Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 könnten die Fans aufgrund schwächerer Gegner noch mehr Gelegenheit dazu haben, Tore der deutschen Elf so zu bejubeln wie im Sommer 2014 beim Public Viewing in Ettenheim. Foto: Bender Foto: Lahrer Zeitung

Vereinsvertreter halten nichts vom Turnier mit 48 National- mannschaften / "Es geht nur ums Geld"

Die Fußball-WM wird 2026 mit 48 statt 32 Mannschaften gespielt. Wir haben uns bei Verantwortlichen von Ortenauer Vereinen umgehört, was sie von der Entscheidung der Fifa halten.

Ortenau. Michael Wagner, Vorsitzender für den Bereich Sport beim Oberligisten Offenburger FV, hält nichts von einem Turnier mit 48 Teams: "Künftig muss man davon ausgehen, dass es keine namhaften Nationen mehr geben wird, welche sich nicht qualifizieren. Ohne eine entsprechende Leistung in der Qualifikation sollte eine Teilnahme an einer Weltmeisterschaft nicht möglich gemacht werden." Zudem, so Wagner, sei die Mehrbelastung für die Nationalspieler extrem, was sich auch auf den nationalen Spielbetrieb auswirke.

Ähnlich äußert sich auch Claus Haberecht, Präsident des Verbandsligisten Kehler FV: "Eine Veranstaltung mit 48 Teams sprengt den organisatorischen Rahmen und führt grundsätzlich zu einer sportlichen Abwertung dieser Weltmeisterschaft."

Friedhelm Roth, Vorsitzender der SF Ichenheim, hält ebenfalls nichts von der Aufblähung: "Es geht um den WM-Titel und es sollte auch ein Turnier der weltbesten Teams bleiben."

Rochus Becherer, Verantwortlicher beim Bezirksligisten FV Sulz, glaubt, dass durch die Aufstockung um 16 Mannschaften die sportliche Qualität verloren geht, "da in den ersten zwei Wochen von den kleinen Nationen doch nur gemauert wird und jeder auf ein Wunder hofft."

Haberecht ist davon überzeugt, dass die sportliche Qualität verloren geht, "wenn beispielsweise in den Vorrunden Tahiti gegen Sudan oder Vietnam gegen ein europäisches Spitzenteam spielt."

Wagner stimmt ihm zu, denn "je nachdem wer künftig mehr Plätze erhält, muss damit rechnen, dass Nationen zur WM kommen, die qualitativ nicht mithalten können."

Edgar Mäntele vom SC Hofstetten ist überzeugt, dass es "weder den ›großen‹ noch den ›kleinen‹ Fußball-Nationen etwas bringt, wenn ein Spiel mit 7:0 oder 8:0 ausgeht." Doch dies werde zwangsläufig passieren, da das sportliche Leistungsgefälle einfach zu groß sei. Die "kleinen" Fußball-Nationen würden dadurch auch nichts lernen. "Wenn sich hohe Niederlagen häufen, könnte der Frust darüber zum Schluss größer sein als die Tatsache, einmal dabei sein zu dürfen", so Mäntele weiter.

Ralf Lorenz, Vorsitzender des SV Oberachern, glaubt, dass durch die Mammut-WM Langeweile einkehren wird, weil "die Vorrunde von defensiven Spielen geprägt wird". In der Vorrunde würden dann voraussichtlich in 16 Gruppen drei Teams spielen und die ersten beiden weiterkommen. "Das heißt für jede Mannschaft: verlieren verboten", so Lorenz. Er ist sich sicher, dass die WM erst "in der K.o.-Runde anfängt, interessant zu werden". Mäntele merkt außerdem an, dass die Überlegungen der Fifa, Unentschieden abzuschaffen oder Elfmeterschießen einzuführen, auch keine Spannung bringe.

Haberecht sieht jedoch auch Vorteile einer WM mit 48 Teams: "Es werden natürlich viele neue Fernsehzuschauer aus anderen Ländern hinzukommen und für eine entsprechende und befriedigende Quote sorgen."

Lorenz ist sich sicher, dass Geld eine große Rolle bei der Entscheidung gespielt hat: "Giovanni Infantino wurde doch auch von den Verbänden gewählt, die nun eine Chance haben, an einem WM-Turnier teilzunehmen." Auch Becherer ist überzeugt davon, dass "es nur ums Geld geht." Das Land, das eine WM austrage, sei pleite und die Fifa stecke wieder eine Milliarde mehr ein. Sein Tipp ist daher, keine Bewerbung für die Spiele abzugeben. "Dann regelt sich das alleine", glaubt er. Geld sei der einzige Grund für die Aufstockung, stimmt ihm auch Mäntele zu: "Die Fifa muss aufpassen, dass sie das Rad nicht überdreht. Irgendwann wird es dem normalen Fan an der Basis zu viel und er wendet sich ab."