpolsterfolie in dem selben Material ein eigenes Denkmal setzt.

Dass dem Vorrat an neuen Ideen aber auch bei Strumbel Grenzen gesetzt sind, zeigt seine im Grunde reizvolle und durchaus auch provokante Auseinandersetzung mit dem klassischen Gemälde: In Folie verpackt, zugeklebt und dann in Aluminium gegossen hängt es nun in sechs Formaten an den Wänden der Städtischen Galerie. Formal wird dabei eine gängige Ausstellungssituation simuliert – die inhaltliche Aussage tendiert aber Richtung Null. Überaus reizvoll dagegen ist die Gegenüberstellung von Fastfood und Hummer auf zwei verspiegelten Säulen.

Die Ausstellung ist bis zum 31. Januar in der Städtischen Galerie in Offenburg zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag jeweils 13 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.