Obstbauberater Hansjörg Haas zeigte Interessierten auf den Streuobstwiesen der Landesgartenschau, was beim Obstbaumschnitt zu beachten ist. Foto: Baublies

Freundeskreis pflegt Streuobstwiesen / Haas zeigt Baumschnitt

Der Freundeskreis der Landesgartenschau hat die Verantwortung für die Streuobstwiesen auf dem LGS-Areal übernommen. Eine Aufgabe, die mit Arbeit verbunden ist, den Naturfreunden aber auch Spaß bereitet.

Lahr. 120 junge Bäume wollen gehegt und gepflegt werden, dazu hat sich der Freundeskreis verpflichtet. Allerdings stehen am Rand der Streuobstwiese auch sieben Obstbäume, die geschätzt 50 oder sogar 60 Jahre alt sind. Ulrike Holland, die Vorsitzende des Freundeskreises, erklärte am Montagabend, dass diese Bäume zu einem Anwesen gegenüber der B 3 gehörten. Als die Bundesstraße gebaut wurde, lagen die Bäume etwas abgeschieden, weshalb man sich nicht mehr so sehr um sie gekümmert habe.

Mit dabei am Montag ist Hansjörg Haas. Der Obstbauberater vom Landratsamt berät die Mitglieder des Freundeskreis beim Baumschnitt. Einen der knorrigen alten Bäume bezeichnet Haas als "Skulptur." Tatsächlich ähnelt das Gebilde eher moderner Kunst als einem Baum. Der Baum sei irgendwann eingesunken und durch schweres Gerät am Stamm beschädigt worden. Die "Skulptur" hängt allerdings voller Äpfel.

Da die sieben alten Bäume zur neu angelegten Streuobstwiese gehören, fängt Haas dort mit dem "Unterricht" an. Er zeigt, dass der verwachsene Baum immer noch sehr lebendig ist: "Hier bilden die Triebe neues Gewebe", zeigt er an einer Stelle, wo der Baum einst zurückgeschnitten wurde. An einer anderen Stelle greift der Obst- und Gartenbauberater zur scharfen Säge. "Das ist nur noch Totholz", sagt er und entfernt das abgestorbene Geäst. Dabei ergänzt er, dass "ein halbtoter Baum ökologisch sehr wertvoll ist". Aber Totholz an einer Stelle im Inneren des Baums, nahe beim Stamm, dem sogenannten Herzen, behindere das Wachstum junger Triebe.

Haas ist bei der "Skulptur" nicht zimperlich. Mehrere Äste fallen, an denen viele Äpfel hängen. Da der alte und knorrige Baum trotz des verwegenen Aussehens noch sehr gesund sei, wären die doch drastischen Einschnitte gerechtfertigt: "Wer Stumpen schneidet, fördert neue Triebe." Dabei können neue Triebe auch im Weg sein, zeigt der Berater den zehn Interessierten an einer anderen Stelle. Gleichzeitig räumt er mit einem Vorurteil auf: "Der Baum muss nicht unbedingt nach oben wachsen." Seitentriebe im "Herzen" des Baums wären näher an der Wurzel, wovon die Früchte profitierten, die dort wachsen. Auch Seitentriebe hätten also ihre Berechtigung. Der richtige Schnitt erfordert viel Erfahrung – diese Erkenntnis gewinnen alle Teilnehmer am Montag.

Da der Verein die Verantwortung für die Streuobstwiese zur Landesgartenschau im kommenden Jahr und darüber hinaus übernommen hat, wird die Erfahrung mit der Zeit sicher wachsen. Laut Holland habe man im Frühjahr bereits an den jungen Bäumen entsprechende Korrekturen vorgenommen. Dort aber erneut nachzusehen wäre für den Abend dann doch etwas zu viel gewesen.

INFO

Streuobstwiesen

Heimische Streuobstwiesen bieten bis zu 5000 verschiedenen Tierarten einen Lebensraum. Daher ist diese alte Kulturform ökologisch sehr wertvoll. Traditionell gehörten diese Wiesen an Dorfränder, wo sie den Einwohnern frisches Obst boten. Da Obst immer mehr industriell erzeugt wird, haben diese Wiesen für die Versorgung an Bedeutung verloren. Sie sind aber ein beliebter ökologischer Ausgleich bei Baumaßnahmen, die die Landschaft versiegeln.