Auch in schwierigen Finanzzeiten vertrauen immer mehr Kunden der Sparkasse ihr Geld an, hier die Hauptstelle in Lahr. Foto: Braun

Mehr Kredite und höhere Kundeneinlagen trotz Niedrigzinsen / Mini-Filialen droht bald das Aus

Die Sparkasse Offenburg-Ortenau hat erstmals in ihrer Geschichte mehr als vier Milliarden Euro bewegt. Trotz Niedrigzinsen laufen ihr die Kunden weiterhin scharenweise zu. Weiteren Mini-Filialen droht unterdessen wohl bald die Schließung.

Offenburg. Die Sparkasse Offenburg-Ortenau baut ihre Marktmacht als größtes Kreditunternehmen der Region weiter aus. Die Bilanzsumme knackte mit 4,19 Milliarden Euro die Vier-Milliarden-Marke, ein Plus von 146 Millionen. Auch das Kreditvolumen wuchs um 107 Millionen auf nun 2,69 Milliarden Euro. Und die Kunden vertrauen dem Geldhaus auch in schwierigen Finanzzeiten ohne Zinsen ihr Geld an. Die Kundeneinlagen erreichten mit 3,1 Milliarden Euro einen Höchststand in der 180-jährigen Geschichte des Offenburger Geldhauses, ein Plus von 125 Millionen. Entsprechend zufrieden ist der Vorstand, hieß es in der Pressekonferenz. 

> Klarer Marktführer: Das Kundenvolumen erreichte voriges Jahr einen Wert von 6,85 Milliarden Euro, ein Zuwachs um rund 300 Millionen Euro und damit eine deutliche Ausweitung. "Das zeigt das Vertrauen unserer Kunden in der Region, das ist ungebrochen", erklärte der Vorstandsvorsitzende Helmut Becker.

> Weniger Gewinn: Unterm Strich blieb der Sparkasse 2017 mit rund 48 Millionen Euro etwas weniger Gewinn als im Jahr zuvor, als noch 54 Millionen erzielt wurden.

> Weniger Filialen: 2017 wird die Sparkasse ihre Filialen in Ichenheim und Rust schließen. Und das werden nicht die Letzten sein, erklärte Vorstand Karl Bähr auf Nachfrage. Konkrete Orte würden noch nicht feststehen, betroffen sein würden aber am ehesten voraussichtlich Mini-Filialen mit 18 Stunden Öffnungszeit, quer durch das Verbreitungsgebiet, hieß es auf Nachfrage unserer Redaktion. Selbstbedienungsautomaten-Center sollen verstärkt in Kooperation mit der Volksbank eingerichtet werden – also eine Stelle mit zwei Banken.

> Weniger Mitarbeiter: Aktuell sind bei der Sparkasse 823 Mitarbeiter beschäftigt. Das sind 17 weniger als noch im Jahr zuvor. Auf Vollzeitstellen umgerechnet arbeiten knapp 700 Kräfte im gesamten Unternehmen. Das ist die niedrigste Zahl seit der Fusion der Sparkassen mit der Sparkasse Lahr-Ettenheim. Wenn man umrechnet, wieviel Personal zusätzlich nötig wäre, wenn die Online-Aktivitäten noch klassisch in einer Filiale erledigt werden müssten, wären weitere 100 Mitarbeiter nötig, erklärte Vorstand Karl Bähr.

> Immobilienmarkt brummt: Das beste Ergebnis seit Bestehen des Immobiliencenters wurde voriges Jahr erzielt, mit einem Plus von 25 Prozent. Es gebe eine weiterhin starke Nachfrage nach Immobilien, aber zu wenig Angebote auf dem Markt. Der Höhepunkt der Immobilien-Explosion sei aber wohl jetzt erreicht, schätzt Vorstand Karl Bähr. Für 2017 werde nochmals kräftig Umsatz erwartet.  

> Geldgeschäfte öfter online: 58 Prozent der Sparkassen-Kunden wickeln ihre Bankgeschäfte über das Internet ab. Allein knapp 5000 Girokonten wurden voriges Jahr auf online umgestellt. Bei den 25- bis 44-Jährigen nutzen bereits drei von vier Kunden die digitalen Angebote des Geldhauses und nicht mehr die klassische Filiale. Auch die Zahl der Kunden, die mit ihrer Plastikkarte der Sparkasse in Geschäften bargeldlos bezahlen, werde immer größer.

> Gefragtes Kundencenter: Das Service-Center des Geldhauses hat nach Angaben der Sparkasse bundesweiten Vorbild-Charakter. Andere Sparkässler informieren sich über diese Einrichtung. Dort werden täglich mehr als 1000 Kunden telefonisch von Bank-Fachleuten betreut.

