Der erste Teil der Operation "Klinik-Zukunft" war am Dienstag erfolgreich. Der Ausschuss des Kreistags einigte sich einvernehmlich darauf, mehrere Modelle zu prüfen. Auch eines, das die mittelfristige Sicherung aller Standorte verspricht. Foto: Ortenau-Klinikum

Ausschuss für neue Prüfung aller Standorte / Lahr und Wolfach sicher / Ettenheim vorerst auch

Eine schnelle Schließung von Kliniken im Landkreis ist vorerst vom Tisch. Stattdessen wird ein neues Modell genauer untersucht, das zumindest mittelfristig alle Standorte sichern würde. Das beschloss der Ausschuss des Kreistages einstimmig.

Offenburg. Wie die mit Spannung erwartete Sitzung des Krankenhaus-Ausschusses am Dienstag verlaufen war, zeigte die Miene von Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz schon kurz vor der sich anschließenden Pressekonferenz. Metz strahlte sichtlich zufrieden. Kein Wunder: Ein neues Modell für die Zukunft der Kliniken im Landkreis war auf den Tisch geflattert, ein Vorschlag von Landrat Frank Scherer, der politisch gute Chancen hat, verwirklicht zu werden. Mit diesem Vorschlag wäre Ettenheim zumindest mittelfristig gerettet, Lahr und Wolfach als Standorte dauerhaft gesichert.

Landrat Frank Scherer sowie vom Ortenau-Klinikum Reinhard Müller (Unternehmensentwicklung) und Christian Keller als Geschäftsführer informierten nach der langen Ausschusssitzung über die vereinbarten Beschlüsse. Diese waren allesamt einstimmig getroffen worden, hob Scherer hervor. Die Sitzung sei entsprechend konstruktiv und "nicht emotionsgeladen" verlaufen.

Drei Eckpunkte wurden vereinbart: Zum einen hat das Klinikum nun den neuen Auftrag, die beiden Ideen des bisher vorliegenden Gutachtens mit langfristig drei oder vier Standorten genauer zu untersuchen und diese mit dem Ist-Zustand heute zu vergleichen (siehe Info). Bis zur nächsten Sitzung des Ausschusses soll dafür ein Zeitplan vorliegen. In einem Jahr spätestens soll dann eine Entscheidungsgrundlage fertig sein, wie es langfristig mit den Krankenhäusern weitergeht.

Punkt zwei: Das Klinikum soll noch mehr sparen. Durch besseres Zusammenwirken der bestehenden Kliniken, also durch neudeutsch Synergien. Ein bis zwei Millionen Euro könnten so jährlich einzusparen sein.

Punkt drei war das Kaninchen, das Landrat Frank Scherer aus seinem Zauberhut zog: Er schlägt ein ganz neues Modell vor, das praktischerweise gleich seinen Namen bekam: "Modell Landrat". Dieses sieht vor, dass Ettenheim und Oberkirch als sogenannte Portal-Kliniken geführt werden, also mit Erstversorgung tagsüber, plus einer Spezialisierung. Im Fall Ettenheim die Fußchirurgie und Schmerztherapie. Gengenbach würde dabei die Orthopädie nach Kehl abgeben und neue Aufgaben bekommen. Kehl würde die Gynäkologie und den HNO-Bereich nach Achern und Offenburg verlieren. Was diese Variante politisch so wahrscheinlich macht: Mit diesem Modell hätten alle Standorte bis auf Weiteres Bestand, kein Haus müsste schließen. Die Standorte Lahr und Wolfach sind in allen vorliegenden Plänen ohnehin dauerhaft als Zukunftskliniken gesetzt.

Wichtig zu betonen war dem Landrat, dass von Klinikschließungen keiner der Entscheider einen Vorteil habe, schon gar nicht finanziell. "Im Gegenteil, das gibt nur Ärger", sagte Scherer.

Grundlage für die nun anstehenden neuen Gutachten und Beratungen zur Klinikzukunft seien die gesetzlichen Rahmenbedingungen aus Berlin. Kliniken zu halten, werde bei immer höheren Kosten und sinkender Unterstützung immer schwieriger. Werde nicht gegengesteuert, drohe wirtschaftlicher Kollaps. Davon sei man noch weit entfernt – und wolle dies auch bleiben. Eine Privatisierung sei für den Kreistag ebenso vom Tisch wie die Idee nur einer künftigen Zentralklinik für den ganzen Landkreis.

INFO

Das wird geprüft

Das Ortenau-Klinikum soll im Auftrag des Kreistags prüfen, welche Lösungen aus dem vorliegenden Gutachten mit drei oder vier Standorten im Vergleich zum Ist-Zustand welche Auswirkungen hätten. Erst dann wird der Kreistag entscheiden, wie es langfristig weitergeht. Geprüft werden sollen dabei diese Punkte:

 > Vor- und Nachteile bei der Behandlungsqualität

 > Vor- und Nachteile bei der Personalgewinnung

> Investitionsbedarf

 > Erreichbarkeit der Standorte

 > Wirtschaftlichkeit

 > Kosten der Umstrukturierung von neun Standorten auf drei oder vier Standorte

 > Verzahnung von ambulanter/stationärer Versorgung

 > Verzahnung mit medizini schen Versorgungszentren und der Notfallversorgung

 Weitere Kriterien von Klinikleitung und Gutachtern