An den Ortenauer Kliniken fehlt Personal. Neue Kräfte werden von den Philippinen geholt, hier für das Klinikum Lahr-Ettenheim. Von links Emah Delima, Paul Abaygar, Pflegedirektor Hans Jürgen Kargoll, Vize-Personalleiterin Claudia Fallert, Pflegekräfte Liza Balute, Faith Galura, Rejoy Mondido und Shierah Bayogos sowie Pflegedienstleiterin Christine Döbler. Foto: Ortenau-Klinikum

Personal der Krankenhäuser trotz der Strukturpläne nicht in Gefahr / Neue Kräfte aus Asien

Ganz gleich, wie die Zukunft der Kliniken im Ortenaukreis mittel- und langfristig aussehen mag: Es fehlt heute schon ganz massiv Fachpersonal. Jetzt kommen neue Kräfte von den Philippinen.

Ortenaukreis. Die zuletzt hitzige Debatte um die Zukunft der Krankenhäuser des Ortenau Klinikums hat nicht nur die Kreispolitiker und betroffenen Bürgermeister und Kommunen bewegt, sondern naturgemäß auch die Beschäftigten der Kliniken. Das war bei der Pressekonferenz zur Strukturreform deutlich angeklungen. Viele Mitarbeiter hätten sich besorgt über die Debatte zur möglichen Schließung einzelner Häuser geäußert, hieß es.

Doch die Situation am überhitzten Arbeitsmarkt sollte die Beschäftigten der Kliniken beruhigen. "Wir haben viel zu wenig Fachkräfte, an allen Ecken und Enden fehlt uns gutes Fachpersonal", erklärte Christan Keller, der Geschäftsführer des Klinikverbunds. Die heutigen Mitarbeiter bräuchten sich keinerlei Sorgen zu machen. Für jeden gebe es auch in Zukunft Verwendung – möglicherweise nicht im gleichen Ort und der jetzigen Abteilung, aber im Klinik-Verbund insgesamt auf alle Fälle.

Bei der jetzt anstehenden Prüfung, welche Struktur der Klinikverbund in mittel- und langfristiger Zukunft haben sollte, geht es deshalb auch um die Einschätzung, welche Variante aus Sicht der Personalplanung die sinnvollste sein könnte. Medizinische Fachkräfte fühlen sich zumeist in größeren Einheiten wohler, mit erstklassiger Technik und Spezialisierung. Neue Ärzte und Pflegekräfte lassen sich für größere Einheiten meist besser gewinnen, als für kleinere Häuser, sagen Arbeitsmarkt-Experten.

Betriebsbedingte Kündigungen aufgrund – wie auch immer gearteter – Neuorganisationen der Krankenhäuser im Ortenaukreis schließt die Klinikleitung kategorisch aus. Das betonte sie bei der Pressekonferenz ausdrücklich.

Mitarbeiter aus Asien sind neu im Team

Dass Personal mittlerweile schon von weit her geholt werden muss, um Personallöcher an den Krankenhäusern zu stopfen, wird an den jüngsten Neuanstellungen deutlich.

In den vergangenen Wochen haben die Ortenau-Kliniken in Offenburg und Lahr insgesamt elf weitere Pflegerinnen und Pfleger aus den Philippinen in ihre Reihen aufgenommen, teilt die Klinik jetzt mit.

Die ausgebildeten Pflegekräfte werden in den kommenden Monaten ihre Anerkennung als Gesundheits- und Krankenpfleger nach bundesdeutschem Recht erhalten und sich in die beiden Häuser integrieren. "Wir freuen uns, dass wir unsere Pflegeteams erneut verstärken können, denn wir wollen auch zukünftig die ärztliche und pflegerische Patientenversorgung im Ortenau Klinikum auf hohem Niveau gewährleisten", betonen Klinik-Geschäftsführer Christian Keller und die beiden Pflegedirektoren Hans Jürgen Kargoll (Lahr) und Markus Bossong (Offenburg).

Angesichts des bundesweiten Fachkräftemangels im Gesundheitswesen werde die Gewinnung von qualifiziertem Personal in den kommenden Jahren eine der größten Herausforderungen für den Ortenauer Klinikverbund sein, hieß es weiter

Das Ortenau-Klinikum setzt sich seit 2013 mit einer Personalagentur für die Gewinnung ausländischer Pflegekräfte ein. Neben neuen Mitarbeitern aus Spaniern und Ungarn sind zuletzt vermehrt Pflegekräfte aus dem asiatischen Land in die Ortenau gekommen. Auf den Philippinen gibt es mehr qualifizierte Pflegekräfte als offene Stellen. In Deutschland ist die Situation dagegen genau umgekehrt.

Das statistische Bundesamt prognostiziert, dass nach dem jetzigen Stand im Jahr 2025 über 200 000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen werden, da immer mehr Fachkräfte benötigt werden.

INFO

Neue Pfleger

Auf den Philippinen werden die Fachkräfte sprachlich und fachlich auf den Beruf und das Leben in Deutschland vorbereitet. Sie absolvieren eine Sprachprüfung und lernen praxisorientiert die Unterschiede in der Ausbildung und in der Tätigkeit des Pflegeberufs im Vergleich zu ihrem Heimatland. Nach sechs bis acht Monaten am Ortenau-Klinikum wird ihre berufliche Qualifikation als Gesundheits- und Krankenpfleger durch das Regierungspräsidium anerkannt. Bis Ende 2017 erwarten die Ortenau-Kliniken in Offenburg und Lahr über diesen Ausbildungsweg 19 weitere Pflegekräfte von den Philippinen.