> Geldtausch per Handy: Bankgeschäfte über das Handy abzuwickeln, wird immer mehr zum Trend. "In einigen Jahren wird es nur noch Bankgeschäfte über Smartphones geben", glaubt Bähr. Neu ist ein mobiles Angebot, mit dem Beträge unter Freunden und Bekannten bis zu 30 Euro einfach ausgetauscht werden, etwa beim gemeinsamen Pizzaessen oder in der Kneipe. Die Nachfrage nach der Smartphone-App "schießt durch die Decke", hieß es. "Kwitt" nennt sich das mobile Angebot.

> Bargeld bleibt wichtig: "Bargeld bedeutet Freiheit", sagt der Vorstandsvorsitzender Becker. Deshalb geht er davon aus, dass Bargeld trotz aller Online-Aktivitäten weiterhin wichtig für die Kunden bleibe.

> Wenig "faule Eier": 2017 gab es laut Sparkasse keine außergewöhnlichen Pleiten von Kunden und Firmen, die Löcher in die Bilanz hätten reißen können.

> Stiftungen: Die Regionalstiftung der Sparkasse hat im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Euro für 141 Projekte in der Region ausgeschüttet. Über Spenden und Sponsoring gingen weitere 912 000 Euro an Vereine und Einrichtungen in der Ortenau, wurde berichtet.

Kommentar von Jörg Braun

Digitale Zukunft

Die Sparkasse Offenburg-Ortenau blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Sie gehört zu den Schwergewichten unter den Sparkassen im Land, mit jetzt vier Milliarden Euro Bilanzsumme. In Zeiten von Niedrig- und  Minuszins ist dies beachtlich. Der Ausbau der Vormachtstellung in der Region kommt aber nicht von ungefähr. Da wird im Vorstand früh reagiert und es werden Weichen für die Zukunft gestellt, um das Geldhaus solide auf Wachstumskurs zu halten. Dazu gehört der Einsatz von moderner Technik, denn immer mehr Menschen wickeln die lästigen Bankgeschäfte übers Handy ab. Bei den Jungen, von Mitte 20 bis Mitte 40, nutzen
drei von vier Kunden das mobile Online-Banking. Tendenz: zunehmend. Die Kehrseite der Medaille: Mini-Filialen für die älteren Kunden werden über kurz oder lang aus den Dörfern verschwinden. Sie sind dauerhaft zu teuer und werden durch Telefonberatung ersetzt. Schade, aber so sieht die digitale Zukunft wohl aus.

Die Sparkasse Offenburg-Ortenau blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Sie gehört zu den Schwergewichten unter den Sparkassen im Land, mit jetzt vier Milliarden Euro Bilanzsumme. In Zeiten von Niedrig- und Minuszins ist dies beachtlich. Der Ausbau der Vormachtstellung in der Region kommt aber nicht von ungefähr. Da wird im Vorstand früh reagiert und es werden Weichen für die Zukunft gestellt, um das Geldhaus solide auf Wachstumskurs zu halten. Dazu gehört der Einsatz von moderner Technik, denn immer mehr Menschen wickeln die lästigen Bankgeschäfte übers Handy ab. Bei den Jungen, von Mitte 20 bis Mitte 40, nutzen drei von vier Kunden das mobile Online-Banking. Tendenz: zunehmend. Die Kehrseite der Medaille: Mini-Filialen für die älteren Kunden werden über kurz oder lang aus den Dörfern verschwinden. Sie sind dauerhaft zu teuer und werden durch Telefonberatung ersetzt. Schade, aber so sieht die digitale Zukunft wohl aus.
Die Sparkasse Offenburg-Ortenau blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Sie gehört zu den Schwergewichten unter den Sparkassen im Land, mit jetzt vier Milliarden Euro Bilanzsumme. In Zeiten von Niedrig- und Minuszins ist dies beachtlich. Der Ausbau der Vormachtstellung in der Region kommt aber nicht von ungefähr. Da wird im Vorstand früh reagiert und es werden Weichen für die Zukunft gestellt, um das Geldhaus solide auf Wachstumskurs zu halten. Dazu gehört der Einsatz von moderner Technik, denn immer mehr Menschen wickeln die lästigen Bankgeschäfte übers Handy ab. Bei den Jungen, von Mitte 20 bis Mitte 40, nutzen drei von vier Kunden das mobile Online-Banking. Tendenz: zunehmend. Die Kehrseite der Medaille: Mini-Filialen für die älteren Kunden werden über kurz oder lang aus den Dörfern verschwinden. Sie sind dauerhaft zu teuer und werden durch Telefonberatung ersetzt. Schade, aber so sieht die digitale Zukunft wohl aus.