Ein würdiger Abschluss der diesjährigen Offenburger Kreuzgang-Konzerte: Das "Offenburger Streichtrio" und seine drei Gäste meisterten die Herausforderungen, vor die einige der aufgeführten Werke sie stellten, mit Bravour. Foto: Haberer

"Offenburger Streichtrio" und Gäste begeistern mit russischer Romantik

Der fünfte und letzte Abend der diesjährigen Offenburger Kreuzgang-Konzerte ist tief in die Klangwelt der russischen Romantik eingetaucht. Das "Offenburger Streichtrio" servierte ein ansprechendes Programm, das sich immer mehr verdichtete.

Offenburg. Musikalische Feinkost lebt vom Glanz der aufgeführten Werke, von der Dramaturgie eines Programms, das sich im Verlaufe des Konzerts immer mehr verdichtet. Am letzten Abend der diesjährigen Kreuzgang-Konzerte wurde dieser Ansatz vom "Offenburger Streichtrio" und seinen Gästen wieder einmal nahezu perfekt umgesetzt.

Den Einstieg markierte ein schwelgerisches Streichtrio des fast vergessenen Komponisten Nicolai A. Sokolov, gefolgt von dem "Streichquartett Nr. 2" von Alexander Borodin, einem Kleinod der russischen Romantik, das von Satz zu Satz immer mehr Dynamik und Klangpracht entwickelt.

Nach der Pause kam dann Peter Tschaikowskys "Souvenir de Florence" zu Gehör, eine gut 30-minütige Komposition für ein Streichsextett. Diese stellt das aufführende Ensemble vor höchste Ansprüche, verwöhnt das Publikum aber auch mit einem musikalischen Feuerwerk voller Ideen und überschäumender Klangkraft. Rolf Schilli (Violine), Frank Schilli (Viola) und Martin Merker (Violoncello) vom "Offenburger Streichtrio" beeindruckten dabei gemeinsam mit Anke Bettina Melik (Violine), Andrej Melik (Violoncello) und Anne-Francoise Guezingar (Viola) mit einer von langer Hand vorbereiteten Aufführung, die den musikalischen Anspruch der 1994 gestarteten Konzertreihe mit einem dicken Ausrufezeichen untermauerte.

Überhaupt verwöhnte der für dieses Jahr letzte Abend der sommerlichen Kammerkonzerte im alten Kapuzinerkloster in Offenburg die knapp 200 Zuhörer mit ausgesuchten Juwelen der russischen Romantik und einer Darbietung voller Glanz und Virtuosität. Der Einstieg hatte dabei durchaus auch seine Tücken: Nicolai A. Sokolovs "Streichtrio in D-Dur" schwelgte in einer im Grunde statischen Klangrede, die in fünf Sätzen die Grundhaltung romantischer Schwärmerei auskostete.

Mit Alexander Borodins "Streichquartett Nr. 2" öffnete sich der Klangraum dann aber immer weiter. Zarte, beinahe liebliche Harmonien mit einem angedeuteten Walzerrhythmus entwickelten immer neue Klangfarben, tauchten ein in ein neckisches Scherzo, eine variationsreiche Nokturne, bevor das Werk dann im vierten Satz innerlich zu explodieren schien. Klangbilder voller Expressivität griffen dem musikalischen Feuerwerk vor, das nach der Pause folgen sollte. Das 1890 komponierte Souvenir eines mehrmonatigen Aufenthalts in Florenz zählt zu den absoluten Meisterwerken seiner Epoche, aber auch zu den ganz großen Herausforderungen, denen sich ein Streichsextett stellen kann. Die sechs Akteure aus Offenburg und Lahr meisterten diese am Ende nicht nur mit Bravour. Sie setzten dem Abend mit einem herrlich funkelnden Nachklang, einem Satz aus einem Streichsextett von Alexander Borodin, auch noch ein sinnliches Sahnehäubchen auf.

INFO

Konzertreihe

Seit 1995 finden alljährlich von Mitte Juni bis Ende Juli die Offenburger Kreuzgang-Konzerte im alten Kapuzinerkloster statt. Das älteste und einzige Gebäude Offenburgs, das den großen Stadtbrand von 1689 überstand, bietet ein ideales Ambiente für die Open-Air-Kammermusikabende. Die künstlerische Leitung liegt beim "Offenburger Streichtrio", das zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt je nach Budget ein Programm mit fünf bis acht Konzerten zusammenstellt.